Essen. Manager Klaus Schorn machte einst die Handballer von Tusem Essen zur Nummer eins in Deutschland und prägte eine Ära. Er wurde 88 Jahre alt.
Den Neujahrsempfang des Essener Sportbunds hatte er nie verpasst. Auch nicht in den vergangenen Jahren, als es nicht mehr ganz so leichtfiel, sich aufzuraffen. Klaus Schorn saß da, etwas abseits und nicht etwa mit den Honorigen an einem Tisch, lauschte aufmerksam den Worten und man sah ihm an, dass er sich so seine Gedanken machte. An diesem Sonntag wird beim Espo ein Platz frei bleiben. Klaus Schorn ist am Freitag im Alter von 88 Jahren nach schwerer Krankheit gestorben.
Mag sein, dass Klaus Schorn mit den Jahren etwas in Vergessenheit geraten ist. Diese einst präsente Persönlichkeit hatte sich komplett aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Er war „Mister Tusem Essen“, der dieser Stadt mit seinen Handballern über viele Jahre eine Menge Glanz und sportlichen Ruhm bescherte. Tusem Essen, das war Klaus Schorn, auch wenn der Verein natürlich weitaus mehr zu bieten hat als nur Handball. „Er hat unsere sportliche Gemeinschaft wie kaum ein anderer geprägt”, sagte der frühere Tusem-Präsident und Weggefährte Ulrich Gaißmayer damals zu dessen 75. Geburtstag.
Klaus Schorn war der Big Boss bei den Handballer von Tusem Essen
Schorn war der Big Boss des Handball-Bundesligisten. Dort durfte ihm niemand reinreden, alles Chefsache. Selbst Ehrenkarten fürs Spiel steckte er schon mal persönlich in die Briefkästen der Sponsoren, und eine kleine Aufmerksamkeit zu Weihnachten und zum Geburtstag gehörten einfach dazu. Alte Schule eben. Gradlinig und zur Not mit den Ellbogen verfolgte Schorn seinen Weg und eckte oft genug an, weil er unangenehm werden konnte, aufbrauste, wenn es nicht so lief, wie er sich das vorstellte.
Aber er war auch sozial und verlässlich. Hatte jemand im Verein ein Problem, Schorn versuchte es zu lösen. Die Tusem-Familie hält zusammen. Und eine Familie im Privaten fand da keinen Platz. Mit zwölf Jahren wurde Schorn Mitglied beim Tusem, mit 14 Handball-Jugendwart, 1976 übernahm der Direktor der Edeka/Ruhr die Regie und schrieb sportlich famose Erfolgsgeschichten. Unter seiner Ägide wurde der Klub von der Margarethenhöhe je dreimal Deutscher Meister und Pokalsieger, holte drei europäische Titel. Der heutige Zweitligist belegt in der ewigen Bundesliga-Rangliste noch immer Platz acht.
Bundestrainer Alfred Gislason wurde von Schorn 1983 als unbekannter Jungspund aus Island geholt und gewann mit dem Tusem zwei Deutsche Meisterschaften. Bob Hanning, bis 2021 Vizepräsident und wohl mächtigster Mann im Deutschen Handball-Bund, begann unter Schorn und schenkte ihm 1994 als Trainer mit der A-Jugend den DM-Titel.
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Tiefpunkt erreicht: Lizenzentzug und Absturz in die dritte Liga
Dann der Fleck, ausgerechnet nach dem Europacup-Triumph 2005. Dieser gewiefte Manager war in finanzieller Not einem Betrüger aufgesessen und musste 2005 mit Tusem Essen Insolvenz anmelden. Keine Lizenz, Absturz in die 3. Liga. Der Tiefpunkt, das schmerzhafte Ende einer Ära. Danach besuchte der Boss kein einziges Spiel mehr der ersten Mannschaft, tauchte nur noch beim Nachwuchs auf. Auch das ging am Ende nicht mehr.
Niels Ellwanger, der die Geschäfte auf der Margarethenhöhe übernahm, und Herbert Stauber, der Sportliche Leiter, informierten ihn bis zuletzt über das, was im Verein läuft. Nur symbolisch zwar, aber man fühlte sich verbunden. „Macht was daraus“, hatte ihnen Schorn mit auf den Weg gegeben. Das Vertrauen empfand Stauber wie einen Ritterschlag: „Er hat mich geprägt, weil ich eine Menge bei ihm gelernt habe. Vor allem, dass es sich lohnt, für eine Sache zu streiten und zu kämpfen. Dafür bin ich ihm sehr dankbar.“
„Klaus Schorn hat für den Tusem einen unvergleichlichen Einsatz gebracht und Großartiges geleistet“, sagt Tusem-Geschäftsführer Niels Ellwanger. „Generationen von Tusem-Handballern, -Trainern und Weggefährten haben Klaus Schorn viel zu verdanken.“ Er zolle ihm „allerhöchsten Respekt“.
Und der ehemalige Nationalspieler aus der Tusem-Meister-Mannschaft Thomas Happe, dessen Trauzeuge Schorn war, sagt: „Er verkörperte den Chef, Manager sowie väterlichen Freund bestimmt von Leistung, Werten und Idealen.“
Als Schorn abgetreten war, wollte er sich auch nicht mehr einmischen, obwohl er sicherlich viel zu sagen gehabt hätte. „Ich habe nicht mehr das Recht zu kritisieren, weil ich auch nichts mehr bewege“, meinte er. Da blieb er sich und seinen Prinzipien treu. Die Insolvenz hatte sich Schorn wohl nie verziehen, ausgerechnet er selbst hatte sein Lebenswerk zerstört. Der Pragmatiker akzeptierte es vordergründig: „Hätte, wenn und aber – damit kommst du nicht weiter.“ Verantwortung abzuschieben war nie sein Ding.
Manager Klaus Schorn plädierte für das Ehrenamt
Bis 2010 führte Klaus Schorn die Handball-Abteilung, war Ehrenpräsident des Tusem. Auch im Ruhestand forderte er Engagement, die Bereitschaft, nicht nur geschäftsmäßig zu funktionieren, sondern sich für die Sache zu begeistern. Er plädiert in einer hoch professionellen Sportwelt nachdrücklich für das Ehrenamt, das unbezahlbar sei. Er hatte es vorgelebt. „Ob du willst oder nicht, davon kommst du nicht los“, meinte er noch zum 80. Geburtstag - bis der Tod euch scheidet.
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