Gelsenkirchen. Zur Saison 1967/68 holte Schalke einen Trainer, der seine ersten neun Bundesliga-Spiele ohne Sieg beendete und nach 13 Partien gefeuert wurde.

Nachdem die Fußballer des FC Schalke 04 am Samstag gegen den VfL Wolfsburg mit 0:2 verloren, ihr 24. Bundesliga-Spiel in Serie nicht gewonnen haben und am Sonntag auf den letzten Tabellenplatz gepurzelt sind, wird der Name ihres Vereins wieder einmal verdammt oft mit dem von Tasmania Berlin in Verbindung gebracht. Der Negativ-Rekordhalter aus Neukölln hat in der Saison 1965/66 insgesamt 31-mal hintereinander nicht gewonnen und fürchtet jetzt tatsächlich königsblaue Konkurrenz.

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„Wir wollen unseren Rekord nicht verlieren. Ich glaube auch nicht daran“, hat Almir Numic, der Vorstandsvorsitzende des Berliner Oberligisten, dem Sportinformationsdienst gesagt. „Das ist seit Jahrzehnten unser Rekord. Der gehört zur Tasmania-Identität. Jeder kennt Tasmania. Zu Saisonbeginn wird in der Sportschau immer über uns gesprochen. Da stehen wir gratis in der Presse. Da brauchen wir keine Werbekampagne. Es wäre schön, wenn das weiterhin so wäre.“

Präsident Günter Siebert feuert Karl-Heinz Marotzke

Schön wäre es sicherlich auch für Manuel Baum, wenn er nicht demnächst Platz eins in der Tabelle der schlechtesten Einstände als Trainer des FC Schalke 04 vor Karl-Heinz Marotzke und Fritz Langner übernähme. Diese beiden hatten nämlich in den 60er Jahren einen noch viel schlechteren Start: Karl-Heinz Marotzke beendete seine ersten neun Spiele beim historisch schwächsten Saisonauftakt als Trainer der Königsblauen in der Saison 1967/68 ohne Sieg und musste vier weitere Partien später gehen – nach nur 136 Tagen und 13 Bundesliga-Spielen, gefeuert vom damaligen Präsidenten Günter „Oskar“ Sie­bert, der im September Nachfolger Fritz Szepans geworden war.

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Er habe mit Norbert Nigbur, Friedel Rausch, Klaus Becher, Klaus Fichtel, Manfred Kreuz und Klaus Senger eine richtig gute Mannschaft gehabt, erinnerte sich der heute 86-jährige Karl-Heinz Marotzke vor ein paar Jahren. „Wir hätten nur noch etwas Zeit gebraucht.“

Klaus Fichtel hat sich zum Nationalspieler gemausert

Für Fritz Langner (1912-1998) waren es saisonübergreifend nach seinem Einstand acht Spiele ohne Sieg: in der letzten Partie 1963/64 sowie den ersten sieben Spielen in der nächsten Saison. Er blieb dann aber bis zum 30. Juni 1967 Schalke-Trainer, ehe er Richtung Norden zum SV Werder Bremen weiterzog.

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Es ist nicht verwunderlich, dass der Name Karl-Heinz Marotzke auch im Schalke Unser bei den schönsten Trainerrausschmissen aufgetaucht ist. „Ein echter Nobody, der auch einen schweren Stand hatte, denn wieder gab es kaum Verstärkungen im Schalker Team“, ist dort zu lesen. „Zwar hatte sich Klaus Fichtel – gerade mal ein Jahr nach seiner Erstligapremiere – zum Nationalspieler gemausert, doch es musste mit Manni Kreuz auch einer der erfahrensten Spieler seine Karriere beenden. Anders als einen klassischen Fehlstart kann man den Beginn der Saison nicht beschreiben. Nach Niederlagen gegen Mönchengladbach, Braunschweig, Köln, Stuttgart, Bremen, Kaiserslautern und Unentschieden gegen 1860 München, Nürnberg und den MSV Duisburg gab es erst am zehnten Spieltag den ersten Sieg.“ Die Torschützen beim 2:1 gegen Alemannia Aachen waren Willi Kraus und Jürgen Wittkamp.

Mit Günter Brocker zum Bundesliga-Klassenerhalt

Kurze Zeit später aber reagierte Günter Siebert und holte einen seiner Teamkollegen aus der Schalker Meistermannschaft von 1958: Günter Brocker, der kurz zuvor in Bremen gefeuert worden war, ersetzte Karl-Heinz Marotzke. „Das einzige Ziel: Klassenerhalt“, steht im Schalke Unser. „Die total verunsicherte Mannschaft brachte Günter Brocke­r wieder auf Kurs. Aus neun Spielen holte Schalke noch 15:3 Punkte, damit war der Abstieg erfolgreich verhindert worden.“

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Nur mal so: Sein zehntes Bundesliga-Spiel als Schalke-Trainer, mit dem er sich in der Negativ-Rekordliste an Karl-Heinz Marotzke vorbeischieben könnte, wird Manuel Baum am 16. Dezember (Mittwoch, 18.30 Uhr) gegen den SC Freiburg bestreiten, und sein 13. am 9. Januar (Samstag, 15.30 Uhr) gegen die TSG Hoffenheim. Das könnte, sofern die Serie der sieglosen Spiele anhielte, der Tag werden, an dem die Königsblauen mit Tasmania Berlin gleichzögen: 31 Bundesliga-Spiele in Folge ohne Sieg.