Essen. Fynn und Niklas Bach spielen bei Humann Essen hochklassig Volleyball, auf der gleichen Position. Papa Peter war Trainer – und steckte in der Zwickmühle.

Besser hätte die Stimmung im Hause Bach in Essen-Huttrop am Samstagabend wohl kaum sein können. Fynn (21) und Niklas (23) hatten mit Volleyball-Zweitligist VV Humann einen wichtigen 3:1-Heimsieg in der Wolfskuhle eingefahren, Vater Peter (51) kam erst spät nachhause, weil er noch mit einem VVH-Nachwuchsteam unterwegs war. „Es war fröhlich ausgelassen“, erklärt Peter Bach, der jahrelang die ersten Humann-Herren trainierte, schon nahezu alle Ämter in dem Verein innehatte und die erste Mannschaft derzeit als Assistent betreut. Außerdem ist er im Vorstand tätig.

„Annette freut sich auch, wenn wir gewonnen haben“, sagt Niklas Bach. Annette ist die Ehefrau von Peter und Mutter der beiden Söhne. Auch sie hat eine Humann-Vergangenheit und komplettiert die volleyballverrückte Familie, die den Verein in den vergangenen Jahrzehnten mitgeprägt hat.

VV Humann Essen: Komplette Bach-Familie spielte und spielt auf derselben Position

Wenn die beiden Söhne mit dem Zweitliga-Team verlieren, könne die Stimmung allerdings auch schon mal ein bisschen angespannter sein, meint Fynn, der für sein Studium inzwischen nach Münster gezogen ist, aber besonders an den Spieltagen oft zu Hause in Essen ist. „Das trägt sich gerade in den Montag so ein bisschen rein“, ergänzt Niklas.

Auch interessant

Seine Frau habe aber immer Verständnis dafür gehabt, „dass das für uns Quality-Time ist“, sagt Peter. „Sie hat sich immer bemüht, uns den Rücken freizuhalten. Trotzdem hat sie darauf gepocht, dass wir pünktlich nach Hause kommen und nicht noch ewig in der Halle herumhängen.“

Die ganze Familie spielt oder spielte zufälligerweise auf derselben Position: Als Zuspieler. Fynn und Niklas müssen um ihren Platz auf dem Feld kämpfen, konkurrieren miteinander. Gerade als er noch selbst im Nachwuchs und später bei der ersten Mannschaft Trainer seiner Söhne war, sei es nicht immer einfach gewesen, eine Entscheidung zu treffen, sagt Peter Bach.

VV Humann - Volleyball-Familie Bach: „Das war nicht immer einfach“

„Wir haben schon versucht, die Vater- und die Trainer-Rolle zu trennen, aber das war nicht immer einfach.“ Immer einer Meinung seien sie allerdings nicht gewesen. Zumal Fynn eher der Bauchmensch sei, der auch gerne mal ins Risiko gehe, aber positive Stimmung verbreite. Niklas sei eher der Typ Stratege, etwas verkopft. Und der Vater selbst auf Sicherheit bedacht.

„Insofern war klar, dass wir nicht immer einer Meinung sind“, sagt Peter. „Es hat auf jeden Fall eine Zeit lang gebraucht, bis wir Papa und Trainer separieren konnten. Aber ich glaube, am Ende sind wir damit eigentlich ganz gut gefahren“, erklärt Fynn.

Portrait über die Brüder Niklas und Finn Ole sowie Vater Peter Bach, die alle beim VV Humann Essen Volleyball spielen bzw. trainieren.
Volleyballverrückte Familie: Fynn, Peter und Niklas Bach (v. l. n. r.) vom VV Humann Essen. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Schon als kleine Kinder begleiteten sie ihren Vater oft in die Halle in der Wolfskuhle, wuchsen mit der Sportart auf. In der 5. Klasse auf dem Carl-Humann-Gymnasium begannen die Söhne dann, selbst zu spielen, durchliefen sämtliche Nachwuchsteams. „Wir haben sie auch zum Hockey gefahren. Das hätte ich auch weiter gemacht und mich auch weniger Nerven gekostet, glaube ich“, schmunzelt Peter Bach, der in der 3. Klasse im Rahmen eines Schulfachs erstmals mit der Sportart in Kontakt kam.

VV Humann Essen: „Das war immer ein Traum“

Gedrängt habe er seine Söhne jedenfalls nicht dazu, auch mit Volleyball anzufangen. Fynn stimmt nickend zu, schon früher begeisterten sich Niklas und er für die Sportart, als sie ihrem Vater zuschauten. „Es war immer ein Traum, das irgendwann mal zu erreichen“, erklärt der 21-Jährige. „Wenn man darüber nachdenkt, dass wir das jetzt geschafft haben, ist das schon geil.“ Zumal ihr Vater einräumt, dass er es als Spieler nie auf dieses Level geschafft habe – dafür als Trainer umso höher.

Auch interessant

Geld verdienen seine beiden Söhne trotz des hohen Aufwands (mehrere Mannschaftstrainingseinheiten plus Krafttraining und Spiel in der Woche) aber nicht mit der Sportart. Fynn zum Beispiel hätte nach seinem Umzug auch zu den Münster Volleys wechseln können, sodass er sich die lange Anreise nach Essen hätte sparen können. „Das hier gibt mir aber mehr“, betont er.

Schon als kleine Kids immer beim VV Humann Essen dabei: Niklas und Fynn Bach (unten Mitte) auf dem Bundesliga-Teamfoto 2007.
Schon als kleine Kids immer beim VV Humann Essen dabei: Niklas und Fynn Bach (unten Mitte) auf dem Bundesliga-Teamfoto 2007. © Michael Gohl

VV Humann: Familiäres Umfeld ist Bachs viel Wert

„Hier spiele ich mit meinen alten Schulkumpels zusammen, treffe sie drei Mal in der Woche beim Training. Das kann kein Verein einem so bieten, wie das hier der Fall ist“, ergänzt Niklas. „Aus dem familiären Umfeld ziehe ich deutlich mehr, als wenn ich 300 Euro im Monat verdienen würde.“ Neben dem Volleyball absolvieren die beiden Brüder zwei zeitintensive Studiengänge: Fynn studiert Jura in Münster, Niklas befindet sich in der Endphase seines Medizin-Studiums. Eine strukturierte Tagesplanung? Ist da zwingend erforderlich. Die beiden gehen da aber relativ entspannt mit um.

+++ Hier lesen Sie alle Moskitos-Interviews, Analysen und Live-Ticker +++

„Durch die Trainingseinheiten gibt es feste Zeiten, zu denen man fertig sein muss“, erklärt Niklas. „Ich glaube, dass mir das hilft im Vergleich zu Kommilitonen, die in den Tag hineinlernen. Bei mir ist klar, dass ich spätestens um 19.30 Uhr den Stift zur Seite legen muss, weil es zum Training geht.“ Fynn pendelt aus Münster mit der Bahn, arbeitet auf den Fahrten seine Vorlesungen durch, sodass er sich die Zeit in der Uni sparen kann. Seit vier Jahren sehen sich die beiden Söhne und Vater Peter fast jeden Abend in der Halle, verbringen auch in der Wolfskuhle viel Zeit miteinander.

Erfüllt ihn das eigentlich mit Stolz, Fynn und Niklas inzwischen auf diesem hohen Niveau spielen zu sehen? „Das berührt mich jedes Mal, das geht jedem Vater so und hört nie auf“, sagt Peter Bach, der leitender Oberarzt in Herne ist. Neben der eigentlichen Familie sei der Verein „wie eine zweite Familie“, sagt Fynn. „Hier bekommen wir unfassbar viele Werte vorgelebt, die wir von dem Vereinsleben in das richtige Leben transportieren können.“

2. Bundesliga: VV Humann Essen reist nach Dessau

Nach dem wichtigen 3:1-Heimsieg gegen Aligse am vergangenen Samstag reisen die Zweitliga-Volleyballer des VV Humann Essen an diesem Wochenende nach Dessau: Aufschlag des Auswärtsspiels bei den Dessau Volleys ist am Samstag um 19 Uhr in der Sporthalle der Friedensschule. Die siebtplatzierten Essener haben sieben Punkte mehr auf dem Konto als die Gastgeber, die im Tabellenkeller stehen.

Mehr aus dem Essener Amateurfußball: