Erle. Gelsensport: Nach fast drei Stunden einigen sich Bündnis 90/Die Grünen sowie Gelsenkirchens GroKo aus SPD und CDU auf einen gemeinsam Antrag.

Der Ausschuss für Sportentwicklung trifft sich am Donnerstagnachmittag zu seiner zweiten Sitzung des Jahres, zu einer Sondersitzung. Das Thema: Gelsensport. Das Problem: Vom Gelsenkirchener Stadtsportbund ist niemand da. Einen Geschäftsführer gibt es bekanntlich nicht mehr, weil Marco Baron im März abberufen worden ist, und Präsident Jürgen Deimel ist krank, so dass er nicht an der Sitzung teilnehmen kann.

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Das ändert jedoch nichts daran, dass sich die Mitglieder des Ausschusses über Gelsensport unterhalten, austauschen und vor allem zunächst auch streiten. Die erste Halbzeit bis zur Durchlüftungspause im Erich-Kästner-Haus in Erle dauert 75 Minuten und ist durchaus von Nickligkeiten geprägt. Es geht darum, wie mit den beiden vorliegenden Anträgen umzugehen ist. Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hatte ihren bekanntlich bereits für die Ratssitzung am 25. März gestellt, die GroKo aus SPD und CDU hat ihren am 14. April eingereicht. Vorab in einer kurzen Zusammenfassung: Das Ziel ist es vor allem, und das gilt für beide Anträge, mehr Hintergründiges über das Modell Gelsensport, das seit 1994 existiert, und dessen Arbeit zu erfahren.

Ali-Riza Akyol: „Fast öffentliche Hinrichtung eines Familienvaters“

Andreas Batzel, der sportpolitische Sprecher der CDU, meint, dass nicht groß diskutiert werden könne, „da uns keiner Rede und Antwort stehen kann“, wie er sagt. „Wir müssen Fakten zusammentragen, um konstruktiv weiterzuarbeiten.“ Indes hebt David Fischer, der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen, noch einmal hervor, dass Gelsensport rechtsstaatliche Prinzipien missachtet habe. Christian Fischer, der Vorsitzende des Fußballkreises Gelsenkirchen, Gladbeck und Kirchhellen, sei öffentlich diffamiert worden, obwohl es sich um ein laufendes oder schwebendes Verfahren handele. „Ein Skandal“, meint David Fischer und moniert, dass sich Gelsensport immer noch nicht gerechtfertigt habe. Ali-Riza Akyol, der WIN-Fraktionschef, spricht später von einer „fast öffentlichen Hinrichtung eines Familienvaters, der auch Lehrer ist“.

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Dass es bei Gelsensport Verfehlungen gegeben habe, streitet auch Andreas Batzel nicht ab. „Die sind nicht schönzureden, und das muss aufgeklärt werden“, sagt der CDU-Mann und wiederholt, dass eine Faktenlage nötig sei, um das Bestmögliche stehen zu haben. „Uns“, sagt er, „geht’s um die Zukunft des Sports.“ Bevor es an diesem Nachmittag in die viertelstündige Pause geht, betont Peter Tertocha (Bündnis 90/Die Grünen) aber noch einmal sehr deutlich, dass er es merkwürdig finde, dass Gelsensport zu dieser Sondersitzung keinen Vertreter geschickt habe. „Der, der meint, niemandem Rechenschaft schuldig zu sein, erscheint nicht“, formuliert er und folgert daraus seine Vermutung, dass Gelsensport an einer Aufklärung nicht interessiert sei.

Köpfe werden in der ersten Pause durchlüftet

Halbzeit – und noch ist nicht zu ahnen, dass es nicht die letzte Un­terbrechung sein wird. Sascha Kurth bringt anschließend erst mal seine Hoffnung zum Ausdruck, dass alle in der Pause draußen auch „die Köpfe ein bisschen durchlüftet haben“. Ob es an den Worten des Fraktionsvorsitzenden der CDU gelegen hat? Tatsächlich geht es so weiter, dass sich diese doch etwas ruppige Partie fast Richtung Freundschaftsspiel bewegt. Obwohl der Zweikampf nicht vom Feld ist, ob Gelsensport die politische Neutralität fehle, die Bündnis 90/Die Grünen und WIN im Erich-Kästner-Haus weiterhin als sehr entscheidenden Vorwurf auf ihrer Taktik-Tafel stehen haben.

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Die Fakten sind klar: Auf den langjährigen Geschäftsführer Gelsensports, Günter Pruin, folgte Marco Baron – ein SPD-Mann auf einen SPD-Mann. Und auf Jürgen Deimel soll Dieter Kutzborski folgen. So hat es der Präsident bereits im Februar des vergangenen Jahres verkündet – hier also ein CDU-Mann auf ei­nen CDU-Mann.

Die Pause vor der Verlängerung dauert 26 Minuten

Die zweite Halbzeit dauert nun auch schon wieder länger als eine halbe Stunde, aber es deutet inzwischen alles darauf hin, dass sich Bündnis 90/Die Grünen sowie die GroKo darauf einigen können, einen Antrag zu stellen, einen gemeinsamen, anhand dessen die Verwaltung das Modell Gelsensport analysieren kann und nach der kommunalpolitischen Sommerpause erste Ergebnisse präsentieren soll– gegebenenfalls auch mit externer Hilfe. „Es geht um den Sport in dieser Stadt, um die Sache“, sagt Sportdezernentin Anne Heselhaus kurz vor der Verlängerung an diesem Nachmittag. „Darum, das für Bürgerinnen und Bürger nach vorne zu bringen.“ Für die Vereine.

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Obwohl Daniel Siebel (SPD), der Vorsitzende des Ausschusses für Sportentwicklung, die Pause vor der Verlängerung für fünf Minuten anberaumt, dauert diese Besprechung der sportpolitischen Entscheider der Fraktionen dann 26 Minuten. Nach fast drei Stunden dauert es bis zum Schlusspfiff jedoch nicht mehr lange: Der gemeinsame Antrag, also der Auftrag für die Verwaltung, wird beschlossen – und zwar einstimmig.