Essen. Neues Frauen-Nationalteam hatte 1982 gegen die Schweiz Premiere. Beim 5:1-Sieg für den Außenseiter traf Doris Kresimon zur 1:0-Führung.
Deutschland im Herbst des Jahres 1982: Das Verhältnis der Fußballmänner und Fußballfrauen ist in dieser Zeit noch angespannt. Männliche Profis äußerten sich abwertend über die kickenden Frauen, auf der anderen Seite glaubten mehrere Spielerinnen der neu gegründeten Frauennationalmannschaft vor dem WM-Endspiel Deutschland gegen Italien im Sommer in Spanien an eine Niederlage der deutschen "Jungs", was dann mit dem 1:3 auch eintraf.
Die Frauen des DFB sorgten aber für lichte Momente. Am 10. November 1982 bestritt die neuformierte DFB-Auswahl in Koblenz ihr erstes Spiel überhaupt. Premiere-Gegner hieß Schweiz. Eine Frau der ersten Stunde war die 27-jährige Doris Kresimon, gebürtige Essenerin und Stürmerin der SSG Bergisch-Gladbach.
Im Meisterjahr von Rot-Weiss Essen geboren
Kresimon wurde 1955 geboren, im Jahr, als Rot-Weiss Essen den deutschen Meistertitel gewann. Kein Wunder also, dass sie ein großer Fan des Regionalligisten ist. Kresimon, die heute in Rösrath wohnt, erinnert sich noch an ihre Gefühlslage im Jahre 1982: "Wir waren voller Vorfreude auf das erste Länderspiel. Die Gründung einer Frauennationalmannschaft war überfällig. Wir hatten mit Bergisch-Gladbach ja schon erfolgreich bei der inoffiziellen Frauen-WM in Taiwan gespielt, doch das hatte den DFB nur mäßig interessiert."
Da die Schweizerinnen bereits seit zehn Jahren aktiv waren, galt Debütant Deutschland vor 38 Jahren als Außenseiter. Der Schweizer Nationaltrainer Bruno Streit hatte sein Team angewiesen, besonders auf die deutschen Spielerinnen Anne Trabant und Doris Kresimon zu achten. Genutzt hatte es wenig. Trabant führte Regie im Mittelfeld und Kresimon traf in der 25. Minute zur 1:0-Führung. Eine Essenerin erzielte das erste Tor in der Geschichte der Frauenfußball-Nationalmannschaft.
Lob für DFB-Auswahl nach 5:1-Erfolg
Vier weitere deutsche Tore sollten folgen und die Zeitungen waren voll des Lobes über die starken deutschen Mädels und Trainer Gero Bisanz. Trotzdem war nicht alles Gold, was an jenem Novembertag glänzte. So waren der damalige DFB-Präsident Hermann Neuberger und Ex-Bundestrainer Jupp Derwall beim Länderspiel zwar vor Ort, "doch leider ist keiner später zu uns gekommen, um zu gratulieren", so Doris Kresimon.
Das erfolgreiche Team ließ sich davon nur wenig beeindrucken. "Wir haben anschließend zusammengesessen und gefeiert, es war ja ein toller Auftakt." Zwei Tore steuerte an diesem geschichtsträchtigen Tag eine gewisse Silvia Neid bei, die damals ihre großartige Karriere startete und später sogar Bundestrainerin wurde. Kresimon erinnert sich noch gut an Neid: "Sie war mit 18 Jahren unser Küken, hat sich aber gleich gut eingefunden. Sie war gut, hat aber auch jederzeit Ratschläge von den etwas älteren Spielerinnen angenommen."
Nicht immer leicht gehabt als Jugendliche
Im Rückblick wird Doris Kresimon ein wenig wehmütig und schmunzelt: "Wenn ich mir die späteren Erfolge der deutschen Frauennationalmannschaft (acht EM-Titel, zwei WM-Titel und Olympiagold/ Anm. d. Red.) anschaue, frage ich mich, ob ich vielleicht zu früh geboren bin." Sie habe es in der Jugend nicht immer leicht gehabt. Mit 16 fing sie an, bei Rot Weiß Essen Fußball zu spielen. "Frauenfußball war ja bis 1970 verboten, und so konnten sich eben erst ganz langsam Vereine gründen." Ihre Eltern hätten sie allerdings immer unterstützt: "Sie haben nach Spielen sogar mein Sportzeug gewaschen und die Schuhe geputzt."
Die aktuelle Situation im deutschen Frauenfußball sieht Doris Kresimon positiv: "Die Nationalmannschaft ist auf einem guten Weg. Niederlagen wie das 1:2 gegen Schweden im WM-Viertelfinale 2019 sollte man nicht überbewerten", so die erste Torschützin der DFB-Elf. Und von Trainerin Martina Voss-Tecklenburg ist sie überzeugt: "Ich kenne sie seit vielen Jahren. Ich weiß nicht genau, wie sie als Trainerin ist, doch sie hat vom Fußball viel Ahnung."
Hoffnung auf einen Besuch an der Hafenstraße
Doris Kresimon verfolgt den Fußball noch heute intensiv. "Es wäre schön, wenn ich bald einmal wieder zu einem RWE-Spiel an die Hafenstrasse gehen könnte", gibt sie zu und hofft in naher Zukunft auf Lockerungen in der Corona-Krise. In ihre Heimatstadt Essen jedenfalls kehrt die Rentnerin immer wieder zurück. Und das Länderspiel am kommenden Sonntag (18 Uhr) in Aachen gegen Belgien wird sie sicher auch verfolgen.
Drei Spielerinnen der SGS Essen in DFB-Aufgebot
Im DFB-Aufgebot für die Länderspiele am Sonntag gegen Belgien und Mittwoch gegen die Niederlande (18.30 Uhr, Venlo) stehen drei Spielerinnen der SGS Essen: Torfrau Stina Johannes, Jana Feldkamp und Nicole Anyomi.
Fünf weitere Nationalspielerinnen haben dort eine Schönebecker Vergangenheit: Sara Doorsoun, Lena Oberdorf (beide VfL Wolfsburg) sowie Marina Hegering, Linda Dallmann und Lea Schüller (alle Bayern München).
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