Ruhrgebiet. WBV-Präsident Uwe Plonka im Interview über die Bedeutung des Corona-Jahrs für den Amateur-Basketball und finanzielle Probleme des Verbands.

Ein Jahr ohne Spielbetrieb – diesen traurigen Jahrestag begeht der Westdeutsche Basketballverband (WBV) am heutigen Freitag. Am 12. März 2020 gab der WBV die Aussetzung des Spielbetriebs aufgrund des Ausbruchs der Corona-Pandemie bekannt. In der Meldung der Satz: „Ob es uns gelingen wird, den Spielbetrieb nach Ostern wieder aufnehmen zu können, ist heute noch nicht abzuschätzen.“ Bald ist Ostern 2021 – und der Spielbetrieb ruht immer noch.

Den Basketball trifft es damit noch härter als viele andere Sportarten: Während die Spielzeiten im Fußball, Volleyball oder Handball im Spätsommer zumindest anliefen, konnte die Basketball-Saison in den meisten Klassen wegen des zweiten Lockdowns gar nicht erst starten. Im Interview spricht WBV-Präsident Uwe Plonka (64) über die Auswirkungen eines Jahres ohne Spielbetrieb und erklärt, warum der Verband finanziell an seine Grenzen stößt.

Herr Plonka, der Vorsitzende des Herner TC, Wolfgang Siebert, hat die Situation der Amateure kürzlich drastisch beschrieben und gesagt, der Sport sei zurzeit tot. Wie sehen Sie das?

Uwe Plonka So weit würde ich nicht gehen, weil tot ja bedeuten würde, dass es uns gar nicht mehr gibt. Uns gibt es sehr wohl noch. Wir standen von Anfang an mit unseren Vereinen in Kontakt und halten diesen über Videokonferenzen oder Online-Workouts weiterhin. Das kommt gut an, in den Konferenzen sind immer 150 bis 200 Klubs dabei.

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Was bedeutet ein Jahr ohne Spielbetrieb für den Basketball?

Mir tun vor allem die Kinder leid, dass sie nach der Schule nicht in die Hallen kommen können. Außerdem finde ich es schlimm, dass wir fast keine Neuanmeldungen haben. Es gibt immer eine Fluktuation im Sport, einige kommen, einige gehen. Aber unter dem Strich sollen es mehr werden. Die Mitgliederzählung im Landessportbund für das Jahr 2020 ist eindeutig: Einige Landesverbände haben zehn bis 15 Prozent ihrer Mitglieder verloren. Bei uns geht’s noch, wir haben nur im Mini-Bereich verloren. Aber da wir nichts anbieten können, kommen fast keine Mitglieder dazu. Welche Auswirkungen das hat, können wir 2021 noch nicht sehen. 2022 wird sich zeigen, wie viele wir auf dem Weg verloren haben und ob von den 406 NRW-Vereinen noch alle existieren.

Uwe Plonka, Präsident des Westdeutschen Basketball-Verbands.
Uwe Plonka, Präsident des Westdeutschen Basketball-Verbands. © WBV

Wie sieht denn die finanzielle Situation der Vereine aus?

Ich kann nicht in jeden Verein hineinschauen. Aber sie haben ja weiterhin die Mitgliedsbeiträge erhalten und auch weniger Ausgaben, zum Beispiel für Schiedsrichter. Es gibt kleinere Klubs, die vor allem vom Kaffee- und Kuchenverkauf leben. Die meisten Vereine haben uns allerdings zurückgemeldet, dass sie finanziell noch kein Problem haben. Je länger das dauert, desto schwieriger wird es jedoch. Und es kommt darauf an, ob die Vereine auch jetzt etwas anbieten, zum Beispiel Online-Training. Wenn ja, bleiben die Mitglieder eher treu.

Sorgen in der Jugend und auf dem Verbandskonto

Welche Auswirkungen hat das Jahr ohne Spielbetrieb auf die Nachwuchsförderung? Bricht eine ganze Generation weg?

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Ja, einigen ist sicherlich ein Jahr verloren gegangen, was die eigene Entwicklung angeht. Die meisten Kader durften nicht trainieren. Auch unser Sichtungsturnier, bei dem Talente aus den Vereinen vorspielen, konnte nicht stattfinden. Der Ablauf der Nachwuchsförderung wurde so unterbrochen. Wie sich das auswirken wird, weiß ich noch nicht. Die großen Vereine haben mir gesagt, dass sie das irgendwie hinbekommen. Aber es gibt viele Talente, die in kleinen Klubs spielen. Die wollen wir auch mitnehmen. Wir müssen deshalb im Herbst wieder mit dem Spielbetrieb anfangen, dann können wir das kompensieren. Außerdem müssen die Hallen in den Sommerferien offen bleiben. Viele Kommunen schließen sie normalerweise, um Reparaturen durchzuführen. Aber dafür hatten sie genug Zeit. Wir brauchen offene Hallen, um wieder einen normalen Betrieb zu haben.

Wie sieht die finanzielle Situation des Verbandes aus?

Sie ist zwar nicht dramatisch, aber wir haben ein Problem: Die Mitgliedsbeiträge, die die Vereine an uns zahlen, sind bei uns kein großer Faktor. Sie machen nur 19 Prozent unserer Einnahmen aus. Wir hatten bisher ein Hybrid-Modell und haben vor allem von Strafen und Gebühren gelebt. Allein dadurch fehlen uns 250.000 Euro. Wir haben bisher gut gewirtschaftet und versucht, unseren Mitgliedern so wenig wie möglich abzunehmen. Aber das wird sich ändern müssen, wir brauchen ein neues Beitragsmodell.

„Wir Basketballer sind nun mal keine Langstreckenläufer“

Zu welchem Verein werden Sie nach der Corona-Pause als Erstes wieder gehen?

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Dann gehe ich natürlich in meinen Heimatverein, das ist der SV Haspe 70. Endlich mal wieder trainieren. Wir Basketballer sind nun mal keine Langstreckenläufer, wir haben das Joggen nicht erfunden. Ich freue mich schon darauf, die Sportkameraden wieder persönlich zu treffen und nach dem Training zusammen ein Bierchen zu trinken. Natürlich alkoholfrei.

So reagieren die Vereine: