Münster. Günter Pruin im WAZ-Interview. Er nennt Ziele für die Zukunft von Gelsensport, hofft auf sachliche Diskussionen, gesteht aber auch Fehler ein.

Vor 13 Monaten hat Günter Pruin (70) seinen Vertrag als Gelsensport-Geschäftsführer aufgelöst. Er ist nach Münster gezogen, aber Berater des Stadtsportbundes geblieben. Nach der Entlassung seines Nachfolgers Marco Baron kehrt er nun wieder intensiver zurück.

Der Rat hat eine Sondersitzung des Sportausschusses beschlossen. Am 15. April soll es um die aktuelle Situation bei Gelsensport gehen. Wie sehen Sie das?

Günter Pruin: Hoffentlich wird es der Beginn einer sachlichen Diskussion. Die Grünen haben im Rat wohl ein ganzes Feuerwerk von Verunglimpfungen und Beleidigungen abgebrannt. Das interessiert mich aber nicht sonderlich.

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Welche Erwartung haben Sie?

Ich wünsche mir eine Diskussion auf Augenhöhe, und für die Begleitung der Organisationsanalyse der Sportverwaltung, die politisch beschlossen wurde, bin ich bei Gelsensport zuständig. Ebenso für die Sportentwicklungsplanung. Wir sind inhaltlich gut aufgestellt und freuen uns auf die Diskussion. Vor allem bin ich auf die inhaltliche Debatte gespannt. Ich bin gespannt, ob ich eingeladen werde.

Günter Pruin: „Auf die Arbeit freue ich mich und bin hochmotiviert“

Wie wollen Sie das denn jetzt alles von Münster aus regeln?

Ich bin zwar schon 70, aber das ist im heutigen Medienzeitalter kein Problem. Und wenn ich in Gelsenkirchen gebraucht werde, werde ich da sein. So weit ist es ja nicht.

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Wie geht es jetzt weiter?

Wir werden versuchen, das Vertrauen wieder herzustellen. Es ist aber ein Ammenmärchen, wenn behauptet wird, dass alle Vereine Gelsensport kritisieren. Trotzdem ist einiges schiefgelaufen, und das gehen wir an. Konsequent und zielstrebig. Auf die Arbeit freue ich mich und bin hochmotiviert.

Apropos Vertrauen: Ist ein solches vielleicht auch deshalb etwas flöten gegangen, weil Gelsensport-intern ein paar merkwürdige Dinge passiert sind? Es fällt zum Beispiel auf, dass einige, die Sie protegiert haben, mehr oder weniger abgestürzt sind: Tanja Eigenrauch fällt mir ein – und zuletzt Marco Baron.

Günter Pruin: „Tanja Eigenrauch macht in Sachen Sportwicklung einen guten Job“

Das ist in der Tat ein Stück weit auch meine Verantwortung. Aber das ist Geschichte, und Tanja Eigenrauch macht in Sachen Sportwicklung einen guten Job. So ist es halt im Leben. Man muss zu seinen Entscheidungen stehen, vor allem, wenn sie nicht richtig waren. Meine Erwartungen erfüllen sich nicht immer, und dann müssen die Entscheidungen korrigiert werden. Die trifft aber das Präsidium. Ich will mich nicht dahinter verstecken, sondern stehe zu meiner Verantwortung.

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Sie haben erklärt, dass es Vorschläge in Richtung Sportstätten geben soll?

Na klar, wir werden die Mittel des Programms „Moderne Sportstätten“ und die der Sportpauschale zusammenbinden und sehr schnell einen dreijährigen Zukunftsplan vorlegen. Dann kann die Politik sagen, was sie unterstützt und was nicht. Ich würde vorschlagen, Erle 08 zu unterstützen, wenn es um einen Kunstrasen geht, der nicht zur Versiegelung führt, ebenso die Erler SG mit ihrem Vereinsheim. Am Südstadion entwickelt sich eine interessante Initiative; wenn das belastbar ist, könnte es da auch Richtung Kunstrasen gehen.

Die SSV Buer plant die Übernahme des Platzes

Das sind interessante Vorschläge. Ist das realistisch?

Wir werden den Fußballkreis mit ins Boot holen, und wir werden auch vorschlagen, einen Prüfauftrag im Sportausschuss zu stellen, ob die Vorstellungen der SSV Buer eine Realisierungschance haben. Die haben dort weitreichende Pläne, was die Übernahme des Platzes betrifft. Da muss die Stadt ran und die Machbarkeit prüfen. Das entscheidet dann aber die Politik und nicht Gelsensport.

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Gelsensport wird also nicht aufgelöst?

Wir werden ein „Memorandum zur Organisationsanalyse und zur Sportentwicklungsplanung“ vorlegen. Daran kann man sich dann abarbeiten. Ich finde eine externe Bewertung der Sportverwaltung hervorragend. Dann wird deutlich, wo wir stehen und wie es weitergehen kann. Es wird deutlich, wie wenig Geld dem Sport zur Verfügung steht und wer für was Verantwortung trägt. Schade, dass ich nicht selbst auf diese Idee gekommen bin. Von daher bin ich der Politik sehr dankbar. Es gibt viel zu tun, und wir stehen bereit. Wenn man dann Gelsensport immer noch auflösen will… Aber das entscheidet dann die Politik auf einer sachlichen Grundlage.