Essen. Essener Handball-Klubs sind eher skeptisch, dass es in dieser Saison noch weitergehen könnte. Einige Meinungen von der Trainerbank.

Es bleibt die große Unsicherheit. Wie wird es bei den Handballern weitergehen? Wann und wie der Spielbetrieb fortgesetzt wird, ist nach wie vor offen. Nach der Verlängerung des Lockdowns bis Mitte Februar hat der Handballverband Niederrhein inzwischen seine Entscheidung auf das Wochenende am 4./5. Februar vertagt.

Die Vereine und Trainer in Essen versuchen, mit kreativen Ideen die lange sportliche Enthaltsamkeit zu überbrücken. Sie müssen improvisieren, um die Spieler mit Trainingseinheiten einigermaßen fit und bei Laune zu halten. Ob mit einer Handball-App, einem virtuellen Krafttraining, Lauf-Aufgaben für den Einzelnen im Freien oder gemeinsame Video-Konferenzen, das Programm ist vielschichtig.

Was fehlt, ist die Arbeit mit dem Ball 

Der Verbandsligist MTG Horst nahm nach seinem letzten gemeinsamen Training Ende Oktober sämtliche Trainingsgeräte aus der Halle mit und teilte sie unter den Spielern auf.

Für den Coach Maik Paulus eine erfolgreiche Variante: „Die Spieler, die nach den Plänen allein oder zu zweit trainieren, haben sich im Kraftbereich zum Teil sogar erheblich verbessert. Auch die Daten aus dem Ausdauerbereich sind gut bis zufriedenstellend. Was natürlich fehlt, ist die Arbeit mit dem Ball.“

Trainer sorgt sich um den Nachwuchs

Einen weiteren Saisonverlauf sieht der Trainer sowohl als Lehrer, als auch als Vater sehr skeptisch entgegen: „Es bestehen zur Zeit gesamtgesellschaftlich größere Probleme. Das erste Ziel muss es sein, die Infektions- und Mortalitätsrate zu senken. Daher besteht für mich in nächster Zeit im Amateurhandball auch keine Berechtigung, den Spielbetrieb wieder aufzunehmen.“

Große Sorgen macht sich Maik Paulus um die Nachwuchsabteilungen der Vereine: „Es ist eine wichtige Aufgabe, möglichst alle Kinder und Jugendlichen bei der Stange zu halten." Für seine Mannschaft macht er sich da weniger Gedanken: "Wann auch immer es weitergehen wird, unsere Erste wird auch über diese Saison hinaus geschlossen zusammenbleiben.“

Zweifel an der Fortsetzung des Spielbetriebs 

MTG-Vorstandsmitglied Carsten Stepping ist ebenfalls skeptisch, was die Fortsetzung des Spielbetriebs anbelangt: „Ich glaube nicht, dass die Saison sportlich zu Ende gebracht werden kann. Wenn man die Aussagen unserer Politiker und Virologen verfolgt, wird es wahrscheinlich vor Ostern nichts mit Lockerungen im Sport, so dass der Spielbetrieb frühestens Ende April wieder aufgenommen werden könnte. Dann wird es zeitlich ja schon sehr knapp, auch nur eine Einfachrunde bis zum Sommer hinzubekommen.“

Spielzeit wäre wichtig für Auf- und Abstiegskandidaten

Trainer Sebastian Vogel vom Essener Verbandsligisten SG Überruhr hat ebenfalls ein persönliches Trainingsprogramm entworfen: „Wir haben versucht, über kleine Lauf-Challenges und ein Kraftprogramm die Spieler fit zu halten. Dies immer mit der Ungewissheit, wann und wie es weitergeht."

In Überruhr hat das Trainerteam gemeinsam mehrere Übungspläne ausgearbeitet, wie das Training auszusehen hätte, wenn abzusehen ist, dass es wieder los gehen könnte. "Ich könnte aber auch verstehen, wenn man versucht, an dieser Stelle die Saison zu beenden. Aber eine Spielzeit durchzubekommen, wäre schon wichtig für Vereine, bei denen Auf- oder Abstieg anstehen. Ihnen würde dann zumindest eine Perspektive ermöglicht", sagt Vogel, dessen Team ja zu den Aufstiegsanwärtern zählt.

Pläne so gestalten, als sei es Vor-Vorbereitung

SGÜ-Trainer hat einen vagen Zeitplan: "Wenn der Spielbetrieb tatsächlich im März wieder aufgenommen würde, müsste man ab Anfang Februar wieder in die Hallen dürfen, um eine angemessene Vorbereitung zu haben. Auch im Hinblick auf Verletzungsrisiken wäre das unabdingbar. Daher müssen wir unsere aktuellen Pläne so gestalten, dass es wie eine kleine Vor-Vorbereitung sein wird." 

Nelson Weisz, Trainer des Regionalligisten Tusem II, setzt in erster Linie auf die Eigenverantwortung: „Die Spieler halten sich individuell fit. Ich werde da nicht kontrollieren."

Blick ist schon in die Zukunft gerichtet

Und der Blick ist natürlich auch schon in die Zukunft gerichtet: "Im Hintergrund führen wir natürlich schon Gespräche, um für die kommende Saison zu planen. Nach dem guten Saisonstart hoffen wir, dass wir in dieser Spielzeit noch einmal Handball spielen können." Und dem Tusem ergeht es wohl wie allen anderen: "Die Mannschaft ist weiter hoch motiviert und vermisst das gemeinsame Training und den Wettkampf.“

Andreas Butgereit, Vorsitzender des Handballkreises Essen, hält sich trotz aller Vorbehalte noch alle Optionen offen: „Wir müssen natürlich die politischen Entscheidungen mittragen. Sollte eine Neuaufnahme möglich sein, gehen wir zeitnah in einen Dialog mit den Essener Vereinen. Voraussetzung ist natürlich, dass die Stadt Essen uns die Hallen zur Verfügung stellt."

Handballkreis braucht nur mit einer Kommune verhandeln

Im Gegensatz zu anderen Handball-Kreisen habe man immerhin den Vorteil, nur mit einer Kommune verhandeln zu müssen. Und Butgereit ist weiterhin zuversichtlich zumindest eine Einfachrunde spielen zu können: "Von Mai bis Juni könnten wir unsere restlichen Spiele über die Bühne bringen.“

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