Essen. Gäste aus Magdeburg haben gerade erst die European League gewonnen. Dennoch sind abstiegsbedrohte Essener entschlossen, den Favoriten zu ärgern.

Im Prinzip ist jedes Spiel in dieser Saison für die Handballer des Tusem Essen ein besonderes. Der Aufsteiger versucht von Beginn an jede Begegnung in der 1. Bundesliga zu genießen, ehe es am Saisonende mit großer Wahrscheinlichkeit wieder in die Zweite Liga gehen wird. Aber die kommende Aufgabe ist vielleicht eine ganz besondere: Es ist ein Traditionsduell und quasi die Neuauflage des EHF-Pokal-Endspiels von 2005: Der Tusem trifft an diesem Donnerstag auf den SC Magdeburg (Anwurf 19 Uhr, „Am Hallo“).

Es war der letzte Titel, den der dreimalige Deutsche Meister von der Margarethenhöhe gewann. Vor 16 Jahren holte er in der gut gefüllten Oberhausener Arena nach einem dramatischen Final-Rückspiel den EHF-Pokal gegen Magdeburg. Und genau dieser Klub hat sich mittlerweile nach dieser für ihn so bitteren Finalniederlage mehr als nur erholt.

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SC Magdeburg gewinnt Finale gegen Berlin

So feierte der SCM am vergangenen Sonntag erst den Gewinn der European League, den Nachfolge-Wettbewerb des EHF-Pokals. Im Finale gegen die Füchse Berlin behielt das Team von Trainer Bennet Wiegert mit 28:25 die Oberhand.

„Wie geil ist denn die Vorstellung bitte, dass wir den frischgebackenen European-League-Sieger schlagen könnten?“, träumt Essens Trainer Jamal Naji. Übertrieben großer Respekt oder gar Angst ist beim 34-Jährigen nicht zu spüren, stattdessen sprüht er vor Vorfreude: „Gerade in den Spielen gegen solche Gegner spielt unsere Mannschaft mutig und frei auf. Natürlich muss extrem viel bei uns zusammenpassen, aber wir wollen den Magdeburgern schon gerne ein Ei ins Nest legen.“

Auch auf den Essener Keeper Sebastian Bliß wird es ankommen, ob gut Gastgeber Tusem dagegenhalten kann.
Auch auf den Essener Keeper Sebastian Bliß wird es ankommen, ob gut Gastgeber Tusem dagegenhalten kann. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Essener erkennen beim Gegner ähnliche Spielweise wie die eigene

Naji träumt nicht nur, sondern will seine Vorstellungen das auch verwirklichen. Er sieht einige Parallelen zwischen dem Spiel des Favoriten und seines Teams. Unter anderem versucht der SCM immer wieder die torgefährlichen Außen in gute Positionen zu bringen, zudem konnte der Tusem-Trainer ein gutes Zusammenspiel mit dem Kreisläufer ausmachen.

Ähnlich eben, wie es die Essener in dieser Saison machen. Allerdings auf einem anderen Niveau, das weiß auch Jamal Naji: „Sie spielen das von Minute eins bis sechzig konsequent runter. Auch bei ihren Durchbrüchen haben sie sehr gute Abschlussquoten. Das ist bei uns leider nicht immer der Fall, was uns schon einige Punkte gekostet hat.“

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Mannschaftliche und individuelle Qualität beim Tabellenvierten

Dennoch sieht der Essener Trainer einen Vorteil darin, dass die Gäste aus Sachsen-Anhalt einen ähnlichen Spielstil haben: „Wir wissen, was auf uns zukommt. Denn wir trainieren ähnliche Abläufe schon seit Monaten.“ Allerdings müsse seine Mannschaft vor allem in den Zweikämpfen sehr präsent sein, um Weltklasse-Spieler wie Omar Magnusson, Michael Damgaard oder Christian O’Sullivan in den Griff zu bekommen. Und dann ist da noch Torhüter Jannick Green, der im European-League-Finale mal eben 41 Prozent der Berliner Abschlüsse entschärfen konnte.

„Sie spielen viele Dinge auf den Punkt und das schon seit Jahren. Sie sind da, wo wir mit unserem Spiel gerne einmal hinmöchten“, sagt Naji, der offenbar auch eine Art Vorbild im kommenden Gegner sieht. Der Erfolg des SC Magdeburg kommt nicht von ungefähr.

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Der Titel dürfte dem Tabellenvierten der Handball-Bundesliga noch etwas mehr Aufwind für den Saison-Endspurt geben. Für den Tusem bleibt nur zu hoffen, dass das Final-Wochenende inklusive anschließender Feier bei den Magdeburgern Spuren hinterlassen hat. Ansonsten wird es für den Europapokalsieger von 2005 sehr schwierig, den Europapokalsieger von 2021 zu ärgern.

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