Gelsenkirchen. Sportvorstand Schneider und Kaderplaner Reschke arbeiten auf Schalke nicht mehr Hand in Hand. Reschke soll vor der Entlassung stehen.

Weil der Traditionsverein FC Schalke 04 mit all seiner Bedeutungsschwere auf den letzten Platz der Bundesliga abgestürzt und schon wenige Wochen nach Saisonbeginn klar geworden ist, dass der Klub der Zweiten Liga entgegentaumelt, beschränken sich Unstimmigkeiten nicht nur auf den sportlichen Bereich. Auch in der Führungsetage herrscht Unruhe, von Harmonie kann nicht die Rede sein.

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Schon länger wird hinter vorgehaltener Hand erzählt, dass sich Sportvorstand Jochen Schneider und der mit der Kaderplanung beauftragte Technische Direktor Michael Reschke nicht mehr grün seien. Nach Informationen dieser Redaktionen pflegen die beiden einen professionellen Umgang: Sie reden noch miteinander, gehen aber nicht mehr im Gleichschritt.

Streitpunkt war bei Schalke 04 vor der Saison die Trainerfrage

Am Montag berichtete der Kicker, dass beide vom Aufsichtsrat kritisch gesehen würden und ihre Jobs auf der Kippe stünden. Sport1 schob nach, Reschke stehe vor dem Aus. Er habe bis kurz vor Ende der Transferperiode im Sommer versucht, teure Leistungsträger zu verkaufen – darunter Omar Mascarell. Reschke habe mit Hertha BSC über einen Wechsel des Kapitäns verhandelt, ohne Schneider und den Spieler selbst zu informieren. Nach Informationen dieser Redaktion war die Initiative allerdings von den Berlinern ausgegangen, die den 27-jährigen Spanier gerne geholt hätten.

Differenzen zwischen Schneider und Reschke hatten sich bereits vorher ergeben. Es ging vor allem um den mittlerweile entlassenen Trainer David Wagner. Ihm wollte Jochen Schneider trotz einer desaströsen Misserfolgsserie in der Rückrunde der vergangenen Saison weiterhin die Mannschaft anvertrauen – weil er erstens darauf hoffte, dass Wagner die Kurve kriegen würde, und weil sich zweitens Schalke 04 einen Trainerwechsel nicht leisten wollte. Dass der nämlich teuer werden würde, weil Wagner einen gut dotierten Vertrag bis 2022 besaß, war vor allem Schneider bewusst und hinderte ihn an einem erneut harten Durchgreifen wie im März 2019 bei der schmerzhaften Trennung von Domenico Tedesco.

Jochen Schneider hielt zu lange an David Wagner fest

Michael Reschke aber hatte längst kein gutes Verhältnis mehr zu David Wagner, der nach seinen anfänglichen Erfolgen im Verein als beratungsresistent galt. Jochen Schneider setzte sich jedoch durch, überließ dem auch bei den Fans längst äußerst umstrittenen Wagner noch die Vorbereitung auf die neue Saison. Nach zwei Spieltagen mit zwei krachenden Niederlagen und elf Gegentoren zog Schneider mit Verspätung die Reißleine.

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Schneider und Reschke arbeiten seit eineinhalb Jahren auf Schalke. Beide müssen im Gegensatz zu den früheren Sportvorständen mit einem extrem knapp gewordenen Budget auskommen. Deshalb scheiterten Transfers an vergleichsweise niedrigen Summen.

Transfer von Gosens scheiterte an fehlenden drei Millionen Euro

So war sich Schalke 04 nach Informationen dieser Redaktion bereits im Sommer 2019 mit dem inzwischen zum Nationalspieler aufgestiegenen Linksverteidiger Robin Gosens von Atalanta Bergamo einig – es kam nicht zum Transfer, weil die Italiener drei Millionen Euro mehr Ablöse forderten, als Schalke maximal bieten konnte. Ähnlich lief es vor der aktuellen Saison bei dem Freiburger Torhüter Alexander Schwolow, für den Schalke die festgeschriebenen acht Millionen Euro Ablöse nicht aufbringen konnte und der schließlich zu Hertha BSC wechselte. Kaderplanung auf Schalke ist nur noch Improvisation.