Bottrop. Der Vorstand des wiedergegründeten SSV 1951 Bottrop lud zum Infoabend. Was der neue alte Verein neben Fußball im Stadtteil noch bewegen möchte.
„Lasst uns mal anfangen jetzt.“ Über eine Stunde nach Einlass steht Hendrik Biegiesch von seinem Platz auf und eröffnet die Veranstaltung. Die Verzögerung war taktisch nicht unklug. In der Zwischenzeit konnten „die Leute erstmal ankommen und sich mit Getränken und Bratwürsten versorgen.“ Das hob nicht nur die Spannung, sondern auch die Laune.
Denn der 1. Vorsitzende und sein Vorstandsteam vom neuen SSV 1951 Bottrop haben ihre Gäste an diesem Samstag nicht ohne Hintergedanken zu einem Infoabend in den Gemeindesaal der St. Antonius Kirche in der Welheimer Mark geladen. „Mein Wunsch ist, dass wir heute ein paar Euros einsammeln, um wieder eine schwarze Null in der Kasse zu haben. Bisher mussten wir für alles selber was reinbuttern. Und einige Leute, die sich auch engagieren wollen, wären schön“, so der 52-Jährige zu seinen Erwartungen.
Infoabend vom neuen SSV 1951 Bottrop: Über 50 Leute kamen nach Welheim
Der Verein, den er mit sechs Mitstreiterinnen und Mitstreitern am 10. November letzten Jahres gründete, hat beides nicht – Geld wie weitere Mitglieder. Letztere können die sieben Gründerväter und -mütter offiziell auch noch nicht aufnehmen. „Wir warten für weitere Formalitäten, auch Kontoeröffnung und Anmeldung beim Fußballverband, noch auf die Registriernummer vom Amtsgericht, die jeden Tag kommen müsste“, erklärt Biegiesch. Was sie schon sammeln können: Anmeldebögen, Spenden, Ideen.
„Leute, die auf dem oder am Spielfeld stehen wollen, gibt es immer genug. Die, die auch Vereinsarbeit übernehmen wollen, gibt es leider immer weniger“, spricht Biegiesch dann in seiner Rede zu den Anwesenden. Zumindest das Interesse am wiedergegründeten SSV 1951 Bottrop ist ganz ordentlich. 130 Menschen kommen, nach Angaben des SSV-Vorstands, im Laufe des Abends. Viele von ihnen haben einen Bezug zum alten Verein, weiß Biegiesch, der dort von 1980 bis zur Auflösung 2018 spielte beziehungsweise aktiv war. Rund 50 hätten einen Mitgliedsantrag mit nach Hause genommen.
1. Vorsitzender Biegiesch: „SSV 1951 Bottrop ist für jeden und Ideen offen“
Einige der Besucher haben alte Trikots mitgebracht, sie über ihre Stuhllehne gehängt. Die Identifikation mit dem SSV scheint im Stadtteil, in dem mittlerweile „alles zu“ sei, wie eine Frau im Publikum die Rede von Biegiesch zwischendurch ergänzt, nicht ganz verblasst. „Eine Altherren-Mannschaft kannste mit den Leuten hier schon aufstellen“, ruft ein Mann. Das Altherrenteam wäre tatsächlich der erste Schritt im Plan des Vorstands.
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Ein anderer Herr fragt Biegiesch nach der Prämisse des neuen Vereins: „Geht es nur um Fußball?“ „Wir sind für alles offen“, erwidert der. „Jeder kann mit Ideen auf uns zukommen. Wir heißen ja Spiel- und Sportverein, nicht FC.“
Altes Vereinsheim des SSV 1951 Bottrop könnte saniert zum Stadtteiltreff werden
Eine Idee, außer Fußball, existiert auch schon: Das Vereinsheim der ehemaligen Sportanlage an der Klopriesstraße soll saniert werden, auch wenn der Fußballplatz dort nie wieder bespielbar gemacht wird. „Das hat uns die Stadt Bottrop klar mitgeteilt, über das Vereinsheim könne man aber reden“, sagt Biegiesch in die Runde. Das wiedereröffnete Vereinsheim könne, laut dem SSV-Vorsitzenden, dem Stadtteil dann ebenso für andere Zwecke zugute kommen, zum Beispiel für Seniorentreffs.
Für die Finanzierung und die Arbeit daran liegt an diesem Abend nochmal eine gesonderte Unterstützerliste aus. Am Ende hat die Petition 80 Unterschriften. Aber wo wolle der neue SSV Bottrop denn jetzt Fußballspielen? Bei der Antwort geht ein kurzes Raunen durch den Raum: „Der Platz in Ebel wäre natürlich naheliegend.“ Mit dem Lokalrivalen VfR Ebel lieferte sich der alte SSV in der Vergangenheit legendäre Schlachten. „Danach hat man aber auch immer zusammen ein Bierchen getrunken. Da könnte man sich bald auch einen Platz teilen“, beruhigt Biegiesch.
„Wir wollen den Namen weitertragen“ – Verbundenheit vom neuen mit dem alten SSV 1951 Bottrop
Den VfR gibt es so übrigens auch nicht mehr. 2019 fusionierte er mit dem FC Polonia zum VfR Polonia Ebel. Vereinsfusionen gibt es in den letzten Jahren immer öfters und überall, Gründungen oder gar Wiedergründungen eher weniger. „Wir wollen den Namen SSV 1951 Bottrop, unabhängig vom genauen Ort oder Fußballplatz, weitertragen“, ergänzt Biegiesch noch.
Deshalb ehren er und seine Gründungskollegen am Ende des Abends auch noch verdiente Mitglieder des ehemaligen Vereins, die heute anwesend sind. Unter ihnen auch SSV-Legende Jürgen Döblitz, der einst Jugendtrainer von Biegiesch war. Döblitz wolle sich das heute hier erstmal alles anhören – das, „was die so vorhaben“. Zuletzt hat er sich aber sogar, mehr oder weniger ernst gemeint, eigenmächtig als potentieller neuer Vereinswirt ins Spiel gebracht.
Das hat der erste Vorsitzende auch schon mitbekommen. „Du wärst ja nur selber dein bester Kunde“, lacht Hendrik Biegiesch und haut Döblitz im Vorbeigehen freundschaftlich auf die Schulter. „Aber egal, bringt ja auch Geld in die Vereinskasse.“
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