Mit den Handballern von Tusem Essen schrieb Klaus Schorn eine famose Erfolgsgeschichte und machte den Klub zu einer Top-Adresse im europäischen Handball-Sport. An diesem Donnerstag wird der Macher 80. Nach der ersten Insolvenz 2005 und seinem Rücktritt hat er kein Spiel der ersten Mannschaft mehr gesehen.
An der Haustür hängt noch immer das Schild mit der Aufschrift „Tusem“. Gleich neben „Schorn“. „Ob du willst oder nicht, davon kommst du nicht los“, zuckt Klaus Schorn mit den Schultern. Er schon gar nicht, obwohl es zuweilen scheint, als habe sich der frühere Handball-Boss von Tusem Essen aus dem Vereinsleben zurückgezogen. Mitnichten. Klaus Schorn wird an diesem Donnerstag 80 Jahre alt, aber Ruheständler? Nein, das würde nicht funktionieren. Klaus Schorn weiß noch immer sehr wohl, was im Verein passiert. Nur, früher hat er entschieden, dirigiert wie ein Zampano, war er der Big Boss. Heute macht er sich so seine Gedanken. Und schweigt - öffentlich.
Klaus Schorn kann nicht abschalten, kann die Vergangenheit nicht einfach so ausknipsen. Der Tusem ist sein Leben die Handballer sein Werk. „Wir haben in der Szene noch immer einen tollen Ruf. Ohne uns wäre das Ruhrgebiet heute handball-leer“, sagt Schorn. Mit zwölf Jahren wurde er Mitglied beim Tusem, mit 14 Handball-Jugendwart, 1976 übernahm der Direktor der Edeka/Ruhr die Regie und schrieb famose Erfolgsgeschichten. Unter seiner Ägide wurde der Klub von der Margarethenhöhe je dreimal Deutscher Meister und Pokalsieger, holte drei europäische Titel. Die Handballer gehörten zu den erfolgreichsten in Europa.
Doch plötzlich war alles aus. Ausgerechnet nach dem Europacup-Triumph 2005. Der gewiefte Manager war zuvor einem Betrüger aufgesessen. Der Tusem musste Insolvenz anmelden, stürzte ab in die 3.Liga, weil der Handball-Bund die Lizenz verweigerte. Und seither hat Klaus Schorn kein einziges Spiel mehr gesehen der ersten Mannschaft, taucht nur noch auf, wenn der Nachwuchs am Ball ist.
Er will sich nicht mehr einmischen
Er wolle sich nicht mehr einmischen, sagt er. „Ich habe nicht mehr das Recht zu kritisieren, weil ich auch nichts mehr bewege.“ Da bleibt er sich und seinen Prinzipien treu. Aber jeder, der ihn etwas fragt, werde eine ehrliche Antwort bekommen. Aber reden allein, reiche nun mal nicht. Natürlich schmerzt ihn die Erinnerung, die unglückliche Fügung, doch Schorn, der Pragmatiker würde es nie zugeben. „Hätte, wenn und aber – damit kommst du nicht weiter.“ Und Verantwortung abzuschieben, war noch nie sein Ding.
Bis 2010 führte Klaus Schorn die Handball-Abteilung, ist Ehrenpräsident, Nachfolger ist Niels Ellwanger, sein Wunschkandidat. Ab und zu wagt der ehemalige Chef eine Reise in die Vergangenheit, wenn er sich mit den früheren Bundesliga-Bossen zum Plausch trifft: Bodo Ströhmann (Wallau-Massenheim), Rudi Hartz (Niederwürzbach), Bernd Rigterink (Nordhorn) und Nordlicht Heinz Jacobsen.
Nach einer zweiten Insolvenz, zwei Auf- und Abstiegen hat der Tusem in der Liga zwei einen schweren Stand - sportlich wie finanziell. Schorn weiß, wie wichtig sportlicher Erfolg ist. Er appelliert noch heute an das Engagement, an die Bereitschaft, nicht nur geschäftsmäßig zu funktionieren, sondern sich für die Sache zu begeistern. Er plädiert in einer hoch professionellen Sportwelt für das Ehrenamt, das unbezahlbar sei und sorgt sich um die Fans, das „Kapital des Vereins“. Und klar, die Sponsoren wollen eine Gegenleistung sehen. „Wenn die auf Dauer ausbleibt, wird Spitzensport nicht mehr funktionieren.“
Schorn lobt die „tolle Jugendarbeit“ beim Tusem, „ aber wir müssen auch mal ernten, nicht nur säen“, findet er und verweist darauf, dass zu dieser Saison wieder Leistungsträger gegangen sind. Jeden Cent müsse man in Mannschaft investieren. Er verzichtete auf einen Geburtstags-Empfang. Das Geld könne man sich sparen und lieber in die Jugendarbeit stecken.Wird man ihn irgendwann mal wieder bei der ersten Mannschaft sehen? Der Jubilar schnauft durch, wiegt den Kopf hin und her: „Ach, wissen Sie was, fragen Sie lieber was Anderes.“