Essen. Essener sind nach dem 2:0 gegen Bonn seit 22 Spielen ungeschlagen. Nun fiebert der Spitzenreiter dem Duell mit BVB II entgegen.

Die Kleinen können manchmal ganz schön nervig sein, man kennt es ja. Auch der Regionalliga-Spitzenreiter Rot-Weiss Essen bekam das beim ersten Heimspiel des Jahres zu spüren, denn der Bonner SC ging erfrischend mutig ans Werk und gab sich reichlich Mühe, den großen Favoriten zu ärgern.

Das ist dem Schlusslicht durchaus gelungen, nur gereicht hat es wie im Hinspiel (0:1) nicht. Letztlich behauptete sich der Favorit verdient mit 2:0 (1:0) und landete damit den zehnten Heimsieg in Folge. Torjäger Simon Engelmann hat's mal wieder gerichtet. Er schnürte einen Doppelpack und erzielte seine Saisontore Nummer 19 und 20.

Festtag im DFB-Pokal und Showdown in der Liga

Die Rot-Weissen sind nach 22 Spielen noch unbesiegt - was für eine Bilanz! Und da auch der direkte Rivale im Titelrennen, Borussia Dortmund II, gleichzeitig bei der U21 des 1. FC Köln II mit 3:0 gewann, kommt es in knapp zwei Wochen an der Hafenstraße zum großen Showdown zwischen Rot-Weiss und Schwarz-Gelb.

Zwischendurch allerdings dürfen die Essener noch einen weiteren sportlichen Festtag genießen mit dem DFB-Pokalspiel gegen den Erstligisten Bayer Leverkusen (2. Februar). "Das Spiel gegen Dortmund ist aber erst einmal das Wichtigste", meint RWE-Trainer Christian Neidhart. Schließlich geht es da um die Zukunft des Klubs, während der Pokalauftritt doch eher ein Bonbon ist für den Viertligisten.

Nicht immer so energisch und zielstrebig

Zurück zum Liga-Alltag. Die Rot-Weissen hatten mit den kampf- und laufstarken Gästen viel Arbeit. Im Schongang wird das nichts, das wurde früh deutlich. Und weil die Essener nicht immer so energisch und zielstrebig wirkten, wurde es eine zähe Angelegenheit, die erst relativ spät entschieden wurde.

Christian Neidhart überraschte das nicht: "Wenn der Erste gegen den Letzten spielt, ist die Erwartungshaltung bei den meisten Leuten so, dass du so ein Spiel haushoch gewinnst. Wir sind froh, den ersten Dreier in diesem Jahr geholt zu haben."

Favorit findet nur schwer ins Spiel

Wer geglaubt hatte, der Abstiegskandidat würde eine Mauer vor dem eigenen Strafraum hochziehen, um nur einigermaßen glimpflich davonzukommen, sah sich getäuscht. Die Gäste igelten sich keineswegs ein, sondern liefen die Essener mutig schon in deren Hälfte an.

RWE fand nur schwer ins Spiel. Oguzhan Kefkir scheiterte mit der ersten Chance (15.) an BSC-Keeper Jonas Hupe, Sekunden später setzte Engelmann aus zehn Metern den Ball weit über das Tor. "Es war ein sehr schwieriges Spiel, der Gegner hat alles reingeworfen", analysierte der Torjäger, "und der Platz ließ auch ein bisschen zu wünschen übrig." Es war kein Geläuf für gepflegtes Kombinationsspiel.

Gäste geraten eher unglücklich in Rückstand

Die Zahl der Chancen blieb übersichtlich. Die Gäste gerieten eher unglücklich in Rückstand. RWE-Kapitän Marco Kehl-Gomez traf per Freistoß von der Strafraumgrenze die Hand eines Bonner Spielers: Elfmeter. Engelmann verwandelte sicher zum 1:0 (24.). Vor einer Woche in Wiedenbrück hatte er noch vom Punkt verschossen, doch der Mann hat bekanntlich in solchen Situationen kaum erhöhten Puls. "Ich bin so selbstbewusst", sagte der Torschütze mit der Selbstverständlichkeit wie er seine Treffer setzt.

Trotz Führung gelang es RWE nicht, frühzeitig auf die Siegerstraße einzubiegen, weil man die wenigen hochkarätigen Möglichkeiten vergab. Sandro Plechaty (55.) hatte innerhalb von Sekunden zwei davon auf dem Fuß und scheiterte jeweils mit einem schwachen Abschluss an Bonns Keeper Hupe.

Torjäger erlöst sein Team mit zweitem Treffer 

Ärgerlich, fand es Trainer Neidhart, weil man "mit einer gewissen Gier und Entschlossenheit solche Dinger einfach wegmachen muss". Und Engelmann verwies auf die Folgen: "Wir haben zu spät den Deckel drauf gemacht und mussten zittern." So ein dünnes 1:0 ist halt immer gefährlich, weil niemand vor dem Zufall sicher ist.

Aber Engelmann klärte die Dinge persönlich. Erst hatte der Mittelstürmer noch Pech mit einem Pfostentreffer (60.), dann erlöste er sein Team, als er einen Pass von Harenbrock aufnahm, den Torwart seelenruhig umkurvte und zum 2:0 (76.) einnetzte. Es war die Entscheidung. Weshalb RWE auch relativ gelassen reagierte, als RWE-Keeper Daniel Davari kurz vor Schluss gegen Kizil parierte und der Ball nur knapp neben dem Pfosten ins Toraus trudelte.

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