Essen. Essener Regionalligist stand im Frühjahr vor dem Aus. Trotz Corona-Pandemie sind zwei Drittel der Verbindlichkeiten gestemmt worden.
Bei den Wohnbau Moskitos ist Ruhe eingekehrt, und das liegt nicht nur daran, dass die Eishockey-Saison 2020/21 wegen der Corona-Pandemie noch gar nicht begonnen hat. Mehr als ein paar Testspiele als Appetithappen konnte der Regionalligist seinen Fans nicht anbieten. Gleichwohl hat der Klub ein turbulentes Jahr hinter sich, bei dem wieder einmal die Existenz auf dem Spiel stand.
Moskitos Essen im November abrupt ausgebremst
„Wir hatten uns auf eine tolle Saison gefreut und wurden dann Anfang November abrupt ausgebremst. Das war für alle nicht einfach", sagt Thomas Böttcher, Vorsitzender beim ESC. Ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, als der Eishockeyclub vom Westbahnhof nach seiner Krise wieder hoffnungsfroh angreifen, wieder durchstarten wollte in einer bessere Zukunft.
Die Zwangspause hätte zur Fliegenklatsche für die angeschlagenen Moskitos werden können, denen Anfang des Jahres - nicht zum ersten Mal - das Aus drohte. In der Oberliga war die Mannschaft ohnehin bereits in den Pre-Playoffs an den Saale Bulls Halle gescheitert.
Verein finanziell in erheblicher Schieflage
Vom langjährigen Trainer Frank Gentges hatte man sich da längst getrennt, es gab faktisch keinen Vorstand, der eingreifen und die Geschicke lenken konnte. Außerdem stellte sich heraus, dass der Klub finanziell wieder ganz erheblich in Schieflage geraten war.
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Thomas Böttcher, Wunschkandidat des Namenssponsors Wohnbau, übernahm schließlich als Vorsitzender die knifflige Mission, die Moskitos zu retten. Der Tanz auf dem Hochseil begann, denn fast täglich tauchten irgendwo unbeglichene Rechnungen auf und raubten den Verantwortlichen zuweilen den Schlaf.
Im wirtschaftlichen Bereich guten Job gemacht
Aber die Moskitos hätten sich erholt, sagt Thomas Böttcher, trotz der Corona-Zwangspause, trotz der fehlenden Einnahmen, die der Klub aufgrund der erheblichen Altlasten so bitter benötigte. Man habe der Krise getrotzt und das gesamte Team, lobt der Anführer, habe in den vergangenen Monaten der sportlichen Abstinenz im wirtschaftlichen Bereich „einen verdammt guten Job gemacht".
Die Fluglage ist mittlerweile stabil. „Unsere Planungen sind jetzt schon auf die Spielzeit 2021/22 ausgerichtet“, sagt der Vereinschef. Die aktuelle Regionalliga-Saison hat noch kein Eis gesehen, und Böttcher vermutet, dass sie im Januar oder Februar ersatzlos gestrichen wird, weil es nach einer mindestens dreiwöchigen Vorbereitungszeit keinen Spielraum mehr gibt im Terminkalender für einen halbwegs verantwortbaren und sinnvollen Wettbewerb.
Namenssponsor "Wohnbau" als Lebensretter
Mit rund 460.000 Euro Verbindlichkeiten hatte Böttcher den Verein vor etwa neun Monaten übernommen, und wäre der Namenspatron „Wohnbau" nicht so engagiert und großzügig gewesen, man hätte in der Essener Eishalle die Ausrüstung, Puck und Schläger getrost entsorgen können.
"Doch wir sind jetzt auf einem wirklich guten Weg", sagt Böttcher. Gemeinsam mit Schatzmeisterin Simone Wettstein, als Controllerin kompetent im Umgang mit Zahlen und Bilanzen, wurde jeder Posten, jede Rechnung geprüft, um endlich Klarheit über den Zustand des Patienten zu bekommen. „Damit ist zuvor niemand ehrlich umgegangen.“
Klinkenputzen auf den Geschäftsetagen
Es wurde ein Fulltime-Job im Ehrenamt, aber es funktionierte. Man putzte Klinken bei den Unternehmen und leistete Überzeugungsarbeit auf den Geschäftsetagen. Die bewilligte Corona-Soforthilfe vom Land tat ebenso gut wie der ansehnliche Dauerkarten-Verkauf. Zumindest Gehälter fielen nicht an, weil die Spieler in Kurzarbeit sind.
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Rund zwei Drittel der Verbindlichkeiten sind inzwischen gestemmt worden. Rechnungen wurden bezahlt und Stundungen erreicht. Über 20 neue Sponsoren sind hinzukommen. „Und das, obwohl die Moskitos zuletzt keine positiven Schlagzeilen gemacht haben, da muss man schon jetzt Danke sagen“, sagt Böttcher erleichtert.
Trainer Frank Petrozza plant bereits Saison 2021/22
Die Eishockey-Fans honorieren den positiven Trend. Rund 100 Mitglieder sind in den vergangenen Wochen hinzugekommen, wobei aktuell die rund 500 noch immer mager sind im Vergleich zu den fetten Jahren, als noch Komiker Otto Waalkes als 1500. Mitglied gefeiert wurde. Der Zulauf im Nachwuchsbereich spiegelt ebenfalls wieder gewonnenes Vertrauen.
Trainer Frank Petrozza plant bereits die kommende Saison. Die Verträge laufen am 31. März aus, dann muss man sehen, wer geht, wer bleibt. "Wir wollen natürlich einen schlagkräftigen Kader auf die Beine stellen. Geht es weiter ohne Zuschauer, müssen wir weiterhin zusätzliche Einnahmen generieren, Ideen dazu haben wir genug", sagt Thomas Böttcher zuversichtlich.
Regionalliga soll für Essener nur Intermezzo bleiben
Der Aufenthalt in der Regionalliga, wohin man sich im Frühjahr freiwillig zurückgezogen hat, soll definitiv nur ein Intermezzo bleiben. „Für mich gehören die Moskitos mindestens in die Oberliga“, meint Böttcher.
Er will den gesamten Verein in den nächsten Jahren professioneller aufstellen, das fängt mit regelmäßigen Öffnungszeiten der Geschäftsstelle an. Und wer weiß, vielleicht wäre ja auch schon in der kommende Saison der Schritt in die Oberliga möglich, wenn der Verband die Ligen neu strukturieren muss.
„Im Frühjahr wissen wir hoffentlich, in welche Richtung es mit der Pandemie geht und wie sich in Dinge sportlich entwickeln", sagt Thomas Böttcher. Doch seine entscheidende Botschaft für 2021 bleibt diese: „Die Moskitos haben wieder eine Perspektive."
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