Essen. Essener werden erstmals Frauenteam melden. Nachdem der 1. EJC die einzige Frauenmannschaft in Essen abgemeldet hat, ist Lücke wieder geschlossen.
Judo ist nun mal Kampfsport, bei dem man sich an die Wäsche geht. Aber ein enger Kontakt zum Gegner war ja über Monate verboten aufgrund der Corona-Schutzverordnungen. Mittlerweile dürfen die Judoka wieder auf die Matte, sie dürfen trainieren und die Essener Judokampfgemeinschaft (JKG) bietet in den Sommerferien sogar Schnupperkurse für den Nachwuchs an (siehe Kasten). Der Wettkampf-Betrieb wird allerdings erst im Herbst wieder hochgefahren. Und nimmt in Essen auch eine Frauenmannschaft den Kampf auf.
Aber es sind nicht wie gewohnt die Kämpferinnen vom 1. Essener Judo-Club, die traditionell den weiblichen Bereich in dieser Stadt abgedeckt haben. Der EJC hatte vor Monaten beschlossen, mehr in der Breite zu arbeiten und die Frauen-Mannschaften aus dem Wettbewerb zu nehmen. Die JKG indes, die in diesem Jahr 50 Jahre alt geworden ist, das Jubiläum aber nicht feiern durfte, hat daraufhin reagiert und wird die Lücke füllen. Neben den etablierten Männern (Oberliga) hat der Verein erstmals in seiner Historie auch ein Frauen-Team gemeldet.
„Nachdem sich der EJC so entschieden hatte, haben wir überlegt, ob wir es machen könnten“, schildert der JKG-Vorsitzende Ralf Drechsler. Und es stellte sich heraus, dass es wohl machbar sei mit dem Potenzial, das das Umfeld bietet. Sportlich also passte es, das war schnell klar, nur es musste auch noch ein Partner gefunden werden, der das Vorhaben finanziell absichert. Auch das schaffte die JKG nach intensiver Suche. „Also haben wird es gemacht“, sagt Drechsler, der felsenfest davon überzeugt ist, dass es eine Erfolgsgeschichte wird.
Die Voraussetzungen für den Neustart sind wirklich gut. Die meisten Kämpferinnen sind noch jung, zwischen 18 und 22 Jahren, haben aber zum Teil schon bei Deutschen Meisterschaften gekämpft. „Und die meisten haben ihre Laufbahn noch vor sich“, sieht Drechsler einen weiteren Vorteil. Alles gut fürs Grundgerüst.
Die Ansprüche sind deshalb nicht gar so bescheiden. „Mittelfristig wollen wir Minimum in der Oberliga oder in der neuen NRW-Liga kämpfen“, sagt der JKG-Chef, der die Mannschaft gemeinsam mit dem ehemaligen EJC-Coach Thomas Scholten betreuen wird. Wenn’s gut liefe, glaubt Drechsler, sei selbst die 2. Bundesliga nicht unmöglich.
Aber zunächst muss der Newcomer klein anfangen. Verbandsliga ist angesagt, die Teilnahme in dieser Saison ist ohnehin noch freiwillig. Aufgrund der langen Corona-Pause wird es 2021 noch keinen „normalen“ Liga-Betrieb geben, sondern am 6. November sollen zwei Gruppen an den Start gehen mit jeweils vier bis fünf Mannschaften. Gekämpft wird im Turniermodus. Die beiden Erstplatzierten beider Pools werden das Halbfinale bestreiten und ein Finale soll es auch geben, dessen Sieger aber „nur“ mit einem Pokal belohnt wird. Auf- und Absteiger wird es nicht geben.
„Wenn wir in der Verbandsliga nicht oben mitmischen, dann machen wir was falsch“, sagt Drechsler selbstbewusst. Zehn eigene Kämpferinnen bringt die JKG selbst ein, dazu kommen weitere vom EJC und von Eintracht Borbeck. Diese kommunale Kooperation gab es schon unterm Dach des EJC und funktioniert in Essen bekanntlich auch bei den Männern.
Und für Verstärkung ist im nächsten Jahr bereits gesorgt: Lena Gierig wird vom NRW-Ligisten 1. JC Mönchengladbach zurückkehren, Jolina Fröhlich vom Regionalligisten PSV Düsseldorf.
Ein gemeinschaftliches Mannschaftstraining wird allerdings nicht angeboten, die Einheiten übernehmen jeweils die Trainer in den Stammvereinen Phil Wiskamp (JKG), Detlef Teschner (Eintr. Borbeck) und Udo Faenger (EJC).