Gelsenkirchen. Philipp Marquardt analysiert die Transfers: Huntelaar kann mitreißen. William erhöht die Qualität. Kolasinac bringt viel Herzblut mit.

Mit Torjäger Klaas-Jan Huntelaar (37/Ajax Amsterdam), Rechtsverteidiger William (25/VfL Wolfsburg) und Linksverteidiger Sead Kolasinac (27/FC Arsenal) hat Fußball-Bundesligist FC Schalke 04 auf dem Transfersektor nachgelegt, um seine Chancen auf den Liga-Verbleib zu erhöhen. Die Königsblauen sind mit nur sieben Zählern in einer fast aussichtslosen Situation und müssten im Schnitt fast jedes zweite der noch 16 ausstehenden Spiele gewinnen, um den Kopf doch noch aus der Schlinge zu ziehen.

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Schalke 04: Mix aus Hoffnung und Strohhalm

„Wenn man den Schalkern jetzt ein Zeugnis ausstellen würde, dann wäre darin die Formulierung enthalten: Sie waren stets bemüht. Was sie jetzt gemacht haben, ist ein Mix aus Hoffnung, letzter Strohhalm und Verzweiflung“, sagt Philipp Marquardt, Experte des Statistikportals transfermarkt.de, im Gespräch mit der WAZ.

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Marquardt: „Aufgrund der angespannten finanziellen Lage kann man Schalkes Sportvorstand Jochen Schneider aktuell keinen Vorwurf machen. Er hat aus den begrenzten Möglichkeiten noch das Beste herausgeholt. Schalke hatte auf den defensiven Außenbahnen Bedarf, dazu im Angriff. Dort haben sie nachgebessert. Im zentralen Mittelfeld hätte ihnen sicherlich auch zusätzliche Qualität gut zu Gesicht gestanden, aber dafür waren die Mittel einfach nicht mehr vorhanden.“

Schalke: Vieles hängt bei den Neuen von der Fitness ab

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Die große Frage, die sich Schalkes Fans stellen: Kann der Tabellenletzte mit Huntelaar, William und Kolasinac die Wende schaffen? Philipp Marquardt: „Ich bin sicher, dass es mit den drei Spielern in der Startelf ein anderes Schalke sein wird als vorher. Vieles wird aber davon abhängen, ob Klaas-Jan Huntelaar, der ja nun auch schon ein gewisses Alter erreicht hat, in den kommenden Wochen fit bleibt und vor allem auch das nötige Futter im Strafraum bekommt.“

Nicht nur bei Huntelaar, dessen Schalke-Debüt sich aufgrund einer Wadenverletzung bisher verzögert hat, gibt es Zweifel, sondern auch beim von Wolfsburg ausgeliehenen William. Der Brasilianer hat sich im Februar 2020 das Kreuzband gerissen und erst in den vergangenen Wochen wieder Fahrt aufgenommen. Sein letzter Pflichtspiel-Einsatz über die volle Distanz liegt lange zurück. Am 2. Februar 2020 spielte William 90 Minuten beim Wolfsburger 4:2-Sieg in Paderborn.

Schalke: Win-Win-Situation mit William

„Er kommt aus einer schweren Verletzungsphase und muss natürlich erst wieder in den Rhythmus kommen“, urteilt der Transfermarkt-Experte, „aber grundsätzlich ist der Schritt nach Schalke sowohl für William als auch für den S04 eine Win-Win-Situation. William kann sich neu positionieren, er wäre ja in Wolfsburg hinter Ridle Baku und Kevin Mbabu nur die Nummer drei auf der rechten Abwehrseite gewesen. Und die Königsblauen haben ihre offene Stelle neu besetzt. William hat einen Marktwert von zehn Millionen Euro. Er reiht sich aktuell in die Top-Fünf der wertvollsten Schalke-Spieler des aktuellen Kaders ein.“

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Sead Kolasinac hat bereits einige Kostproben seines Könnens abgegeben und war mit seiner engagierten Spielerweise auch am bisher einzigen Saisonsieg des Traditionsklubs beim 4:0 über Hoffenheim maßgeblich beteiligt. „Kolasinac tut Schalke sicherlich gut“, sagt Marquardt, gibt aber zu bedenken: „Er hatte bei Arsenal nur überschaubare Einsatzzeiten. Es kann sein, dass sich der Körper bei permanenter Belastung, wie sie in den ersten Januar-Wochen stattgefunden hat, öfter mal meldet. Zuletzt fiel er bereits wegen Oberschenkelproblemen aus. Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass Kolasinac von den restlichen 16 Spielen vielleicht nur 13 Partien absolvieren kann. Das gilt selbstverständlich auch für Huntelaar. Dieses Risiko spielt mit.“ Aber auch der Faktor Hoffnung spielt eine große Rolle. Marquardt: „Huntelaar ist ein Typ, der mitreißen kann. An ihm kann sich Schalke hochziehen.“ Und vielleicht das königsblaue Wunder schaffen…

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