Bottrop. Der Bottroper Kampfsportler Markus Adam machte im Herbst eine depressive Phase öffentlich. Jetzt verriet er, was ihm half, sie zu überwinden.

  • Der Kampfsportler Markus Adam ist bekannt vom MMA Corps und Hartmetall Ruhrpott. In Bottrop betreibt er ein Sportstudio und expandiert 2025 mit einem zweiten nach Gladbeck.
  • Für die Sanierung der Räumlichkeiten seiner zweiten Sportschule musste er in den letzten Monaten viel arbeiten, hinzu kam eine Verletzung – die Folge: Depressionen und Zweifel.
  • Adam konnte aber ganz offen und ehrlich darüber reden. Er machte seinen Gemütszustand öffentlich und fand seine Mittel, die ihm halfen. Auch für die Zukunft habe er dadurch etwas gelernt.

Davor sind auch die ganz harten Typen nicht gewappnet. „Krankheit, Stress, Depressionen, Selbstfindung, Neustart. So oder ungefähr kann man die letzten Monate und Wochen beurteilen. Manchmal kommt alles anders. Und bringt alles aus dem Gleichgewicht“, öffnete sich Markus Adam Mitte Oktober 2024 auf seiner Facebookseite.

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„Ich hätte nie im Leben gedacht, dass ich so etwas mal bekommen könnte.“ Rund zwei Monate später sitzt er in seinem (noch nicht ganz fertig eingerichteten) Büro seiner neuen Sportschule in Gladbeck und erzählt. Mit „so etwas“ meint er im ersten Moment einen Bandscheibenvorfall – die Ursache des Ganzen.

Bottroper Markus Adam über seine Depression: „Habe mir selber Vorwürfe gemacht“

Der 44-Jährige übt als Mixed-Martial-Arts-Kampfsportler diverse Disziplinen aus, und das seit jeher mit wenig Rücksicht auf Verluste. „Beim Ringen ist es passiert. Da kannst du schnell eine falsche Bewegung machen, und ich hatte bis dahin immer diesen jugendlichen Leichtsinn. Wenn nicht gerade ein offener Bruch durch die Haut guckte, bin ich nie zum Arzt gegangen. Ich habe immer weiter trainiert.“

Kampfsportler Markus Adam sitzt im Büro seines neuen Studios in Gladbeck auf der Couch und erzählt. Beide Hände hält er gestikulierend dabei etwas hoch.
Er habe daraus auch für die Zukunft gelernt: Offen und ehrlich redet Markus Adam über seine depressive Phase in diesem Jahr. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Aus einem nicht ernst genommenen Schmerz entwickelte sich ein Bandscheibenvorfall, aus einem Bandscheibenvorfall eine Depression. „Ich bin Sportler, wenn ich nicht jeden Tag trainieren kann, falle ich ein Loch. Dazu kam, dass ich mir selber Vorwürfe gemacht habe. Als Kampfsportler ist man ja etwas anderes von sich gewohnt. Dass man eigentlich stark ist, dass es immer weiter geht.“

Familie, Lesen und Yoga: Was einem Kampfsportler aus der Depression half

Weiter ging es für Markus Adam parellel dazu trotzdem, wenn auch erstmal nicht sportlich. Als Unternehmer hatte er in dieser schweren Phase bereits begonnen, mit seiner Bottroper Sportschule, wo er als Trainer vom MMA Corps und von Hartmetall Ruhrpott bekannt ist, nach Gladbeck zu expandieren. „Da kam dann natürlich auch alles zusammen. Ich habe angefangen mir einen Kopf zu machen, ob wir den Zeitplan der Fertigstellung hier einhalten können.“

Was ihm wieder erste Zuversicht gab: Die Unterstützung seiner Familie und Literatur. „Ich habe viele Bücher über unternehmerische, sportliche und auch persönliche Denkweisen gelesen. Daraus habe ich viel für mich mitgenommen, wie ich bestimmte Dinge, die ich mir vorgenommen haben, schaffen kann.“

Markus Adam präsentiert die fast fertig eingerichteten Räumlichkeiten der Gladbecker Filiale seiner Sportschule. Auf zwei Etagen können sich Mitglieder hier in unterschiedlichen Disziplinen fit halten. In der noch relativ roh wirkenden Halle unten hängen Boxsäcke, Wände und Boden werden mit Matten ausgestattet.
Markus Adam in seiner neuen Sportschule in der Brüggenstraße in Gladbeck. Auf einer weiteren Etage bietet er, als Ausgleich zum Kampfsport, Yoga an. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Das Lesen sei Adams Hauptausgleich zum fehlenden Training gewesen – wobei es auch Sport gab. Der war zunächst nur gewöhnungsbedürftig für einen MMA-Kämpfer. „Meine Physiotherapeuten und Osteopathen, die mir alle sehr geholfen haben, haben mir Yoga und die dazugehörigen Atemübungen empfohlen. Das habe ich für mich entdeckt.“ Seine private Neuentdeckung hat jetzt auch tatsächlich Einzug in sein Unternehmen gehalten. In der neuen Sportschule in Gladbeck wird es nicht nur hartes Kampfsport-Training, sondern auch Yoga-Kurse geben.

MMA-Sportler Adam nach der Depression: „Gesundheit ist das Wichtigste“

Markus Adam hat seine Erfahrungen aus der schweren Verletzung und der depressiven Phase mitgenommen. „Ich kann jetzt und zukünftig über sowas reden. Ich weiß, was mir hilft, und ich bin wieder da, wo ich vorher war. Ich bin sogar stärker zurückgekommen.“

Die eigene MMA-Karriere habe er dennoch hinten angestellt, wolle vor allem Unternehmer und Familienvater sein. „Wenn ich ehrlich bin, habe ich schon vor fast neun Jahren, als unser erstes Kind zur Welt kam, gemerkt, dass es nicht ewig so weitergehen kann. Jetzt die zwei Studios. Dann noch selber auf der Matte stehen und sich aufs Kämpfen konzentrieren, das geht nicht, ohne dass die Familie darunter leidet. Aber die steht an erster Stelle.“

Nach dem, was er in letzter Zeit erlebt hat, stehe für ihn auch noch die Gesundheit ganz oben. Daher klingt er jetzt weniger wie der jugendlich leichtsinnige Draufgänger von früher. „Das hört sich immer blöd an, wenn man gefragt wird, was man sich für die Zukunft wünscht, aber es ist so. Einfach Gesundheit. Und für die ist man ja auch ein Stück weit selber verantwortlich.“