Wiedenbrück. Marcel Hölscher machte die besten Chancen der Rot-Weissen zunichte und hat die RWE-Stürmer entnervt. Engelmann scheitert vom Punkt.
Kann man im Mannschaftssport Fußball an einem einzigen Gegenspieler scheitern? Man kann! Diese Erfahrung musste Regionalliga-Tabellenführer Rot-Weiss Essen zum Rückrundenstart beim 0:0 in Wiedenbrück schmerzlich sammeln. Am Ende scheiterte RWE an den acht Fangarmen der "Krake" Marcel Hölscher.
Seit nunmehr zehn Jahren hält Wiedenbrücks Nummer eins dem Verein die Treue, trotz mancher höherer Angebote. Dass die berechtigt sind, zeigte er am Samstag.
Der 29jährige hielt zwei eigentlich "Unhaltbare" sowie einen etwas zaghaft geschossenen Foul-Elfmeter von Simon Engelmann (13.), der darüber so konsterniert war, dass er die Riesen-Einschusschance acht Minuten später auch gleich versemmelte. Essens Tormaschine zeigte am Samstag Nerven.
Keeper Hölscher hielt zwei "Unhaltbare"
Damit nicht genug: Den mustergültigen Kopfball von Alexander Hahn Mitte der zweiten Halbzeit kratzte der Ausnahme-Keeper mit einer Hand von der Linie. Und als Platzeks Schuss in den letzten zehn Minuten von ihm noch an den Pfosten gelenkt werden konnte, ahnte jeder der Anwesenden, dass hier die Null am Ende felsenfest stehen würde.
"Das war schon leicht verhext. Ich habe es auch an der Reaktion der Essener Spieler gemerkt. Die hatten das Gefühl, dass kein Ball reingeht", freute sich Wiedenbrücks Nummer eins am Ende des Tages über seine Glanzleistung und sprach wohl zu Recht von "eines der besten Spiele meiner Laufbahn".
Engelmann vergab Foul-Elfmeter
Negativer Höhepunkt aus Sicht der Gäste war natürlich der Foul-Elfmeter in der 13. Minute, als auch hier Hölscher die richtige Ecke "gerochen" hatte. Allerdings verließ er sich nicht auf seinen Geruchssinn, sondern hatte seine Hausaufgaben gemacht: Über Torjäger Engelmann hatte er Bildmaterial studiert, gerade bei Ausführung von Strafstößen. "Als er noch in Rödinghausen spielte, hab ich schon mal einen Elfmeter von ihm gehalten."
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Positiv aus Essener Sicht war, dass der Spitzenreiter trotz der Punkteteilung an seiner dominanten Spielweise aus der Hinrunde anknüpfte und ruhig sein Angriffsspiel aufzog; auch in einer Phase, als die Zeit von der Uhr lief und der Optimismus auf das entscheidende Tor immer mehr schwand.
Trainer Neidhart mit Spielweise einverstanden
Das erkannte auch RWE-Trainer Christian Neidhart, der nur scherzhaft bedauerte, dass "sich Hölscher vor dem Spiel nicht die Fingernägel geschnitten hatte, dann wäre doch mal einer reingegangen." Mit der Spielweise seines Teams war er durchaus einverstanden: "Vom Ergebnis sind wir sicherlich enttäuscht. Aber von der Art und Weise, wie wir gespielt haben und uns Torchancen erarbeitet haben, sind wir es nicht."
Um dann natürlich eine alte Fußballer-Weisheit zu bemühen: "Wenn wir bei dem Elfmeter in Führung gehen, dann sehen wir ein ganz anderes Spiel. Dann muss auch Wiedenbrück sein 5-4-1-System auflösen."
Die Einwechselungen kamen spät
Mussten sie aber nicht, sondern nur mit Laufbereitschaft und Leidenschaft den eigenen Strafraum verteidigen, was dann dennoch durchrutschte, erledigte die Krake. Müßig darüber zu streiten, ob die Auswechselungen auf Essener Seite vielleicht früher hätten erfolgen sollen.
RWE lässt zwei wichtige Punkte in Wiedenbrück liegen RWE lässt zwei wichtige Punkte in Wiedenbrück liegen
Kefkir nach 72 Minuten sowie Platzek und Harenbrock erst nach 82 Minuten kamen eigentlich zu spät, um das Wiedenbrücker Koordinatensystem überhaupt noch erschüttern zu können. "Den Gedanken hatten wir schon, aber wir hatten nicht das Gefühl, dass wir noch etwas großartig komplett verändern können. In den letzten zehn Minuten wollten wir dann mit einfachen Bällen vorne rein", so die Idee des Trainers.
Wiedenbrücks Trainer freute sich über Marschroute
Wiedenbrücks Coach Daniel Brinkmann war natürlich mit dem torlosen Remis mehr als einverstanden. „Ich denke, es war kein unverdienter Punkt, auch wenn Essen zu Beginn viele Chancen hatte. Wir hatten heute einen phantastischen Marcel Hölscher und haben gezeigt, dass wir ein Ergebnis bis auch mal verteidigen können.“
Großes Interview mit dem RWE-Vorsitzenden Marcus Uhlig:
- Teil eins: Mit blauem Auge durch Corona-Zeit
- Teil zwei: Trainer Neidhart ein Glücksfall für RWE
- Teil drei: Die 3. Liga als Chance
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