Essen. Essener Torjäger hat beim 4:0-Sieg über Bergisch Gladbach mit einem Hattrick seine Trefferzahl auf 26 erhöht. Noch glaubt RWE an Titelchance.
So hat es sich Rot-Weiss Essen eigentlich seit Jahren gewünscht. Die Hafenstraße als uneinnehmbare Festung, eine Spielstätte, zu der die Gegner ungern reisen, weil sich die Kilometer einfach nicht lohnen. In dieser Spielzeit hat es RWE geschafft: Zu Hause ist der Traditionsklub eine Macht. Die Fans, wenn sie doch nur dabei gewesen wären, hätten bislang sicher eine Menge Spaß gemacht.
Gegen SV Bergisch Gladbach hätten sie beispielsweise auch entspannt ihr Bierchen trinken können, hätten sich zwischendurch kurz Zeit für die Würstchenbude nehmen können, denn schon bald zeichnete es sich ab, dass an diesem Tag nichts anbrennen würde. Rot-Weiss besiegte den Abstiegskandidaten mit 4:0 (2:0).
Rot-Weiss Essen demonstriert Heimstärke
Vergessen der Stress von Rödinghausen (1:1) unter der Woche, diesmal war’s souverän und wirkte zeitweise spielerisch locker und leicht. So hatte man es allerdings auch erwartet, weil der Gast zwar für seine Verhältnisse ordentlich auftrat, aber halt auch nicht die Qualität der Rödinghauser Mannschaft besitzt.
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Trainer Christian Neidhart lobte diesmal die Pass-Sicherheit, die Qualität am Ball und ein gutes Positionsspiel: „So wie wir den Ball laufen lassen und so ruhig wie wir Fußballspielen, ist das schon gut.“ Zu Hause gebe es da wenig zu meckern. Die neun Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Borussia Dortmund II haben sich die Essener auswärts eingebrockt.
Torjäger nimmt Hattrick gelassen zur Kenntnis
Das souveräne 4:0 gegen die Bergischen war Sieg Nummer 14, nur der BVB (1:1) und SC Wiedenbrück (1:1) im allerersten Saisonspiel erkämpften in Essen einen Punkt. Und es ist schon merkwürdig: Während die Rot-Weissen auswärts häufiger ihre mangelnde Chancenverwertung beklagen, klappt es in vertrauter Umgebung mit dem Toreschießen. Insgesamt 13 waren es allein in den vergangenen drei Spielen, und das alles ohne Gegentreffer.
Als Schlag Sahne obendrauf: Die Treffer wurden zum Teil auch sehenswert herausgespielt. Und Torjäger Simon Engelmann gab mal wieder den Vollstrecker, gleich dreimal langte er diesmal zu.
Ein Hattrick reicht normalerweise, um als Matchwinner gefeiert zu werden. Doch nun stand er da, der „Engel“, in roten Badelatschen und mit dicker, roter Jacke und wirkte völlig unaufgeregt - wie immer. Für euphorische Jubelausbrüche ist nicht die Zeit. Das große Ziel heißt Aufstieg und ist weiterhin nur noch schwer zu erreichen.
Spätestens nach dem 1:0 souverän gespielt
Drei Tore in einem Spiel - für Engelmann, der mit nunmehr 26 Treffern die Torjäger-Rangliste in der Regionalliga anführt, ist es auch nicht die ganz große Nummer. Gegen Wuppertal hatte er sogar viermal eingenetzt. Und das war auch diesmal drin, denn beim Stand von 2:0 setzte er einen an Maximilian Pronichev verursachten Foulelfmeter an den Pfosten (58.).
„Drei Tore, und wir haben 4:0 gewonnen, das war ein schöner Nachmittag für uns. Spätestens mit dem 1:0 haben wir es sehr souverän gespielt“, meinte Simon Engelmann ziemlich analytisch. Und was denkt er über seine persönliche Erfolgsquote? „Wäre ganz schön, wenn ich die 30 mal knacken könnte, aber das ist mir nicht so wichtig, Wenn ich kein Tor mehr schieße und wir würden am Ende aufsteigen, wäre ich wesentlich glücklicher.“
Knipser auch auf gute Vorarbeiter angewiesen
Keine Frage, RWE braucht Engelmanns Qualität vor dem gegnerischen Kasten. Aber dieses Spiel hat ebenfalls einmal mehr gezeigt, dass auch Knipser auf gute Vorarbeiter angewiesen sind. Beim Kopfball zum 1:0 (28.) legte Dennis Grote auf, vor dem 2:0 (32.) hatte Isaiah Young im gegnerischen Strafraum zum Tänzchen geladen und den Ball so perfekt serviert, dass der Torjäger nur noch einzuschieben brauchte. Beim 3:0 (64.) spritzte Engelmann reaktionsschnell in eine Hereingabe von Harenbrock.
Cedric Harenbrock machte anschließend auch noch sein Tor und bot dabei Technisches aus der Delikatessen-Abteilung. Er krönte seine starke Leistung mit einem perfekten Lupfer über Torwart Stümer hinweg zum 4:0 (70.). Aber dieser Treffer hatte nicht nur individuelle Klasse, sondern war auch ein Lehrbeispiel für erfolgreiche Teamarbeit, die am eigenen Strafraum begonnen hatte.
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Auftritt der Mannschaft ist wichtig
„Wichtig ist, wie wir als Mannschaft auftreten“, bestätigt auch Neidhart. Die Deckung oder auch Dennis Grote und Amara Condé in der Zentrale machen da einen ziemlich guten Job.
Überzeugt hat auch Maximilian Pronichev. Monatelang hatte er nach einem Kurzeinsatz im vergangenen September auf der Tribüne gehockt. Zuletzt kam der Offensivmann zweimal in der Schlussphase ins Spiel, nun hatte er Startelf-Premiere, weil Neidhart auf dieser Position Verbesserungspotenzial erkannt hatte. „Für ihn war es an der Zeit zu zeigen, dass er es besser hinkriegt“, lobte Neidhart. „Ich war sehr zufrieden mit Maxim, das hat er ordentlich gemacht.“
Eine spätes Comeback, auf das auch Neidhart im Titelrennen hofft. „Der feste Glaube ist immer noch da“, versichert er. Es könne sich da oben immer noch komplett ändern, „dann musst du da und bereit sein“.