Essen. Reporter Hansi Küpper macht mit bei der Rettung der Kultkneipe „Hafenstübchen“. Der gebürtige Essener hat eine besondere Beziehung zu Rot-Weiss.

Seine Stimme ist vielen Fußballfans bestens vertraut. Wochenende für Wochenende kommentiert Hansi Küpper live fürs Fernsehen Spiele der ersten und zweiten Fußballbundesliga. Neulich war er auch in Essen als Reporter in Essen am Ball und erlebte, wie Viertligist RWE die mit Stars gespickte Mannschaft von Bayer Leverkusen im Viertelfinale um den DFB-Pokal mit 2:1 nach Hause schickte. Eine sportliche Sensation, die auch einen routinierten Kommentator wie den gebürtigen Essener Hansi Küpper nicht kalt ließ. Nun kehrt er zurück an die Hafenstraße. Es geht um ein Stück Fußballkultur. Es geht um die Rettung des „Hafenstübchens“.

Dem „Hafenstübchen“ droht das Aus, sollte es noch lange geschlossen bleiben.
Dem „Hafenstübchen“ droht das Aus, sollte es noch lange geschlossen bleiben. © Foto: RWE

Wie so viele Kneipen ist das „Hafenstübchen“ durch die Corona-Krise in eine Existenz bedrohende Schieflage geraten. Im Herbst könnten die Lichter für immer ausgehen. Die Fan-Förderabteilung von RWE will das verhindern. Küpper hält es mit den Fans: „Wenn jemand in Not ist, dann sind wir da!“ Ehrensache, für ihn als Essener.

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Küpper wurde 1961 in Altenessen geboren. Vier Jahre später zog die Familie nach Werne in Westfalen. Weil die Verwandtschaft in Essen blieb, kehrte Küpper immer wieder zurück in seine Geburtsstadt – in die Kepplerstraße in Holsterhausen. „Hinterm Haus lag der Fußballplatz von Essen-West 81. Vorne am Klingelschild standen acht Namen, davon sieben Mal der Name Küpper. Unterm Dach wohnte die Mutter von „Ata“ Lameck. Wenn der kleine Hansi wie jedes Jahr am zweiten Weihnachtstag bei seiner Oma in Essen zu Besuch war, dann hoffte er sehnlichst, „Ata“ zu treffen. Michael – genannt „Ata“ – Lameck brachte es auf als Profifußballer auf 518 Einsätze für den VfL Bochum. Vereinsrekord!

Reporterlegende Kurt Brumme empfahl Hansi Küpper für höhere Aufgaben

„Ich war immer fußballverrückt, wollte selbst Profi werden“, erinnert sich Hansi Küpper. Als Jugendlicher schaffte er es bis in die Westfalenauswahl, kickte mit Wolfram Wuttke und Thomas van Heesen. Beide sollten Stars in der Bundesliga werden. Hansi Küpper wurde Sportjournalist. Reporterlegende Kurt Brumme, Generationen von fußballbegeisterten Radiohören in Erinnerung geblieben durch seine Sendung „Sport und Musik“, empfahl ihn dem WDR für höhere Aufgaben.

Heute zählt Hansi Küpper, seit 2017 in Diensten des Bezahlsender Sky, zu den bekanntesten Fußballkommentatoren – neben Tom Bayer und Manni Breuckmann. Als sich die drei einmal zu einem Kneipenbummel in Düsseldorf trafen, wähnte sich ein Gast, der ihre Stimmen hörte, in der samstäglichen Bundesligakonferenz. „Er meinte, er habe zuviel getrunken und müsse dringend nach Hause“, erzählt Küpper.

RWE-Sportdirektor Jan Nowack ist dabei beim Live-Talk im „Hafenstübchen“

Anekdoten wie diese dürfte Hansi Küpper wohl zum Besten geben, wenn er am Freitag, 26. März, gemeinsam mit Dirk Kindsgrab von der FFA im „Hafenstübchen“ vor der Kamera live durch den Abend führt. Zuschauer können online dabei sein. Es geht um RWE und um das „Hafenstübchen“. Prominente Gäste werden erwartet, darunter RWE-Sportdirektor Jörn Nowack. „Sandy“ Sandgathe greift in die Gitarrensaiten. „Anstoß“ ist um 19.07 Uhr.

Das „Hafenstübchen“ hat bei RWE-Fans längst Kultstatus erlangt, seit vor 17 Jahren alles mit drei Kästen Bier begann. Eigentlich sollte es ein Kiosk werden. Heute ist die kleine Kneipe am Bahnübergang der Hafenstraße für viele der letzte Halt auf dem Weg zum Stadion. Flaschenbier wird durchs Fenster gereicht, vom Herd gibt es Hausmannskost. Im Deutschen Fußballmuseum gibt es ein Foto vom „Hafenstübchen“ – als Sinnbild für Fankultur.

Sein erstes Fußballspiel kommentierte Hansi Küpper an der Hafenstraße

Hansi Küpper mit Dirk Kindsgrab, Nick David und Isabelle Geradt (v.l.), die den Online-Abend zur Rettung des „Hafenstübchens“ organisieren.
Hansi Küpper mit Dirk Kindsgrab, Nick David und Isabelle Geradt (v.l.), die den Online-Abend zur Rettung des „Hafenstübchens“ organisieren. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Die Idee zu einer Rettungsaktion wurde gleich nach dem sensationellen Pokalsieg gegen Leverkusen geboren, berichtet Dirk Kindsgrab von der FFA. Nach dem Abpfiff führte er Küpper zum „Hafenstübchen“ und fragte ihn, ob er helfen könne. Der Kommentator ließ sich nicht lange bitten. Denn: „Das Hafenstübchen ist ein Stück RWE.“

Als Fußballfan drückt Hansi Küpper zwar Borussia Dortmund die Daumen. Mit Rot-Weiss Essen verbindet ihn jedoch eine besondere Beziehung. Im Georg-Melches-Stadion besuchte er sein erstes Fußballspiel. An der Hafenstraße hatte Küpper seinen ersten Einsatz als Fußballreporter – 1990, als RWE die Mannschaft von Hessen Kassel mit 1:0 besiegte. Seitdem war er auch immer wieder als Fan dabei. „Wenn ich da war, habe ich RWE aber meistens leider kein Glück gebracht.“

Online-Abend fürs „Hafenstübchen“

Die Fan- und Förderabteilung (FFA) von Rot-Weiss Essen ruft zu Spenden für das „Hafenstübchen“ auf. Am Freitag, 26. März, führt der Sportreporter Hansi Küpper gemeinsam mit Fanvertreter Dirk Kindsgrab ab 19:07 Uhr durch einen Online-Abend mit vielen Fragen, Anekdoten und Interviews zur bewegten Vereinsgeschichte von RWE.

Der Zoom-Zugangslink wird kurz vor Beginn der Veranstaltung über die sozialen Medien verbreitet und auf der Homepage der FFA unter www.ffa-rwe.de veröffentlich werden. Die Teilnahme ist kostenlos. Auf der Hompage findet sich auch die Nummer des Spendenkontos.

Für den Deutschen Meister von 1955 hat Küpper nur warme Worte übrig. Dass ein Verein, dessen größte Erfolge eine gefühlte Ewigkeit zurückliegen noch immer so viele Menschen bewegt, sei in Deutschland sicher einzigartig. „In der fünften Liga waren beim Auswärtsspiel in Siegen 5000 Essener dabei. Das sagt eigentlich alles.“

Rot-Weiss Essen stehe aber nicht nur für Tradition, sondern für einen Fußball, der sich wohltuend unterscheide vom kommerzialisierten Fußballsport einer Champions League. Küpper ist überzeugt, dass für viele Fans auch darin der Reiz von RWE besteht. Dennoch wünscht er dem Verein den Aufstieg. „Dass RWE irgendwann wiederkommt, steht sowieso fest. Und was dann hier los ist, kann sich jeder vorstellen.“ Dann sollen die Fans vor dem „Hafenstübchen“ ihr Bier genießen. Nein, das „Hafenstübchen“ es darf nicht sterben.

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