Bottrop. Dem SV Vonderort droht das Aus. Kai Willi Willert war bis zuletzt Stürmer der Mannschaft - und spricht über die vergangenen Wochen.
Ja, es sei definitiv traurig, wie sich alles entwickelt habe, sagt Kai Willi Willert. Allerdings sei jeder der einzelnen Schritte auch irgendwie verständlich gewesen, findet der 32-Jährige. Willert war so etwas wie der bekannteste Spieler, der bis zuletzt noch für die letzte, sich im Spielbetrieb befindende Mannschaft des SV Vonderort auflief.
Jahrelang sorgte er nach seinem Wechsel an den Wienberg 2020 für Tore, schoss das Team unter anderem in die Kreisliga B. Doch nun ist Schluss. Am 28. November machte auch Willert sein letztes Spiel für den SVV, kurz danach verkündete der Klub den Rückzug des Teams.
„Wir hätten wohl nur noch neun Leute gehabt“, moniert Willert, der schon in der C-Jugend zwei Jahre lang für den SV Vonderort spielte. Dabei habe die Saison eigentlich gut angefangen. „Die Vorbereitung war die beste in den vergangenen fünf Jahren. Wenn alle fit gewesen wären, hätten wir oben mitspielen können. Allerdings hat man schon da bemerkt, dass der Kader sehr dünn besetzt ist“, sagt der Stürmer.
Das Team des SV Vonderort spielte auch schon in Fuhlenbrock und Batenbrock zusammen
Es war klar: Verletzen sich zwei, drei Spieler, wird es richtig eng. Und genau so kam es. Der SV Vonderort schleppte sich durch die Liga und zog nun die Reißleine. „Wenn du Woche für Woche schauen musst, elf Spieler zusammenzubekommen, geht das auch stark auf die Moral“, so Willert. Der Rückzug von Mike Schweitzer als Trainer habe natürlich auch einen Effekt gehabt.
Denn der Ex-Coach war einst auf Wunsch der Mannschaft zum Klub gekommen. Schon früher spielten Willert und viele Teamkollegen zusammen bei den Batenbrocker Ruhrpott Kicker. Auch damals, 2016, gelang der Aufstieg von der Kreisliga C in die Kreisliga B, 2019 löste sich der Klub aber auf.
Die Mannschaft zog weiter nach Fuhlenbrock. „Da wurde uns aber ein neuer Trainer vorgesetzt, der zu ein paar unserer Jungs sagte, es würde nicht reichen. Die wissen selbst, dass sie nicht so viel Spielzeit bekommen, gehören aber einfach zu uns dazu“, so Willert. Das Team wehrte sich und kam mit David Wirsch ins Gespräch. Der war damals beim SV Vonderort Funktionär. „Wir wollten eine zweite Mannschaft aufmachen, er sagte aber, wenn wir kommen, sollen wir das neue Aushängeschild sein. Das hörte sich gut an und dadurch hat sich dann auch Mike Schweitzer entschlossen, dazuzukommen“, sagt Willert.
Eigentlich wollte der SV Vonderort noch bis zum Winter durchziehen, nun hofft er auf einen Neustart
Doch in dieser Saison endete die Geschichte. Im Oktober zog sich Schweitzer zurück. „Ich konnte seine Entscheidung verstehen. Wir haben uns dann zusammengesetzt und wollten eigentlich bis zum Winter durchziehen. Danach haben sich aber noch mehr verletzt, sodass der Vorsitzende Tobias Immick gesagt hat, dass es ja nichts bringe, mit Verletzten aufzulaufen“, so Willert.
Wie es weitergehe, das sei nun völlig offen. Der Klub möchte in der nächsten Saison in der Kreisliga C neu anfangen, braucht dafür aber 25 Spieler, die trotz des Ascheplatzes in Vondeort spielen und setzt dabei auch auf einen Stamm an Leuten, die bis zuletzt die Knochen hinhielten.
„Einige von uns sind aber nun auch schon seit 12-13 Jahren dabei. Da steht fest, dass sie aufhören. Mit dem Stamm sind wir gerade am Überlegen, was wir machen. Anfragen gab es schon“, so Willert.
Ob er nun selbst weiter das Trikot des SV Vonderort tragen wird oder nicht, eine Sache wünscht der Stürmer den Klub: das Überleben. „Die Asche ist ein Problem. Aber der SV Vonderort ist ein Klub, bei dem es ein Vereinsleben gab. Als wir aufgestiegen sind, standen am Rand viele aus dem Ortsteil und haben sich gefreut. Es war wie damals in Batenbrock. Da sitzt man auch nach den Spielen zusammen. Jeder hat eine Stimme, jeder kann etwas sagen und der Verein nimmt das an. Dieses Familiäre, das hat man vielerorts nicht mehr so.“