Gelsenkirchen. Schalke 04 hat einen neuen Rechtsverteidiger verpflichtet. Der Brasilianer William kommt vom VfL Wolfsburg. Ein Portrait des Neuzugangs.

Am meisten, hat William mal gesagt, habe er seiner Oma zu verdanken. „Wenn ich mal keine Lust hatte aufs Training, hat sie mich rausgeschickt. Das ging einige Mal so, sie war sehr streng zu mir“, sagte der 25-jährige Brasilianer und ergänzte: „Sie hat mir damit sehr geholfen.“ Aus William wurde ein Fußballprofi – und von seinen Fähigkeiten will bis zum Saisonende die Fans des FC Schalke 04 überzeugen. Die Schalker haben sich mit dem VfL Wolfsburg auf ein Leihgeschäft verständigt. Williams Schalke-Debüt ist für das Spiel bei Werder Bremen am Samstag (15.30 Uhr/Sky) vorgesehen.

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William soll Schalkes Schwäche auf der rechten Abwehrseite beheben. „Wir sind sehr froh, dass wir uns trotz eines knappen Budgets auf allen priorisierten Positionen verstärken konnten“, sagte Schalkes Sportvorstand Jochen Schneider. Vor William waren bereits Linksverteidiger Sead Kolasinac (FC Arsenal) und Stürmer Klaas-Jan Huntelaar (Ajax Amsterdam) gekommen.

William sagte zur Begrüßung auf Schalke: „Ich kann es kaum abwarten, endlich auf Schalke loszulegen. Ich brenne darauf, den Klassenerhalt zu erreichen.“ Beim VfL war er zuletzt nur noch die Nummer drei hinter Ridle Baku und Kevin Mbabu, bestritt erst zwei Spiele in dieser Saison. Doch das war schon einmal anders. Im Sommer 2017 kam William vom SC Internacional Porto Alegre für fünf Millionen Euro nach Wolfsburg – ein Jahr, nachdem er mit Brasiliens Olympiamannschaft die Goldmedaille gewonnen hatte. Mit dem Flugzeug ist Porto Alegre 19 Stunden von Nordrhein-Westfalen entfernt, zwei Umstiege sind nötig. Mal eben schnell in die Heimat zu seiner Oma fliegen klappt nicht. „Sie weiß mehr über Fußball als jeder andere Mensch, den ich kenne“, sagte William. Und sie gab ihm auch das Okay zum Wechsel nach Deutschland.

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Zunächst lief es für William nicht gut, unter den Trainern Andries Jonker und Martin Schmidt war er in seinem ersten Jahr meist nur zweite Wahl. Erst zu Schmidts Nachfolger Bruno Labbadia baute William ein Vertrauensverhältnis auf. Labbadia nannte ihn seinen „kleinen Vogel“. Damit meinte er, William sei ein Spaßmacher, auch wenn er nur mit Händen und Füßen kommunizieren würde. „Er spricht mit allen“, sagte Labbadia, „obwohl er kaum Deutsch kann.“ Ab seiner zweiten Saison war William Stammspieler, kam für Wolfsburg zu 83 Pflichtspiel-Einsätzen (fünf Tore, sieben Vorlagen). „Er bringt viele Sachen mit, die ihn befähigen, die Außenposition sehr gut zu spielen“, sagte Labbadia.

Neu-Schalker William erlitt Kreuzbandriss

Auch unter Oliver Glasner lief es für William gut, bis der Karriere-Knick folgte – einer, für den er nichts konnte. Am 8. Februar 2020 zog er sich im Bundesligaspiel gegen Fortuna Düsseldorf einen Kreuzbandriss zu. Monatelang musste er pausieren. Als er nach seiner Reha-Zeit in Brasilien zurückkehrte, hatten die beiden Konkurrenten Baku und Mbabu die Nase vorn. Da die Wolfsburger nicht international spielen, besteht für Trainer Glasner nun kein Anlass zu rotieren.

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Deshalb stimmte Wolfsburgs Geschäftsführer Jörg Schmadtke der Schalker Anfrage zu. William wird im 19. Saisonspiel bereits der siebte Rechtsverteidiger der Schalker sein – und ist direkt im Abstiegskampf gefordert. Trainer Christian Gross erhofft sich von William Stabilität in der Defensive und viel Mut in der gegnerischen Hälfte. „Mit William und Timo Becker verfügt unser Trainer über zwei ganz unterschiedliche Typen, die diese Position je nach Bedarf ausfüllen können“, sagte Schneider.

Unterstützung bekommt William von seiner Familie – damit ist nicht nur die Oma gemeint, sondern auch seine Frau mit den beiden kleinen Kindern. Schon mit 17 hat er geheiratet, er war ein etwas anderer Jung-Profi, der mit seinem ersten Gehalt nicht groß protzte, sondern die Zukunftsplanung vorbereitete: „Wir haben uns ein kleines Haus und ein Auto gekauft.“

Bei der Eingewöhnung in Gelsenkirchen würden seine Familie und Co-Trainer Naldo helfen. Zwei Dinge haben Naldo und William gemeinsam: Sie sind Brasilianer – und wechselten von Wolfsburg zu Schalke 04.