Gelsenkirchen. Nach dem 0:2 gegen den VfL Wolfsburg gibt es für den FC Schalke 04 ausschließlich negative Presse-Kritik. „Leblose Mannschaft“, heißt es etwa.
Mark Uth hat nach dem 0:2 gegen Wolfsburg etwas gesagt. Die Ergebnisse der Worte des Stürmers des FC Schalke 04 waren unterschiedlich. „Nächste Pleite! Mark Uth zerlegt seine Schalker“, titelte der Kölner Express. „Mark Uth zeigt Probleme schonungslos auf“, schrieb Sky. Und die Münchner Tageszeitung meinte: „Schalke-Star rastet live im TV aus und beschimpft Mitspieler.“ Darauf erhielt sie auch prompt eine Twitter-Antwort von Schalke-Sprecher Marc Siekmann: „Mark Uth ist weder ausgerastet, noch hat er seine Mitspieler beleidigt. So schlecht wie aktuell die sportliche Lage auch ist, sollten wir doch bei der Wahrheit bleiben. Ich stand daneben, als er sich selbst in die Kritik mit einbezog.“
Der Vorwurf, der gegen das Team von Trainer Manuel Baum immer wieder erhoben wird, ist der, keine Mannschaft zu sein. Kilian Gaffrey und Peter Wenzel von der Bild-Zeitung erinnern an das Leitbild: „FC Schalke 04. Wir leben dich.“ Und? „Dieses für die königsblaue Fan-Gemeinde so wichtige Bekenntnis (…) klingt wie aus der Zeit gefallen“, schreiben sie. „Zumindest, wenn man Woche für Woche die Wie-ein-Absteiger-Auftritte dieser leblosen Mannschaft sieht. Kein Wille, kein Miteinander, kein Zusammenspiel! Dabei heißt es unter Punkt 7 der Grundprinzipien: Jeder von uns gibt sein Bestes für den Verein, egal, ob Spieler, Mitarbeiter, Mitglied oder Fan. Wir sind stolz, Schalker zu sein! Davon war gegen Wolfsburg rein gar nix zu sehen.
Thiaw unerfahren, Stambouli schwerfällig und Nastasić bieder
Die Kritik richtet sich aber auch schon gegen den Trainer, der seit seinem Amtsantritt sechs Bundesliga-Spiele bestritten und keins gewonnen hat. „Auch Manuel Baum wird jetzt endgültig begriffen haben, auf was für eine Aufgabe er sich eingelassen hat“, schreiben Frank Leszinski und Norbert Neubaum in den Ruhr-Nachrichten. „Dass Salif Sané kurzfristig wegen Knieproblemen ausfiel und womöglich länger nicht zur Verfügung stehen wird, dafür kann Manuel Baum nichts. Aber warum er Ozan Kabak in diesem wichtigen Spiel draußen ließ, weil sich der Innenverteidiger wegen seiner Länderspieleinsätze mit der Türkei müde fühlte, löste doch bei vielen Journalisten Kopfschütteln aus. Die Dreierkette mit dem unerfahrenen Malick Thiaw, dem schwerfälligen Benjamin Stambouli und dem biederen Matija Nastasić wurde erst ad acta gelegt, als es zu spät war.“
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Sky-Reporter Dirk große Schlarmann beginnt seinen Kommentar wie folgt: „Schalke liegt am Boden. Einer der größten Klubs Deutschlands zittert um den Verbleib in der Bundesliga und auch um die Existenz. Einen Abstieg könnte der Klub wohl nicht vertragen.“ Die Frage: Wie konnte es so weit kommen? Die Antwort Dirk große Schlarmanns ist auch ein Blick in die Vergangenheit: „Schalke wollte plötzlich mehrere Stufen in der Entwicklung auf einmal nehmen. Weg vom schmuddeligen Image des Kumpel- und Malocherklubs, hin zum Vorzeige-Bling-Bling-Verein. Ablösen und Gehälter explodierten. Schalke verlor dabei aber komplett seine wichtige, bodenständige und sympathische DNA aus den Augen. Ob Spielermentalitäten zu denen des Vereins passten, war zweitrangig oder gar vollkommen uninteressant. Man könnte sagen: Schalke wurde größenwahnsinnig, schmiss mit dem Geld nur so um sich.“
Amine Harit: Als Ballverlustfaktor eine ständige Gefahr für die Mitspieler
Könnte ein Abstieg heilsame Wirkung haben? „Ein interessanter Gedanke, aber dieser reinigende Absturz wird so nicht stattfinden“, meint der Sky-Reporter. „Der Schuldenstrudel ist dafür einfach zu groß – die über 200 Millionen Euro hohen Verbindlichkeiten kann Schalke in Liga 2 durch geringere TV- und Sponsoring-Einnahmen nicht mehr bedienen. Die Existenz ist dementsprechend nicht mehr sicher.“
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Und klar: Auch Amine Harit, der Nationalspieler Marokkos, ist thematisiert worden und muss sich einem Vier-Augen-Gespräch mit Sportvorstand Jochen Schneider unterziehen. „Manuel Baum reagierte mit einer markanten Auswechslung“, schreibt Philipp Selldorf in der Süddeutschen Zeitung. „Amine Harit, als Kreativspieler ineffektiv, als Ballverlustfaktor eine ständige Gefahr für die Mitspieler, musste nach 38 Minuten gehen (und tat das mit einem grußlosen Sprint in den Kabinentunnel).“