Gelsenkirchen. 11. März 2020: Vor einem Jahr gab es den letzten Schalker Jubel. Dass es das letzte Profi-Spiel der S04-Basketballer ist, ahnt da aber niemand.

Als Alexander Osipovitch am 11. März 2020 die Willy-Jürissen-Halle in Oberhausen betritt, ist alles anders. Dass in wenigen Minuten das letzte Profi-Basketballspiel des FC Schalke 04 in der 2. Bundesliga Pro A gegen die PS Karlsruhe Lions stattfinden würde, konnten weder Coach Alexander Osipovitch noch sein Assistent Patrick Carney ahnen. Die Sorge war zu diesem Zeitpunkt eine ganz andere: Welche Folgen hat die Corona-Pandemie? Und wie lange wird überhaupt noch gespielt? Ein paar Tage später kommt die Antwort: Die Saison wird vorzeitig abgebrochen.

Corona. Schalkes letztes Spiel ist das erste Geisterspiel

Gegen Karlsruhe muss Schalke in einer komplett leeren Halle ran. Zuschauer sind wegen der neuen Corona-Bestimmungen nicht gestattet, die Teams müssen strenge Hygienevorschriften einhalten.

„Ich habe zum ersten Mal in meiner Karriere als Spieler und Trainer ein Basketballspiel ohne Zuschauer bestritten. Dieses Geisterspiel war seltsam. Der einzige Vorteil war, dass meine Spieler jede Anweisung von uns mitbekommen haben“, erinnert sich Alexander Osipovitch im Gespräch mit der WAZ.

Alexander Osipovitch in Aktion: Der 38-jährige Trainer denkt gerne an seine Zeit bei den Basketballern des FC Schalke 04 zurück
Alexander Osipovitch in Aktion: Der 38-jährige Trainer denkt gerne an seine Zeit bei den Basketballern des FC Schalke 04 zurück © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz

Seine Mannschaft hat in der Begegnung gute und weniger gute Phasen, wirkt aber insgesamt griffiger als in vielen anderen Partien. 98:91 steht es am Ende. Beim Trainer wird der Glaube gestärkt, „dass wir den Klassenerhalt sportlich schaffen können.“

Der Sieg macht Hoffnung – dann kommt der Tiefschlag durch den S04-Vorstand

Alexander Osipovitch sagt rückblickend: „Unser nächstes Spiel wäre in Hagen gewesen, wir hätten den Schwung aus dem Karlsruhe-Spiel mitgenommen. Kämpferisch war das eine Topleistung meiner Jungs, sie haben sehr erwachsen gespielt und die richtigen Entscheidungen getroffen. Ich war guter Hoffnung, dass wir die Rettung packen. Aber nach dem Saisonabbruch kam ein ganz anderes Problem auf uns zu, das wir so nicht auf dem Schirm hatten.“

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Die Vereinsführung des FC Schalke 04 senkte beim Thema Profi-Basketball den Daumen nach unten. Aufwand und Ertrag standen nach Meinung des ehemaligen Finanzvorstands Peter Peters und seiner Mitstreiter nicht mehr im Einklang.

Plötzlich war Schalkes höherklassiger Basketball und damit auch die Profi-Cheftrainer-Station von Alexander Osipovitch Geschichte. „Natürlich war das im Frühjahr 2020 ein herber Schlag, aber ich bin nicht der Typ, der ausschließlich in der Vergangenheit lebt und den Dingen lange hinterhertrauert. Ich habe die positiven Erinnerungen im Kopf behalten. Und dort bleiben sie auch. Wir haben die Saison sportlich mit einem Sieg beendet und gezeigt, dass wir es draufhaben. Der Eindruck bleibt haften.“

Schalkes Mannschaft verstreut sich in alle Himmelsrichtungen

Unmittelbar nach der abgebrochenen Spielzeit verstreute sich Schalkes Mannschaft in sämtliche Himmelsrichtungen. Die Amerikaner um Courtney Belger bemühten sich so schnell wie möglich um Flüge in die Vereinigten Staaten, um einem wegen der Corona-Pandemie drohenden Flug-Stopp zuvorzukommen.

„Das war wie eine kleine Panik. Alle wollten schnell zu ihren Familien. Die Jungs dachten, dass sie nicht mehr aus Deutschland wegkommen“, blickt Alexander Osipovitch zurück. Ein gemeinsames Abschiedsessen war auf Schalke also nicht möglich.

„Wir haben das ein paar Monate später im kleineren Kreis mit den Spielern, die hier in der Umgebung geblieben sind, und unseren Physiotherapeuten sowie einigen Mitarbeitern nachgeholt“, sagt der ehemalige S04-Coach.

Einige Spieler wie Shawn Gulley (Düsseldorf), Thomas Szewczyk (Essen), Johannes Joos (Bochum) oder Migel Wessel (Wulfen) sind im Umkreis von Gelsenkirchen geblieben. Auch sie werden zum Jahrestag noch einmal an ihr letztes Spiel denken und sich daran erinnern, was auf Schalke im Frühjahr 2020 abgelaufen ist.

Trainer Osipovitch hat einen Rat für die Schalker Verantwortlichen

Groll hegt Alexander Osipovitch im Nachhinein keinen. „Ich bin bei Schalke mit einem positiven Gefühl rausgegangen“, sagt der 38-Jährige. „Ich habe dort viele gute Leute getroffen und jede Menge Erfahrung gesammelt. Schalke wird immer in meinem Herzen und in meinem Gedächtnis bleiben, weil es ein besonderer Verein ist. Ich wünsche Schalke nur das Beste.“

Dass die Profi-Fußballer parallel zum Corona-Ausbruch das Siegen verlernt haben und Richtung 2. Liga taumeln, passt irgendwie ins Bild. „Ich bin oft mit der Bahn von Essen zum Training nach Gelsenkirchen gefahren, kenne also die Stadt und auch die Menschen. Die Leute geben alles für diesen Verein, sie leben für Schalke, sie haben blau-weißes Blut. Daran sollten die Verantwortlichen immer denken.“

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