Barcelona. Bei den Schwimm-Weltmeisterschaften in Barcelona scheiterte Christian vom Lehn von der SG Essen im Halbfinale über 200 Meter Brust. Der Essener war offenbar zu schnell angegangen und brach am Ende ein. Ihm fehlten elf Hundertstel zum Finaleinzug. Allerdings trauerte vom Lehn nicht lange.

Isabelle Härle stand mit traurigem Gesicht in den Katakomben des Palau Sant Jordi. Sie hielt die Schuhe, T-Shirt und Hose für ihren Vereinskollegen von der Startgemeinschaft, Christian vom Lehn, in den Händen. Jeder deutsche Schwimmer bei der WM hat einen Helfer aus dem eigenen Team, der mit Rat und Tat zur Seite steht. Wie gern hätte Isabelle Härle nach ihrem triumphalen Gewinn der Goldmedaille mit dem deutschen Freiwasser-Team vor einer Woche ähnliche Erfolge mit ihren SG-Kollegen gefeiert. Aber erst verpasste ihr Lebenspartner, Hendrik Feldwehr, über 100 Meter Brust (9.) um eine winzige Hundertstelsekunde den Einzug ins Finale, dann kam für Christian vom Lehn über 200 Meter Brust in 2:10,12 Minuten das Aus als Zehnter im Halbfinale. Auch für ihn war es ganz knapp. Elf Hundertstel hätte er schneller sein müssen, dann wäre er im Endlauf gewesen.

Anscheinend zu schnell angegangen

„Anscheinend bin ich doch zu schnell angegangen, obwohl ich im Rennen gar nicht den Eindruck hatte“, sagte vom Lehn, „mein Gefühl hat mich getäuscht. Natürlich wurde es hinten raus hart, das ist jedoch über 200 Meter Brust immer so. Ich hätte nicht gedacht, dass ich so einbreche und untergehe.“

Vor zwei Jahren in Shanghai hatte er als Nobody die Großen geschockt und war mit der Bronzemedaille aus China zurückgekommen. Möglicherweise gelingt dies dem Darmstädter Marco Koch, der als Zweiter (2:08,61 Min.) das Finale erreichte. „Marco muss zusehen, dass er noch einmal so ein Rennen hinbekommt“, sagte vom Lehn, „dann kann er eine Medaille gewinnen. Ich würde es ihm jedenfalls gönnen.“

Nicht mehr Glück erarbeitet

Im Vorlauf hatte vom Lehn nach 2:11,45 Minuten angeschlagen. Allerdings hatte er sich da noch nicht voll ausgegeben. „Definitiv, ich habe gepokert“, erklärte er, „da geht noch was. Ich bin ohnehin ein Nachmittagsschwimmer. Ich habe mich zu sehr an dem Briten Michael Jamieson orientiert. Der ist immerhin Silbermedaillengewinner von London.“ Bundestrainer Henning Lambertz, früher Trainer in Essen, analysierte es so: „Christian ist mit Jamieson zusammen fast eingenickt. Da muss er sehen, dass er im Halbfinale schneller angeht.“ Aber ganz so schnell hatte Lambertz wohl nicht gemeint. Vom Lehn blies aber nicht lange Trübsal, scherzte nach dem knappen Aus: „Das ist hier irgendwo gang und gäbe bei uns Deutschen hier, dass uns ein paar Hundertstel fehlen. Anscheinend haben wir uns nicht mehr Glück erarbeitet.“

Heute kann sich Christian vom Lehn für die Hilfe von Isabelle Härle revanchieren. Die 25-Jährige wechselt dann nämlich vom dreckigen Freiwasser ins saubere Becken über die 800 Meter Freistil.