Barcelona. . Dorothea Brandt von der SG Essen zählt zu wenigen deutschen Schwimmerinnen, die in der Weltjahresbestenliste in den Top Ten rangiert. Obwohl es für die 29-Jährigemit der 100-Meter-Freistilstaffel nicht so gut lief, hofft sie am Samstag über 50 Meter Freistil auf Besserung.

Dorothea Brandt von der Startgemeinschaft Essen ist eine der wenigen deutschen Schwimmerinnen, die in der Weltjahresbestenliste unter den Top Ten geführt werden. Auch wenn es für die 29-Jährige bei der Schwimm-WM in Barcelona in der 4x100-Meter-Freistilstaffel als Achte nicht so wie gewünscht geklappt hat, hofft sie für ihren Einzelstart am Samstag über 50 Meter Freistil auf Besserung. Dorothea Brandt unterhielt sich mit Thomas Lelgemann über ihren neuen Trainingsweg mit Mark Warnecke, über Ernährung und ihren Traum von Olympia 2016.

Was haben Sie sich für die WM vorgenommen?

Dorothea Brandt: Ich konzentriere mich auf die 50 m Freistil. Ich stehe auf Platz fünf in der Weltjahresbestenliste. Ab Rang drei ist alles möglich. Wenn ich Bestleistung schwimme, bin ich auch mit Platz vier zufrieden. Ich komme doch aus dem Nichts. Ich habe alles umgestellt, ich musste unheimlich mutig sein.

Sie achten auch sehr auf Ihre Ernährung. Warum?

Brandt: „Ich passe schon auf meine Ernährung auf, weil sie ein Eckpfeiler von Leistung ist. Weißer Zucker geht gar nicht. Aber manchmal braucht man etwas für die Seele, ein Stück Kuchen. Dann ist es Genuss. Vor allem in der Phase vor einem wichtigen Wettkampf. Ich esse wegen des Glutens so gut wie keine Nudeln und Brot, dafür Reis, Kartoffeln oder Süßkartoffeln. Ich nehme keine Entbehrungen auf mich, ich weiß, wie ich etwas ersetzen kann. Früher habe ich eine Tafel Vollmilch-Schokolade gegessen. Heute ersetze ich sie durch einen Riegel Zartbitterschokolade. Man entdeckt Sachen neu. So habe ich häufig einen richtigen Teedurst anstelle von Kaffeedurst.“

Sie haben in Hamburg unter Dirk Lange trainiert, in Berlin unter Norbert Warnatzsch und jetzt in Essen unter Henning Lambertz, Nicole Endruschat und Mark Warnecke. Was ist anders?

Brandt: In Hamburg habe ich viel Krafttraining und Leichtathletik gemacht sowie in hohen Geschwindigkeiten trainiert. In Berlin sind wir über die Ausdauer gekommen. Jetzt probiere ich den dritten Weg. Es ist ein Versuch und dafür, dass wir in diesem Jahr sehr viel ausprobiert haben, war es bisher recht gut.

Was zeichnet das Gespann Lambertz/Warnecke aus?

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Brandt: Mark und Henning kenne ich schon seit 2001. Mark hat mir oft auch ungefragt seine Meinung gesagt. Er hatte immer Recht. Er sieht sehr viel, er fragt nach und versteht auch. Er hat den Vorteil, dass er selbst riesige Erfahrung hat, die mir zugute kommt. Henning hat als Trainer eine unglaubliche Erfahrung und seine Pläne sind sehr, sehr gut. Ich habe das Gefühl, dass er ganz genau weiß, was ich schwimmen muss, um im Wettkampf schnell zu sein. Er ist als Trainer sehr einfühlsam und kann die Athleten dadurch sehr gut steuern. Mark und Henning vertrauen sich voll. Jeder ist so ehrlich, dass er Probleme anspricht. Mit 29 Jahren kann man darüber ganz anders reden als mit 19.

Krafttraining verändert auch die Figur. Das mögen nicht alle Frauen.

Brandt: Man muss Kompromisse eingehen. Ich kann nicht den Maßstab einer normalen 29-Jährigen mit abgeschlossenem Studium anlegen. Als Leistungssportlerin habe ich aber auch eine andere Wahrnehmung. Mit dünnen Armen und Beinen würde ich mich gar nicht mögen. Manchmal ärgert mich mein breites Kreuz, wenn bei einer Bluse die Ärmel zu kurz sind oder bei einem Blazer die Schultern spannen. Ich habe aber auch schon sehr schöne Komplimente erhalten, sowohl von Männern als auch Frauen.

2008 und 2012 haben Sie Olympia verpasst. Wie haben Sie diese Enttäuschungen verkraftet?

Brandt: 2008 hat es mich richtig hart getroffen. Ich habe Rotz und Wasser geheult.2012 war ich auch traurig und enttäuscht, aber die Reaktion war nicht so heftig, weil ich körperlich einfach nicht mehr drauf hatte. Ich bin durch meinen Freundeskreis in Berlin und durch meine Familie aufgefangen worden.

Warum haben Sie nach der verpassten Olympia-Teilnahme 2012 nicht aufgehört?

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Brandt: Mein Vater hat mich gefragt, Doro, warum machst du nicht Schluss. Ich habe ihm genau das gesagt, was ich auch Mark und Henning gesagt habe. Ich bin noch nicht am Ende angekommen, obwohl ich schon 29 bin. Ich habe in den zwölf Jahren Leistungssport noch nicht das gezeigt, was in mir steckt. Irgendwann werde ich aus dem Wasser steigen und sagen, das war so geil, das war mein Rennen, nun habe ich meinen Frieden gefunden

Und was ist, wenn das vor 2016 passiert?

Brandt: Wenn es mir vorher rausrutscht, muss ich neu nachdenken. Ich gehe einfach mal davon aus, dass es 2016 in Rio passiert. Dafür arbeite ich jeden Tag. Ich habe ein Ziel, ich habe einen Traum, ich muss einen Arsch in der Hose haben.