Essen. Die SG Essen-Schönebeck feiert einen verdienten Sieg. Kray präsentiert sich dabei erst mut-, dann kraftlos. Es gibt aber auch gute Nachrichten.

Es dauerte eine halbe Stunde, bis die Landesliga-Fußballer des FC Kray nach und nach vereinzelt die Kabine an der Essener Buderusstraße verließen. Die Köpfe ließen sie hängen, die Blicke gingen gen Boden. Schon nach Schlusspfiff der Heim-Partie gegen die SG Essen-Schönebeck hatten die Krayer ihren Unmut freien Lauf gelassen – allerdings auch das nur ganz vereinzelt. Torwart Raphael Koczor war es, der die Emotionen zeigte, die dem FC auf dem Feld bei der 0:3-Niederlage fehlten. Seine Meinung war deutlich: Es fehlte an Einstellung und das habe auch nichts mit der aktuellen Situation des FC zu tun.

Zur Erinnerung: Während sich die Gespräche auf den andern Sportplätzen der Region im Winter vor allem um Zu- und Abgänge drehten, herrschte an der Buderusstraße das Chaos. Die Leistungsträger Youssef Kamboua und Matthias Tietz? Beide weg. Trainer Bartosz Maslon? Gefeuert. Der Vorsitzende und Hauptsponsor Christoph Klöpper? Mit lauten Trommelschlägen zurückgetreten. Der Auftritt bei der Essener Hallenstadtmeisterschaft? Eher in der Kategorie peinlich zu verorten – samt zugeklebtem Sponsor Trixitt: der Firma von Klöpper.

Eine Bandenwerbung in der Kray-Arena bekommt so aktuell mehr Bedeutung als sonst und liest sich wie ein kleiner Scherz: „Topstars für kleine Ablöse“ steht dort in schwarzen Lettern auf weißem Grund – eine Autowerbung, die jedoch genauso gut für den angestrebten zukünftigen Weg des Fußballclubs gelten könnte.

Für den FC Kray gilt nichts anderes als der Klassenerhalt – sonst knallt es am letzten Spieltag

Die ganzen Begleitumstände ließen Spannung vor dem Rückrundenstart im Essener Derby aufkommen. Resignation oder eine Jetzt-erst-Recht-Haltung – der FC Kray stand vor der Wahl. Nach dem Spiel lässt sich weder das eine noch das andere sagen.

Zum Strukturellen: Das Geld ist zwar knapp, die Saison aber durchfinanziert. Die übrigen Sponsoren und die doch überraschend vielen, verbleibenden Spieler zogen auch außerhalb des Platzes an einem Strang. Und mit Marcel Poelmann wurde ein neuer Trainer verpflichtet, der seine Beziehungen zu den Nachwuchsleistungszentren der Umgebung spielen lassen soll – um dann den neuen Weg des FC Kray verantwortungsvoll mitzugestalten.

Fussball in Essen
FC Krays Torwart Raphael Koczor kritisierte sein Team nach der Niederlage gegen die SG Essen-Schönebeck deutlich. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Dafür muss allerdings der Klassenerhalt her und das möglichst schnell. Eine Do-or-die-Partie am letzten Spieltag im Derby gegen den FC Blau-Gelb Überruhr wäre unter den gegebenen Umständen wohl das Worst-Case-Szenario im Essener Osten. Sportlich steht nach dem Auftritt gegen die SGS hinter dem Leistungsvermögen aber erst einmal ein großes Fragezeichen.

SG Essen-Schönebeck ist die bessere Mannschaft ohne wirklich gefordert zu werden

Auf dem Feld ging es wie auch außerhalb - es waren gerade einmal rund 100 Fans gekommen - sehr ruhig zu. Von lautem Coaching keine Spur. Lediglich Schönebecks Rechtsverteidiger Dennis Czok und Kapitän Anel Corovic sorgten mit ihren Jubel-Schreien nach erfolgreichen Aktionen für ein paar Dezibel.

Zwar ließen sich durchaus Ansätze des FC Kray erkennen, das starke Zentrum der SGS zu stören, dabei blieb es dann aber auch. Offensiv ging schlicht gar nichts. Der FC Kray war komplett harmlos. Die SGS hatte insgesamt mehr Spielanteile, war selbst auch nicht besonders kreativ, aber auch kaum gefordert. So reichte eine gelungene Aktion zur Führung, als Yassine Bentaleb in der 24. Minute mit nach vorne stieß, zum Dribbling ansetzte und den Ball dann zu Luiz Kreisköther spitzelte, dessen Abschluss aus 18 Metern genau gegen den Innenpfosten und von dort ins Tor prallte.

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David Lenze und die SG Essen-Schönebeck eierten im Landesliga-Derby einen wichtigen Sieg, der zunächst einen gesicherten Platz im Tabellenmittelfeld bringt. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Als Niklas Parsch in der 54. Minute dann auf 2:0 stellte, war die Partie auch schon entschieden. Nach einer Flanke von der rechten Seite zog er einmal nach innen und schoss dann ganz platziert neben den Pfosten ab. Den Deckel drauf machte in der 77. Minute dann noch Joker Mahdee Kaedee nach bösem Fehlpass von Brown Amadin mit dem 3:0. Verdient wie unspektakulär.

„Es ist klar, dass wir geknickt sind. Das haben wir uns anders vorgestellt. Wir wollten das Zentrum zumachen, das ist uns aber nicht immer gelungen. Die SGS war auch in den Zweikämpfen bissiger als wir und hat verdient gewonnen“, sagte der neue Trainer Marcel Poelmann nach dem Spiel – in dem Wissen, dass bei nur noch vier Punkten Abstand auf die Abstiegszone – für die SGS sind es nun neun – da viel Arbeit auf ihn zukommt.

ESC Rellinghausen stürzt den Spitzenreiter und tut Adler Union Frintrop somit einen Gefallen

Einen wichtigen 5:1-Sieg feierte indes Adler Union Frintrop bei Hamborn 07. Yannick Reiners erzielte einen Hattrick, wodurch Frintrop mit 38 Punkten oben dran bleibt. Nur ein Zähler Abstand ist es auf BW Dingten auf Rang zwei, zwei sind es auf den Tabellenführer SV Budberg, der beim ESC Rellinghausen mit 1:4 unter die Räder kam. Schon am Freitag holte der FC BG Überruhr einen wichtigen 1:0-Sieg im Tabellenkeller beim GSV Moers. Die SpVgg Steele unterlag dem SV Scherpenberg indes mit 0:6.

FC Kray - SG Essen-Schönebeck 0:3 (0:1)

  • Tore: 0:1 Kreisköther (24. Minute), 0:2 Parsch (54.), 0:3 Kaeede (77.)
  • Kray: Koczor - Amadin, Togbedji, Matten, Schulz - Köse, Korte (60. Leinweber) - Camara (60. Yanik), Gotzeina (85. Vatanel), Abel (85. Bouharrou) - Kadrijaj
  • SGS: Hartelt - Bentaleb (84. Terzi), Nosal, Corovic, Crzok - Honcharov, Benhamza, Parsch (83. Abazi), Lenze (89. Mazan) - Kreisköther (89. Cakir), Brai (46. Kaeede)

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