Essen. Essener Oberligist verspielen 4:2-Führung innerhalb weniger Minuten und verlieren gegen die Miners. Worüber sich die Gastgeber besonders ärgern.

Die Wohnbau Moskitos hatten gedanklich alles vorbereitet für die große Derbysieg-Feier, fieberten sehnsüchtig der Schlusssirene entgegen, doch dann erwies sich der Herner EV als der unerwartete Party-Crasher. Innerhalb von vier Minuten egalisierten die Miners die Essener 4:2-Führung, entschieden das Revierduell in der Overtime für sich und eroberten den Westbahnhof wie im Rausch – auf dem Eis und auf den Rängen.

„Du spielst taktisch ein überragendes Drittel, lässt sie kaum zu Chancen kommen und verschenkst dann innerhalb von 300 Sekunden zwei Punkte“, sagte ein enttäuschter Moskitos-Vorsitzender Thomas Böttcher nach der 4:5 (2:2, 1:0, 1:2, 0:1)-Niederlage nach Verlängerung.

Noch weit nach Spielende, als sich die anderen Tribünen schon weitgehend geleert hatten, feierten die Herner Anhänger ihre Mannschaft. „Die Nummer eins im Pott sind wir!“ schallte es aus dem Gästeblock. „Die Herner wissen, glaube ich, jetzt noch nicht, warum sie hier zwei Punkte geholt haben“, wunderte sich Böttcher. Denn bis zur 57. Minute hatten die „Mücken“ im ersten Pflichtspiel-Duell der Saison alles im Griff gegen den Revierrivalen, gaben das Spiel aber durch drei unnötige Strafzeiten noch aus der Hand. Man habe den Gegner selbst wieder aufgebaut, haderte der ESC-Chef.

Moskitos spielen clever und kontrollieren das Geschehen

Frank Petrozza ließ kein gutes Haar an den Schiedsrichtern. Er kritisierte nicht die Entscheidungen in den Schlussminuten, sondern vermisste die klare Linie gegenüber den letzten Spielen. „Das ist das, was mir momentan fehlt“, meinte der Moskitos-Coach, dessen Matchplan lange aufzugehen schien. Die Moskitos agierten clever, kontrollierten das Geschehen über weite Strecken, beruhigten es, wenn nötig. Sie ließen die Miners bis auf die Anfangsphase nur selten Geschwindigkeit aufnehmen und erstickten damit eine der größten Herner Stärken in diesem Jahr oft im Keim.

Sinnbild: Robin Slanina von den Wohnbau Moskitos ist am Boden, Nils Elten vom Herner EV obenauf.ete X:X. Michael Gohl / FUNKE Foto Services
Sinnbild: Robin Slanina von den Wohnbau Moskitos ist am Boden, Nils Elten vom Herner EV obenauf.ete X:X. Michael Gohl / FUNKE Foto Services © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

„Wir waren einfach die bessere Mannschaft und haben defensiv total gut gestanden. Du hast viele Spieler gehabt, die absolut an ihre Leistungsgrenzen gegangen sind und sich reingehauen haben“, lobte Böttcher. Die Miners verbuchten zwar mehr Torschüsse und hatten immer wieder Druckphasen, nutzten ihre Gelegenheiten aber lange nicht. Und die Hausherren blieben geduldig, warteten auf ihre Chancen – und waren erfolgreich.

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Der Kanadier Aaron McLeod lenkte das Ergebnis durch sein Überzahltor zum 3:2 auf die Essener Seite, der Niederländer Mitch Bruijsten sorgte mit seinem nunmehr sechsten Saisontreffer fünf Minuten vor der Schlusssirene für die vermeintliche Entscheidung. „Du hast 57 Minuten lang einen guten Job gemacht und machst ihn dir dann in drei Minuten kaputt“, sagte Böttcher. „Du hättest dich heute belohnen und mit so einem Auftritt Fans zurückgewinnen können.“

mas und Robin Bilan nach. Nils Thomas überzeugte mit sehenswerten Treffern aus dem Rückraum.

Zuschauer in Essen werden von Beginn an sehr gut unterhalten

Die waren vor allem in der Anfangsviertelstunde bestens unterhalten worden, als es hin und her ging und Konter auf Konter folgte. Petrozza sprach von „Wild Wild West“-Hockey – schon nach 14 temporeichen, hektischen Minuten stand es 2:2, nachdem die Moskitos durch Enrico Saccomani mit 1:0 in Führung gegangen waren und Kevin Bruijsten nur 26 Sekunden nach dem Herner 2:1 ausgeglichen hatte. „Herne hätte ja nach 90 Sekunden auch schon 2:0 führen können“, räumte Böttcher ein.

Torschütze Kevin Bruijsten (li.) und Alexej Dmitriev von den Wohnbau Moskitos jubeln gegen Herne über das Tor zum 2:2-Ausgleich.
Torschütze Kevin Bruijsten (li.) und Alexej Dmitriev von den Wohnbau Moskitos jubeln gegen Herne über das Tor zum 2:2-Ausgleich. © Michael Gohl

Auch nach dem sechsten Saisonspiel sind die Moskitos noch immer ohne Sieg nach regulärer Spielzeit. Zwar sammelten sie auch gegen Herne einen Zähler ein, „aber wir haben bislang einfach zu wenig geholt. Um optimale Voraussetzungen für das nächste Derby zu schaffen, solltest du jetzt einfach mal eine Siegesserie starten.“

Schon in rund zwei Wochen (Fr., 21. Oktober, 20 Uhr) kommen die Miners wieder an den Westbahnhof. Am kommenden Freitag haben die „Mücken“ spielfrei, am Sonntag (16 Uhr, Eisland Farmsen) sind sie bei den Crocodiles Hamburg zu Gast – und starten dort Anlauf Nummer sieben auf den ersten Dreier.

So haben sie gespielt

Moskitos – Herner EV Miners 4:5.

Drittel: 2:2, 1:0, 1:2, 0:1.Tore: 1:0 Saccomani (3.), 1:1 (10.), 1:2 (14.), 2:2 K. Bruijsten (14.), 3:2 McLeod (28.), 4:2 M. Bruijsten (55.), 4:3 (58.), 4:4 (60.), 4:5 (62.).

Strafminuten: Essen 10 – Herne 6.

Zuschauer: 1164.

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