Essen. 126 Mannschaften, 492 Spiele: Auf dem Baldeneysee findet am Pfingstwochenende der Deutschland Cup statt. Zum vorerst letzten Mal in dieser Form.

Als der Schlusspfiff ertönte, startete auf dem Wasser und am Ufer des Baldeneysees die große Party: Die Spieler des KSV Rothe Mühle (KRM) flippten aus, schmissen ihre Paddel weg, „Griechischer Wein“ dröhnte aus den Boxen. Nach dem Deutschland Cup-Triumph im Vorjahr startet der Essener Kanupolo-Bundesligist, der gleichzeitig Ausrichter des weltgrößten Turniers dieser Sportart ist, als Titelverteidiger in die 52. Auflage am Pfingstwochenende.

Deutschland Cup: Fußgänger dürfen sich auf tolle Unterhaltung freuen

Von Samstag bis Montag trifft sich die internationale Kanupolo-Elite alle Jahre wieder in Essen: 126 Mannschaften aus 19 Nationen, acht Spielfelder, 492 Spiele in den verschiedenen Spielklassen bei Herren und Damen – unglaubliche Zahlen. Viele Teams campen direkt am See, die Fußgänger am Regattaturm dürfen sich wieder auf beste Unterhaltung am Rande ihres Spaziergangs freuen.

„Wir sind jetzt auch am Rande der Kapazität angekommen“, sagt Michael Konrad, Trainer von Ausrichter Rothe Mühle. Erstmals nach der Corona-Pandemie begrüßt der Veranstalter wieder Gäste aus Asien: Singapur, Taiwan und Hong Kong sind dabei, die aufgrund der Beschränkungen im Reiseverkehr in den vergangenen Jahren aussetzen mussten.

Deutschland Cup: Nationalmannschaft des Iran nicht dabei

„Die asiatischen Teams kommen hauptsächlich, um zu lernen, haben sich in den vergangenen Jahren aber auch verbessert. Das bereichert das ganze Turnier natürlich“, erklärt Konrad. „Angekündigt war sogar die Nationalmannschaft aus dem Iran, was sich dann aber doch zerschlagen hat.“ Letztlich haben die Sportler kein Visum erhalten – mutmaßlich aufgrund der angespannten politischen Lage.

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Aber auch sonst sind Teams aus zahlreichen Ländern aus allen Teilen Europas vertreten – wie Litauen, Portugal, Irland und viele mehr. „Größer geht’s nicht. Wir mussten wieder viele Teams abweisen“, sagt Konrad. „Es hätten gerne noch mehr Mannschaften teilgenommen, aber das ist dann wirklich auch nicht mehr möglich.“

Noch einmal in vollen Zügen genießen dürften die Essener das Turnier in diesem Jahr. In dieser Größe wird das Turnier zum vorerst letzten Mal stattfinden, weil die Tribüne am Regattaturm bekanntlich abgerissen und neugebaut werden soll. „Das heißt, wir müssen halbieren und werden statt acht nur noch vier Spielfelder haben“, erklärt Konrad. Inwiefern die Umbauarbeiten den Kanupolo-Sport genau beeinträchtigen, sei noch nicht genau abzusehen.

Konstantin Pütz und Lennart Unterfeld freuen sich über den Pokalsieg  nach dem Finale beim 51. Internationalen Deutschland-Cup 2023.
Konstantin Pütz und Lennart Unterfeld freuen sich über den Pokalsieg nach dem Finale beim 51. Internationalen Deutschland-Cup 2023. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Deutschland Cup: Rothe Mühle zählt erneut zu den Favoriten

Ein Grund mehr bei der diesjährigen Auflage an die absolute Leistungsgrenze zu gehen: Neben den Havelbrüdern Berlin (Bundesliga-Tabellenführer und amtierender deutscher Meister), Vize-Titelträger FOA Liverpool und dem französischen Meister CC Avranches zählt Rothe Mühle als Titelverteidiger natürlich erneut zum Favoritenkreis. „Wir sind nicht so vermessen, dass wir sagen: Wir müssen oder können unbedingt gewinnen“, erklärt Konrad.

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„Das ist sicherlich im Bereich des Möglichen, aber dafür müssen wir schon ein Top-Wochenende erwischen.“ Einen Platz auf dem Treppchen, unter den Top-Drei, das sei das KRM-Ziel, so Konrad. Gleichzeitig ist der Deutschland Cup die „Durchgangsstation“ zum zweiten Bundesliga-Spieltag zwei Wochen später, der ebenfalls in Essen stattfinden wird. „Für uns ist der Deutschland Cup noch einmal eine gute Gelegenheit, um zu gucken ob wir wirklich noch nicht ganz so weit sind oder tatsächlich nur einen schlechten Tag erwischt haben.“

„Wir sind eigentlich so in unserer Prime.“
Michael Konrad, Trainer des KSV Rothe Mühle (KRM)

Denn am ersten Spieltag blieb Rothe Mühle hinter den Erwartungen zurück und verbuchte nur neun Punkte aus fünf Spielen – auch, weil das Lokalderby gegen die KG Wanderfalke (KGW) aufgrund dreier Zeitstrafen in der letzten Minute trotz 5:1-Führung mit 0:7 gegen KRM gewertet wurde. Personell hat sich beim Bundesligisten nichts verändert, Neuzugänge gibt es keine, als Youngster-Team geht Rothe Mühle nicht mehr durch. „Wir sind eigentlich so in unserer Prime“, sagt Konrad. Wanderfalke hat seinen Kader im Vergleich zum Vorjahr vergrößert, beim ersten Bundesliga-Spieltag verbuchten die Werdener zehn Punkte.

Deutschland Cup: Wanderfalke erstmals mit französischem Neuzugang

Beim Deutschland Cup werden sie erstmals in diesem Jahr wieder mit Ivan Debelyi, dem Top-Torjäger aus der Vorsaison, und dem französischen Neuzugang Shani Benkatti antreten: „Von daher wird der Fokus erst einmal darauf liegen, uns einzuspielen, weil wir in der Konstellation so vorher noch nicht zusammengespielt haben“, erklärt KGW-Kapitän Lukas Körner. „Gleichzeitig wollen wir aber definitiv auch so weit wie möglich nach vorne kommen. Mit der Mannschaft ist das durchaus möglich.“

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