Essen. RWE-Vorsitzender Marcus Uhlig machte sich zwischen den Jahren Gedanken über die sportliche Entwicklung und blickt Richtung Dritte Liga.

Der Jahreswechsel fiel bei Regionalliga-Tabellenführer Rot-Weiss Essen diesmal ruhig und entspannt aus.

Auch RWE-Vorsitzender Marcus Uhlig fand in seiner Bielefelder Heimat die Muße, das vergangene Jahr in Ruhe Revue passieren zu lassen. Über seine Eindrücke äußerte er sich nach seiner Rückkehr im Interview mit dieser Redaktion.

Hallo, Herr Uhlig, wie ist der Start ins Neue Jahr gelungen? Die Pokalauslosung war ja nicht wie erwünscht: Statt eines machbaren Gegners wie Schalke 04 geht es gegen einen starken Bundesligisten: Entweder Leverkusen oder Frankfurt…

Uhlig: Danke, ich bin sehr ruhig ins Neue Jahr gekommen. Und die Spannung bei der Auslosung war ja relativ schnell vorbei, weil die erste Kugel direkt Rot-Weiss Essen war. Wir hatten uns vorher natürlich einen machbaren Gegner gewünscht, wobei ich das „machbar“ immer in dicke Anführungszeichen gesetzt habe. In der dritten Runde kann man als Viertligist schließlich eigentlich nicht mehr von „machbaren“ Gegnern sprechen. Schalke wäre aus sportlicher Sicht möglicherweise leichter als Leverkusen oder Frankfurt gewesen. Egal, wer es von beiden wird, beide sind richtig dicke Bretter. Aber wir sollten versuchen, das Thema aus unseren Köpfen heraus zu kriegen, denn bevor wir Pokal spielen, haben wir noch zweimal unser Tagesgeschäft zu erledigen, da müssen wir von Beginn an hellwach und maximal fokussiert sein.

Lange hält der bezahlte Fußball das nicht mehr aus

In wieweit haben denn die Einnahmen des DFB-Pokals dabei geholfen, dass man in Corona-Zeiten über die Runden gekommen ist?

Immer wieder Simon Engelmann: Der Torjäger von Rot-Weiss Essen war maßgeblich am Erfolg des Regionalligisten beteiligt.
Immer wieder Simon Engelmann: Der Torjäger von Rot-Weiss Essen war maßgeblich am Erfolg des Regionalligisten beteiligt. © Unbekannt | Thorsten Tillmann

Corona beschäftigt uns ja jetzt schon in der zweiten Saison und hat unsere Planung natürlich deutlich erschwert. Zusammen mit vielen anderen Maßnahmen und nicht zuletzt dank des Corona-Hilfsfonds für die Viertligisten sowie dank der nicht eingeplanten beiden DFB-Pokalrunden werden wir Corona insgesamt mit einem leicht blauen Auge überstehen - sofern die Zeit der Beschränkungen nicht mehr allzu lange anhält. So ganz lange wird der bezahlte Fußball das nämlich nicht mehr aushalten.

Ist denn die Summe aus dem Hilfsfonds schon geflossen?

Ja.

Es geht auch anders als mit einem Investorenmodell

Was wurde denn bislang im DFB-Pokal verdient?

Reden wir besser von „Umsatz“ als von „Verdienst“. Für den Einzug in die dritte Runde gibt es 549.000 Euro, für den Sieg gegen Bielefeld gab es 274.000 Euro, für die Qualifikation in der ersten Runde gab es 137.000 Euro.

Geld spielt ja hier keine Rolle….

Wenn dieser Eindruck entstanden sein sollte, dann ist er falscher als falsch! Das haben wir uns alles hier selbst erarbeitet! Wir haben gezeigt, dass es hier auch anders geht als mit einem Investorenmodell, was ja bisweilen in Essen auch schon mal angedacht war.

Weitere Themen rund um Rot-Weiss Essen

Ihr seid für die Saison 2019/20 ja finanziell ein bisschen ins Risiko gegangen, der Aufstieg wurde am Ende nicht geschafft.

Das haben wir auch nicht als Ziel bezeichnet. Ich würde die Saison 19/20 nicht als gescheitert betrachten. Das Ziel war, auch mit dem zunächst einmal zeitlich begrenzten Engagement von Sascha Peljhan, den Verein sportlich von der Stelle zu bringen. Das Ziel Aufstieg hatten wir in einen Zwei-Jahres-Plan gebettet. Wir sind sportlich von der Stelle gekommen, wir haben viele Dinge in die richtige Richtung angestoßen. Aber die Saison ist letztlich vorzeitig abgebrochen worden. Wir haben dennoch ganz viele Dinge im personellen und infrastrukturellen Bereich in die Spur gebracht, nicht zuletzt auch für die laufende Saison. Dinge, von denen wir jetzt also profitieren. Ich würde daher trotz des verpassten Aufstiegs von einer positiv zu bewertenden Saison 19/20 sprechen.

Der Etat wurde nicht erhöht, aber auch nicht reduziert

Jetzt habt Ihr Euch für die Saison 20/21 nochmal verstärkt. Überall war in Coronazeiten zu lesen, die Vereine müssen sparen. Wie war es bei Rot-Weiss, salopp gesagt, sieht es nicht nach Sparen aus.

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In unserem Zwei-Jahres-Plan haben wir vor dieser Saison den Aufstieg als Ziel ausgerufen, wir waren offensiv und kommunikativ wie nie. Und wir haben das mit dem Zusatz versehen: Ja, wir haben Corona, das gilt auch für Rot-Weiss Essen und wir müssen den Verein durch diese Zeit bringen, das steht über allem. Mit der zusätzlichen Schwierigkeit, unsere sportlichen Ambitionen in keiner Weise zu beschneiden. Und wir haben immer klar kommuniziert, anders, als es hier und da berichtet wurde: Wir haben den Etat nicht nochmal erhöht, aber wir haben ihn auch nicht reduziert bzw. reduzieren müssen.

Die Personalkosten steigen nur durch Prämien

Wie geht das, wenn man Spieler wie Engelmann und Backszat holt?

Durch eine sehr intelligente Kaderplanung, durch jeweils schlaue Vertragsgestaltungen und durch gute Verhandlungen. Es ist ja auch immer die Frage, wie man durch die Kaderplanung frei werdende Budgets lenkt und steuert. Wir machen hier Profifußball, hier kann sich jeder Spieler mindestens eine warme Mahlzeit leisten. Aber wir sind sicherlich meilenweit entfernt von ehemaligen Uerdinger- oder Viktoria-Köln-Viertligaverhältnissen. Die Personalkosten werden in dieser Saison nur durch überplanmäßige Prämienausschüttungen steigen. Aber wenn es dazu kommt, bedeutet das ja in der Regel auch überplanmäßiger Erfolg – in der Liga und/oder im Pokal. Dann verdienen die Spieler richtig gutes Geld. Erfolg muss Spaß machen. Und diese Prämien zahlt man dann auch besonders gerne.

Dieses war der erste Teil des großen Interviews, in der Fortsetzung äußert sich Marcus Uhlig zum Trainerwechsel, zu den Aussichten in der Dritten Liga bei einem möglichen Aufstieg und zu den modifizierten Plänen im Nachwuchsleistungszentrum.

Zum zweiten Teil des Interviews geht es hier.

Zum dritten Teil des Interviews geht es hier.

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