Essen. Die JKG Essen kann am Sonntag Oberliga-Meister werden und könnte in die NRW-Liga aufsteigen. Doch es gibt viele offene Fragen. Die Hintergründe.

Die Sommerpause in der Oberliga war lang für die Frauen der Judokampfgemeinschaft Essen. Mitte Juni bestritten sie beim JC Wermelskirchen den vierten von insgesamt fünf Kampftagen und hatten danach reichlich Zeit, ihren Erfolg zu genießen. Es ist ja nicht so, dass sich die Essenerinnen nur über den 5:3-Sieg freuen durften, mit diesem Auswärtserfolg sicherten sie sich gleichzeitig Platz zwei in der Tabelle. Der Aufstieg in die NRW-Liga wäre damit perfekt. Doch noch steht nicht fest, ob die JKG diesen Sprung überhaupt wagen wird.

Ein Kapitel hat die Erfolgsgeschichte ohnehin noch. An diesem Sonntag kommt der punktgleiche Tabellenführer TSV Hertha Walheim II zum Gipfeltreffen nach Essen (11 Uhr, Gustav-Hicking-Str.). Dann wird entschieden, wer sich die Meisterkrone aufsetzen darf. „Wir gehen ganz relaxed in diesen Kampf“, sagt der JKG-Vorsitzende Ralf Drechsler, der das Team trainiert. „Wir haben eine super Saison gekämpft und unser Ziel weit übertroffen.“

Judokampfgemeinschaft Essen: Durchmarsch war nicht anvisiert

Die JKG darf schon jetzt stolz sein auf das Erreichte, denn so lange gibt es dieses Team unter diesem Namen ja noch gar nicht. Vor zwei Jahren meldete der Klub erstmals in der Vereinsgeschichte eine Frauenmannschaft und trat in Essen damit die Nachfolge des 1. Essener JC an. Der EJC hatte sich über Jahrzehnte erfolgreich um die weiblichen Judoka in dieser Stadt gekümmert, doch aufgrund von Personalproblemen sah er sich gezwungen, seine Philosophie zu ändern, mehr in die Breite zu arbeiten und weitestgehend auf Wettkampfsport zu verzichten.

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Bei der JKG tauchten natürlich die vertrauten Gesichter wieder auf, aber auch viele junge, talentierte Kämpferinnen, die unbedingt Wettkampfpraxis bekommen sollten. Deshalb meldete der Verein für die „Einstiegsklasse“ Verbandsliga, obwohl Drechsler schon damals wusste, dass viel Potenzial in der Truppe steckt. „Mittelfristig wollen wir Minimum in der Oberliga oder in der NRW-Liga kämpfen“, sagt er damals.

Brennpunkte aus dem Essener Sport:

„Ich dachte, dass wir dazu drei bis vier Jahren benötigen würden“, so der Klub-Chef heute. Der Durchmarsch hat auch ihn überrascht, zumal sich die JKG an die eigene Vorgabe gehalten hat, wirklich alle Kämpferinnen einzusetzen. Die überzeugten und „manchmal war auch ein bisschen Glück dabei“.

JKG Essen: Oberliga-Titel ist am Sonntag greifbar

Für den ersten Liga-Sprung brauchte sich die JKG allerdings nicht zu strecken. Corona vereitelte die Verbandsliga-Saison, der Verband bot den Essenerinnen danach trotzdem einen Startplatz in der Oberliga an, weil andere Klubs aufgrund der Pandemie personelle Probleme bekommen hatten und sich zurückzogen.

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Nun kämpft die JKG Essen am Sonntag in der Oberliga um den Titel. Und in der Euphorie nach dem Sieg in Wermelskirchen waren sie auch alle bereit, die Herausforderung NRW-Liga anzugehen. Doch Drechsler sieht es mittlerweile wieder ganz rational. „Finanziell ist das alles geklärt, da würde es passen. Aber wir müssen genau hinschauen, wer uns in der nächsten Saison tatsächlich zur Verfügung stehen würde.“

NRW-Liga: Noch gibt es Fragezeichen bei der JKG Essen

Einigen Kämpferinnen steht im nächsten Jahr der Abi-Stress bevor, andere studieren oder sind auswärtig in der Ausbildung, so dass es schwer werden könnte mit dem regelmäßigen Training. Hinzu kommt, dass es in der NRW-Liga statt fünf sieben Gewichtsklassen zu besetzen gilt. Und eine davon könnte die JKG - Stand heute - schon mal nicht besetzten.

Viele Unwägbarkeiten, die geklärt werden müssen, um in der starken NRW-Liga konkurrenzfähig zu sein. Aber jetzt geht es erst einmal am Sonntag um den Meistertitel, was schwer genug wird gegen die Gäste, die ebenfalls vier Mal gewonnen haben, aber bei der Zahl der Einzelsiege deutlich vor der JKG liegen.

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