Bottrop. Der Bottroper Fußballklub ist in Schieflage geraten. Es droht das Aus – aber nicht für den gesamten Sport in Stadtteil. Eine Bestandsaufnahme.

Patrick Wojwod sagte einst: „In Vonderort gibt es nur den SV und noch einen Kiosk.“ Aus fußballerischer Sicht mag das vielleicht stimmen, überspitzt ist es aber natürlich dennoch.

Denn selbst wenn es tatsächlich zum drohenden Aus des SV Vonderort kommen sollte, bleibt das Sportangebot im Bottroper Stadtteil breit gefächert. Eine Bestandsaufnahme.

Tennis: TC Waldhof Bottrop

Der größte Verein in Vonderort ist der TC Waldhof, bei dem 2025 auch die Stadtmeisterschaft ausgerichtet werden soll. Ungefähr 240 Mitglieder habe der Klub Am Quellenbusch im Norden des Stadtteils aktuell, sagt der Vereinsvorsitzende Marc Bierenfeld. „Wir befinden uns im Aufschwung“, betont er. Im vergangenen Jahr habe der Verein eine Art Transformation gestartet, die Früchte tragen würde.

Wir haben unser Vereinsheim für Vonderort geöffnet und das Restaurant „Déjà-vu“ gebaut. Wir versuchen hier etwas für die Zukunft zu machen, was auch vom Sport losgelöst ist. Denn der Sport hat in jeder Sparte seine Probleme. Wir müssen ihn wieder mit der Gesellschaft zusammenbringen und ihn neu denken“, sagt Bierenfeld. Dafür benötige es auch einen Austausch. „Man muss sehen, ob man als Stadtteil zusammenkommt, wo es Überschneidungspunkte gibt, wo wir uns ergänzen können. Wir müssen globaler, stadtteilbezogener denken.“

Der SV Vonderort spielt in Bottrop auf der Sportanlage Am Wienberg. Er kämpft um das Überleben, nachdem die letzte Mannschaft zurückgezogen werden musste.
Der SV Vonderort spielt in Bottrop auf der Sportanlage Am Wienberg. Er kämpft um das Überleben, nachdem die letzte Mannschaft zurückgezogen werden musste. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

30 bis 40 neue Mitglieder habe der TC Waldhof zuletzt durch die Öffnung hinzubekommen. Die Gastronomie werde gut angenommen. „Eigentlich rechne ich damit, dass man 50 aktive Mitglieder pro Tennisplatz braucht. Wir haben sechs Plätze und hinken daher selbst noch unserer Rechnung hinterher“, sagt Bierenfeld.

Tennis: FA79 Bottrop

Deutlich kleiner ist der FA79 Bottrop im Osten des Stadtteils, an der Vonderbergstraße und der Bahnlinie. „Wir haben 40 bis 50 Mitglieder hier. Das hält sich seit Jahren in der Waage. Zukunftssorgen habe ich keine“, sagt der Vorsitzende Jörg Sobota. Die Mitglieder würden allerdings nicht nur aus Bottrop oder sogar Vonderort kommen. „Wir haben welche aus Dortmund, Herne und Lünen, aber auch Leute, die in Vonderort großgeworden sind, wie ich selbst. Da sind wir gut durchmischt“, so Sobota.

Die Situation beim SV Vonderort sehe er mit Sorge: „Die kleinen Vereine bekommen zu wenig Unterstützung“, moniert er. „Das Schlimme ist: wie kann man helfen? Wenn ich wüsste, wo man ansetzen kann, kann man auch versuchen, Leute heranzubekommen. Aber wie willst du wen begeistern, wenn du schon am Boden liegst?“ sagt Sobota.

Schützenwesen: BSV Vonderort

Rund 80 Mitglieder hat der Bürgerschützenverein Bottrop-Vonderort 1925, der sein Vereinsheim direkt neben dem Ascheplatz am Wienberg hat. Die Verbindungen zum Fußballklub seien früher intensiv gewesen, mittlerweile würden die aber gar nicht mehr bestehen, sagt Martin Kranert, der Vorsitzende des BSV.

Sein Vater sei früher selbst 25 Jahre lang beim SV Vonderort in der Verantwortung gewesen. „Bis in die 90er-Jahre hinein, damals hatte der SV noch einen Namen. Irgendwann ging es dann aber bergab“, sagt er. Der Bürgerschützenverein habe das eigene Grundstück vor zehn Jahren vom damals dort noch ansässigen Tennisklub übernommen und danach das Schützenhaus umgebaut. Unter anderem wurden Schießbahnen installiert.

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„Bei uns ist es so, dass der überwiegende Teil der Leute direkt aus dem Stadtteil kommt. Wir haben nur ein Nachwuchsproblem. Der Alstersschnitt liegt bei über 50. Früher spielten auch beim SV Vonderort viele Menschen aus dem Stadtteil. Der Klub war auch mal bei der AVV, der Arbeitsgemeinschaft Vonderorter Vereine dabei. Die organisiert beispielsweise den Martinszug. Da ist er vor vielen Jahren aber ausgetreten und hat sich separiert. Daher sind sie bei uns auch gar nicht mehr präsent“, sagt Kranert, der den Fußballern dennoch Glück wünscht, wieder die Kurve zu bekommen.

Baseball und Softball: Bottrop Blackjacks

Das jüngste Mitglied der Vonderorter Sport-Familie sind die Bottrop Blackjacks. Der Baseballklub wurde 2014 gegründet, spielte einst auf dem alten Ascheplatz des SSV Bottrop in der Welheimer Mark, ehe er, wie Vorsitzender Sebastian Stern selbst sagt, „runtergescheucht“ wurde. Seitdem ist der Wienberg in Vonderort das Zuhause des Klubs mit knapp über 50 Mitgliedern aus dem ganzen Ruhrgebiet - und soll dies auch bleiben. „Ich möchte nicht, dass uns das in Vonderort noch einmal passiert. Für mich ist es wichtig, dass es nicht heißt, dass nur der Fußballverein auf dem Platz sei. Wir haben sogar mehr Trainingseinheiten dort gebucht als der SV Vonderort“, sagt Stern.

Treffen mit Sebastian Stern von dem Bottroper Baseball-Verein Blackjacks
Zu jedem Training müssen die Bottrop Blackjacks ihre Bases auf dem Ascheplatz Am Wienberg aufbauen. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Die Sportanlage sei extra für die Bedürfnisse der Baseballer präpariert. So sind Halterungen für die Bases, die zum Training und zum Spiel gebraucht werden, zu finden. Der Austausch mit dem Fußballverein sei in den vergangenen Jahren schwer gewesen. „Es war so, dass wir als die kleinen Baseballer nichts zu melden hatten“, findet Stern.

Dabei sei man doch abhängig voneinander. „Die Fußballer haben ein paar Trainingsstunden gebucht und wir. Wir ergänzen uns. Sollte der Fußballverein irgendwann nicht mehr existieren, haben wir das Problem, dass wir nur im Sommer spielen. Zwölf bis 14 Stunden Training die Woche, sieben bis acht Spieltage. Da ist meine Sorge, dass dies ein bisschen wenig sein könnte“, sagt Stern, der deshalb auch schon das Gespräch mit dem Sport- und Bäderbetrieb gesucht hat: „Einen Fußballplatz finde ich überall. Einen zweiten Baseballplatz zu finden, ist aber schwer. Wir brauchen zum Beispiel eher Asche als Kunstrasen oder Rasen.“

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Die Bottrop Blackjacks würden sich freuen, die Anlage am Wienberg aufzuwerten. Ein eigenes Vereinsheim, ein Verkaufsraum, ein „Batting Cage“, all das würde Stern gerne in Vonderort realisieren, um den Sport weiter im Stadtteil zu verankern und attraktiver zu machen. Aber: „Ich müsste mich verdoppeln, um die Anlage alleine zu betreiben. Ich möchte gerne wissen: Wo bin ich in fünf Jahren?“

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