Essen. Am Ende trennten sich die Regionalliga-Ausnahmeteams mit einem gerechten 1:1. Mit einem Sieg im Nachholspiel will RWE den Druck halten.

Unentschieden produzieren keine Sieger, höchstens moralische. Und so fanden sich die Dortmunder nach dem verdienten 1:1 im Gipfeltreffen an der Hafenstraße dann schlussendlich doch zu einem Rundtänzchen im Mittelkreis zusammen. "Spitzenreiter, Spitzenreiter, hee", dröhnte es im menschenleeren Stadion. An der Tatsache gab es aus rot-weisser Sicht nichts zu rütteln.

RWE: Neidhart will am letzten Spieltag singen

RWE-Coach Christian Neidhart hatte genau hingeschaut und kommentierte die Szenerie später mit einem amüsierten Lächeln: "Sie haben lange überlegt, ob sie singen sollen oder nicht, es sei ihnen gegönnt. Wenn wir nach dem letzten Spieltag singen können, freue ich mich halt." Das kleine verbale Gefecht zwischen beiden Teams wird wohl den Endspurt in der Regionalligasaison begleiten.

Gut 70 Minuten sah es danach aus, als könnten die Essener am Ende den alten Fußball-Gassenhauer gemeinsam anstimmen. Nach einer Führung in Minute 16, die aus dem Gourmet-Frischeparadies direkt in die Herzen der RWE-Fans daheim vor den Bildschirmen serviert wurde: Amara Condé hatte von links geflankt, Felix Backszat, ballsicher wie immer, im exakt richtigen Moment in die Schnittstelle auf Simon Engelmann gepasst - und der sah endlich wieder seinen Abschluss ins lange Eck fliegen.

Abnutzungskampf auf hohem Niveau

"Schade, ich hätte mir gewünscht, dass wir das 1:0 über die Zeit gebracht hätten, aber am Ende hat Dortmund sehr viel Druck gemacht, das geht insgesamt wohl in Ordnung", so der Torjäger, der die Gründe für das letztlich gerechte Remis in der zweiten Halbzeit sah: "Wir hatten wenig Entlastung und kriegten keine Leute in Position, vielleicht hätten wir besser daran getan, wenn wir die Entscheidung gesucht hätten."

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So wurde es lange Zeit ein Abnutzungskampf auf hohem Regionalliga-Niveau, in der die Gäste durchaus die spielbestimmenden Anteile hatten. BVB-Trainer Enrico Maaßen hat da schon eine feine Truppe um sich gescharrt, bestehend aus leichtfüßigen Angreifern, in der sich ein Steffen Tigges nicht zu schade ist für die Kärrnerarbeit in der eigenen Hälfte. Auch einem Lennard Maloney möchte man nicht im Dunkeln in der Dortmunder Südstadt begegnen. Echte Kerle.

In der Schlussviertelstunde baute RWE ab

Und RWE? Stemmte sich mit aller Kraft und einem überragenden Dennis Grote im Mittelfeld gegen diese Dortmunder Power - zumindest solange, wie die Kräfte reichten. Und das war exakt bis zur 76. Minute, als Richmond Tachie nach Flanke des wehleidigen Alaa Bakir (glänzende B-Note im Bodenturnen) sich in aller Seelenruhe am zweiten Pfosten zum Kopfball in Position bringen konnte und exakt in die Engelmann-Ecke traf.

Danach war jedenfalls auffallend, wie sehr die Gastgeber abbauten und in der Schlussviertelstunde nicht einmal in die Nähe eines Lucky Punches kamen. "Da waren wir ziemlich kaputt, das Spiel hat ein paar Körner gekostet, auch die Partie in Münster war ganz schön intensiv", bekannte Neidhart, der auch mit den Einwechselungen von Kefkir, Harenbrock und Lewerenz die müden Angriffsreihen nicht mehr beleben konnte.

Für BVB kommen die Hammerspiele im April

Am Ende musste RWE gar mit der Punkteteilung zufrieden sein, weil der Tabellenführer bis zur letzten Sekunde auf den Dreier drängte. "Wir wollten hier unsere Stärke demonstrieren, das ist uns gut gelungen", freute sich der Gästecoach am Ende.

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Nun wird man sich im letzten Drittel der Saison weiter beäugen und auf Fehler des Kontrahenten warten. "Mal sehen, wie der BVB im April durch die Hammerspiele kommt. Jetzt müssen wir gegen Gladbach am Samstag nachlegen und das Nachholspiel Mittwoch in Ahlen gewinnen, dann sind wir bis auf einen Punkt dran - und dann ist das Ding komplett weiter offen", so die Kalkulation Neidharts. Aber auch seine Mannschaft wird nicht durch die nächsten Wochen spazieren.

RWE vor Hürden in Oberhausen und Wuppertal

Ohne Kartenleger zu sein: In den Auswärtsspielen bei RWO und in Wuppertal werden die Gastgeber alles daran setzen, RWE in der Liga zu halten. In einer Mischung aus gewachsener Feindschaft und finanziellem Kalkül: Süßer die Kassen nie klingen - wenn es mal wieder Zuschauer gibt.

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