Duisburg. Enttäuschung, Wut und Bitterkeit vor dem letzten Heimspiel. Geschäftsführer Preetz versichert: „Wir wissen, was wir wollen.“
Nein, es war keine schmerzhafte Ironie. „Wir gratulieren der besten Mannschaft der Vereinsgeschichte“, hieß es auf dem Transparent, das vor dem Fanblock in der Schauinsland-Reisen-Arena aufgehängt war. Gemeint ist natürlich nicht das aktuelle Team, das sich den erstmaligen Abstieg in die Viertklassigkeit vorwerfen lassen muss, sondern die Urgesteine von 1964. „60 Jahre Vizemeisterschaft“, war im weiteren Verlauf auf dem Banner zu lesen. Doch die Nostalgie wurde überstrahlt von Enttäuschung, Frust und Wut vor dem letzten Heimspiel des MSV in der 3. Liga gegen den FC Erzgebirge Aue (hier im Live-Ticker).
Eine fast schon gespenstische Atmosphäre herrschte vor dem Anpfiff. Auf das Verlesen der Aufstellung wurde wohlweislich verzichtet. Stadionsprecher Stefan Leiwen dankte stattdessen in leisen Tönen den Fans für ihr Engagement, erklärte, er sei selbst „traurig und entsetzt“. Das änderte nichts daran, dass es für die Mannschaft beim Betreten des Platzes laute Pfiffe gab, natürlich auch den Ruf „Absteiger“. Und das Vizemeister-Transparent wurde ersetzt durch eines, auf dem zu lesen war: „Wir verachten euch auf dem Platz dafür, dass ihr Teil dieser Geschichte seid.“ Den Zebra-Twist ließ man diesmal lieber auch gleich aus, nur die Zebra-Hymne wurde gespielt.
„Schmerz, in Teilen auch Wut“ gebe es, das hat natürlich auch MSV-Geschäftsführer Michael Preetz bemerkt, wie er im Interview mit Magenta-Sport vor Spielbeginn erklärte. Doch er ist nicht in der Lage, diese Emotionen die Überhand gewinnen zu lassen: „Bei uns muss jetzt trotzdem der analytische Gedanke im Vordergrund stehen.“ Heißt: Die Planung für die Viertklassigkeit hat nun absolute Priorität. Konkretes vermochte er dazu weiterhin nicht mitzuteilen, weder für das Personal auf dem Platz, noch für die weiter vakante Position des Cheftrainers. Aber er versicherte immerhin: „Wir haben Ideen, wir sind nicht unvorbereitet, wir wissen, was wir wollen.“
Was Uwe Schubert will, sagte der Interimstrainer vor seinem vorletzten Spiel in der Verantwortung auch noch: „Dass wir die Gegentore minimieren. Wir haben in beiden Spielen unter meiner Leitung dreimal getroffen, sind aber nicht ohne Gegentreffer geblieben. Den Kopf kann man jetzt auch ausschalten, denn der Kampf gegen den Abstieg ist ja jetzt kein Thema mehr.“
Traurig äußerte sich Pavel Dotchev bei der Rückkehr an die alte Wirkungsstätte. „Ich leide mit“, meinte der frühere Duisburger und jetzige Auer Coach. „So ein Verein in der 4. Liga“, stöhnte der Bulgare. Er versuchte aber auch die andere Perspektive zu sehen: „Es ist jetzt eine Chance, einen Neuanfang zu machen, sich zu befreien, einen positiven Trend zu starten.“