Duisburg. Hamborn 07 hat es nicht geschafft, sich in der Oberliga zu etablieren. Nun stellt sich die Frage nach der Perspektive. Ein Kommentar.
Das Jahr des Niedergangs im Duisburger Fußball erlebt sein nächstes Kapitel. Nach den Männern und den Frauen des MSV Duisburg wird es auch für Hamborn 07 abwärts gehen. Zwei Jahre währte das Gastspiel der Löwen in der Oberliga Niederrhein, nach den beiden jüngsten Niederlagen gegen die direkten Konkurrenten aus Frintrop und Mülheim besteht nur noch eine minimale theoretische Möglichkeit auf den Verbleib in der fünfthöchsten deutschen Spielklasse, in der künftig nur noch der VfB Homberg die Duisburger Fahne hochhalten wird. Die letzte Patrone, die die Löwen in der vergangenen Woche zünden wollten, wurde zum Rohrkrepierer.
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Natürlich ist man nachher immer schlauer. Aber es liegt auf der Hand, dass sich der Sportliche Leiter Hans-Günter Bruns fragen lassen muss, ob seine vor einer Woche getroffene Entscheidung, sich von Trainer Julian Berg zu trennen, die richtige war. Nein, es war wirklich keine gute Saison, die Hamborn 07 gespielt hat. Letzter Tabellenplatz, die wenigsten geschossenen Tore, die meisten kassierten. Ob die Mannschaft ihrem Coach noch folgte? Die meisten Spiele der vergangenen Wochen bejahten diese Frage, der Leistungsabfall in den Partien unmittelbar vor dem Rauswurf sprach dann wieder eine andere Sprache. Hinter den Kulissen war schon länger über eine Lösung mit dem bisherigen Athletiktrainer Marcel Stenzel als Ersatz gemunkelt worden, nach dem 1:3 bei Schwarz-Weiß Essen wurde sie Realität.
Dass dies nun nicht der große Wurf war, lässt sich an der Doppel-Nullrunde in den entscheidenden Duellen ablesen. Es ist zweifellos unfair gegenüber Ex-Drittligakicker Stenzel, ihm dafür eine Verantwortung zuzuschanzen. Vielmehr konnte niemand erwarten, dass er innerhalb von wenigen Tagen eine spürbare Wende zum Besseren herbeiführt. Mit der 0:4-Pleite in Frintrop, als die Mannschaft nach dem Rückstand in der dritten Minute laut Sportchef Bruns „wie ein Kartenhaus zusammenbrach“, war seine Mission aber eigentlich schon gescheitert. In Mülheim führte man am Sonntag zweimal, kassierte aber dann in der Schlussphase noch zwei entscheidende Gegentore.
Den Hamborner Verantwortlichen kann keine unrealistische Zielsetzung vorgeworfen werden. Vor Saisonbeginn hieß es, dass angesichts starker Konkurrenz vermutlich der Klassenerhalt wieder ein großer Erfolg sein würde. Personalentscheidungen müssen zweifelsohne immer vor dem Hintergrund finanzieller Zwänge betrachtet werden. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage: Wie wirklichkeitsnah ist es, einen Verein wie Hamborn 07 überhaupt noch in der Oberliga etablieren zu wollen – einer Spielklasse, die man sowieso niemals mehr nach oben verlassen wird? Die Löwen und ihr Anhang, der sich immer noch an große Zeiten erinnert, stecken mitten in der Sinnkrise. Der Weg aus ihr hinaus wird ein steiniger sein.