Die Sonne strahlte, hinter den Spielfeldern am Ufer glitzerte der See, auf der anderen Seite erstreckten sich Bäume auf den kleinen Hügeln – eine malerische Kulisse. Segler fuhren mit ihren Booten nah an die Spielfelder heran, die Gäste der Weißen Flotte staunten, Stand-Up-Paddler machten einen kurzen Abstecher. Das Wetter? Spielte mit.

„Die Sturmwarnung am Sonntag ist zum Glück an uns vorbeigesegelt“, sagte Michael Konrad, Trainer von Ausrichter Rothe Mühle. „Gewitter auf dem Wasser ist nie spaßig. Da sind wir als Veranstalter immer vorsichtig. Wir hatten da echt Glück, die Stimmung war super.“ Verzögerungen gab es keine. Für sie gab es allerdings auch gar keinen Raum, weil von morgens um 7.30 Uhr bis abends um 20.30 Uhr der Spielplan minutengenau durchgetaktet ist.

Damen-Finale: Essener und Duisburger Fans liefern sich Duell auf den Rängen

Mitunter warteten die Spieler bereits um kurz nach sechs am Treffpunkt am See. Die Gäste aus nah und fern – insgesamt 126 Mannschaften aus 19 Nationen – hatten ein großes Zeltlager errichtet. Keine lange Ankunft hatten die Damen von Rothe Mühle und dem 1. Meidericher KC, die sich im Finale gegenüber standen. Neben den Duellen auf dem See lieferten sich auch die Fans auf der Tribüne einen heißen Fight. Die Frage: Wer ist lauter? Beim unfreiwilligen Wechselgesang zwischen „Rothe Mühle“ und „MKC“ gab es keinen klaren Sieger.

Kanupolo Deutschland Cup 2024 am Baldeneysee.

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In der Halbzeit drehten die KRM-Fans frei, tanzten wie in den Vorjahren zu ihrem Lieblingslied „Griechischer Wein“. Und auf dem Wasser? Da setzten sich die Duisburger Damen mit dem knappsten aller Ergebnisse 1:0 durch. Wer den Gesprächen auf der Tribüne lauschte, bekam verschiedene Sprachen zu hören. Englisch, französisch, italienisch, holländisch – alles war dabei.

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Im Herrenfinale durften sich die Zuschauer noch einmal von einem internationalen Duell begeistern lassen: FOA Liverpool gegen Chiavari aus Italien. Schon vor dem Anpfiff spielten die KRM-Fans „You’ll never walk alone“ für ihre Freunde aus Liverpool, phasenweise stieg die ganze Tribüne mit ein. „Wo habt ihr den Jürgen gelassen?“, fragte der Kommentator über die Lautsprecher. Jürgen Klopp hatte am Vortag bei seinem letzten Spiel für den FC Liverpool an der Seitenlinie gestanden.

Die vorbeilaufenden Fußgänger schauten verdutzt, fragten sich: Was ist denn hier los? Kanupolo-Zeit eben am See. Nach dem Spiel durfte erneut zu „You’ll never walk alone“ gefeiert werden, Liverpool, das in den Vorjahren oft im letzten Moment gescheitert war, hatte nach dem 4:2-Finalsieg den Deutschland Cup gewonnen, auch die Spieler auf dem Wasser stiegen mit ein.

Deutschland Cup: Rothe Mühle auf dem Treppchen, Wanderfalke auf Platz fünf

Für Rothe Mühle und KG Wanderfalke (KGW) erfüllte sich der Traum vom Finale nicht: Im Viertelfinale standen sich die beiden Essener Bundesligisten gegenüber. KRM setzte sich in der dritten Verlängerung dramatisch mit 5:4 durch. „Ich glaube, wenn wir bei der Anfahrt den Ball bekommen hätten, gerade in der ersten Verlängerung, wo das Momentum einfach auf unserer Seite war, dann wäre das Spiel sehr wahrscheinlich auch anders ausgegangen“, haderte KGW-Spieler Lukas Körner, der mit Platz fünf am Ende aber zufrieden war.

„Unser Ziel war es, uns jetzt erstmal mit der Mannschaft so einzuspielen. Da haben wir definitiv über das ganze Wochenende einen sehr guten Fortschritt gesehen. Das gibt uns als Team ein sehr, sehr gutes Gefühl für die weitere Bundesliga-Saison.“ Gleichwohl wäre es auch geil gewesen, ein Halbfinale zu zocken, so Körner. Das durfte dann Rothe Mühle, unterlag Chiavari allerdings mit 2:5. „Tatsächlich muss man sagen, dass uns die dreifache Verlängerung gegen Wanderfalke auch vielleicht die entscheidenden Körner gekostet hat“, mutmaßte Michael Konrad.

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Von Julian Lötte

Das Derby sei aber noch einmal etwas „ganz Besonderes“ gewesen. „Beide Mannschaften hätten das Spiel entscheiden können und wir wollten unbedingt vor die Falken. Aufs Treppchen gekommen zu sein, war natürlich schön.“ Im Spiel um Platz drei bezwang Rothe Mühle den 1. MKC mit 2:1. Zum vorerst letzten Mal fand der Deutschland Cup in dieser Form statt: Bei der 53. Auflage im nächsten Jahr wird der Ausrichter die Anzahl der Spielfelder von acht auf vier reduzieren müssen.

Baldeneysee: Tribüne soll im Juni abgerissen werden

Der Grund: Die Tribüne soll im Juni abgerissen werden und bis Frühjahr 2026 neugebaut werden, erklärt Cheforganisator Jürgen Konrad. „Wir werden im nächsten Jahr ein Einladungsturnier daraus machen. Das heißt, wir werden versuchen, vier bis fünf Spielfelder zu setzen und dann nur Teams einladen.“ In zwei Wochen findet allerdings erstmal noch der zweite Bundesliga-Spieltag in Essen statt – und dürfte wieder viele Schaulustige am See bei ihrem Spaziergang aufhalten.

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