Bottrop. Der SV Scherpenberg macht das Spiel, der VfB Bottrop die Tore. Der Aufsteiger glänzt mit taktischer Disziplin und großer Effizienz im Abschluss.

Der VfB Bottrop hat am Freitagabend mit einer beeindruckenden Leistung zumindest vorübergehend die Tabellenführung der Landesliga übernommen. Die Schwarz-Weißen besiegten den hoch gehandelten SV Scherpenberg mit 4:0 (1:0).

Die Szene in der 87. Minute setzte einem mitreißenden Spiel die Krone auf. Ahmet Jemaiel nahm in Scherpenbergs Strafraum den Ball an, eng bedrängt von seinem Gegenspieler. Bottrops Außenstürmer packte tief die Trickkiste, tanzte seinen Bewacher aus und vollendete dann nahezu unbedrängt zum 4:0. Ein Tor, wie ein Gemälde.

VfB Bottrop überzeugt gegen einen starken SV Scherpenberg

Dieser 4:0-Sieg gegen den SV Scherpenberg war aber kein Spaziergang. Und an Kunststückchen hatte der VfB Bottrop über weite Strecken überhaupt keinen Bedarf. Der VfB sicherte sich mit viel Intelligenz und noch größerer Lauf- und Kampfbereitschaft drei wichtige Punkte. Gegen eine Mannschaft, über die Trainer Dusan Trebaljevac Sekunden nach dem Schlusspfiff sagte: „Das war der stärkste Gegner bislang. Mit Abstand.“

Ein Lob, das die Scherpenberger kaum zu trösten vermochte. Der SV gab sich nach dem Schlusspfiff der schönen Illusion hin, er habe zu Unrecht verloren, er sei die klar bessere Mannschaft gewesen. Das hatte Trainer Christian Mikolajcszak schon im laufenden Spiel alle wissen lassen. Oberflächlich hätte man ihm zustimmen können.

SV Scherpenberg kann seine Dominanz nicht in Tore verwandeln

Im Detail lag Mikolajczak mit seiner Einschätzung aber daneben. Scherpenberg war zwar die Mannschaft, die von Beginn an Regie führte, die sich viele Chancen herausspielte und auch mit Pech haderte. Allerdings arbeitete sich das Team aus Moers auch an einem Gegner ab, der sich an diesem Abend für keine „Drecksarbeit“ zu schade war.

Fußball, Landesliga
VfB Bottrop gegen SV Scherpenberg
am 27.09.2024 in Bottrop
Joel Frenzel (r.) sah nach einem Foul an Ömer Akbel (l.) die Gelbe Karte. Den folgenden Strafstoß parierte Bottrops Keeper. © FUNKE Foto Services | Daniel Attia

Der VfB Bottrop akzeptierte seine Underdog-Rolle. Es war ein Spiel gegen und nicht mit dem Ball. Was den VfB Bottrop am Ende zum verdienten Gewinner machte: In den Momenten, in denen es darauf ankam, war der Aufsteiger da und Scherpenberg nicht. Mit einem Blick in den Rückspiegel und auf das Spiel in Wesel (1:3) erklärte Dusan Trebaljevac: „Man muss den Spielern auch mal eine schlechte Leistung zugestehen. Dafür waren wir heute um so mehr da. Heute war Mentalität gefordert. Und die haben wir geliefert.“

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Der SVS hätte schon nach wenigen Sekunden führen können. Nach einer scharfen Hereingabe von Andre Rieger schoss Marcel Kretschmer aus kürzester Distanz knapp über das Tor. Scherpenberg baute Druck auf, attackierte seinen Kontrahenten schon in der gegnerischen Hälfte.

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Allerdings nicht fehlerfrei. In der 15. Minute ging der Ball verloren und landete über zwei Stationen vor den Füßen von Enes Bilgin. Bottrops Stürmer schloss den Konter sachlich zum 1:0 ab. Das war der Moment, in dem der VfB erkannte: hier geht was. Trebaljevac: „Der Druck in der Anfangsphase war schon enorm, unsere Führung vielleicht sogar etwas schmeichelhaft. Aber das hat sich dann ja zum Ende des Spiels relativiert.“

Schiedsrichter fällt auf eine Schwalbe von Scherpenbergs Akbel rein

Sieben Minuten später hielten die Bottroper erst den Atem an und beschwerten sich dann lautstark. Nicht zu Unrecht. Dabei war nicht ganz klar, ob sich das Geschrei von der Tribüne auf die dreiste Schwalbe von Ömer Akbel bezog, oder aber darauf, dass Schiedsrichter Jan-Miklas Gehla die Flugeinlage mit einem Foulelfmeter belohnte.

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VfB Bottrop gegen SV Scherpenberg
am 27.09.2024 in Bottrop
Der VfB Bottrop ist für mindestens 21 Stunden und 30 Minuten Tabellenführer. Schon morgen kann der entthronte GSV Moers nachlegen. © FUNKE Foto Services | Daniel Attia

Es war die erste von vielen Fehlentscheidungen eines Schiedsrichter-Gespanns, das mit dem Spielniveau nicht Schritt halten konnte, für das die Kontrolle von Spieler-Unterwäsche und die fachmännische Einweisung in die Coaching-Zone von größerer Bedeutung schien, als korrekte Abseits- und Foulentscheidungen.

VfB Bottrops Torhüter Joel Frenzel pariert den strittigen Foulelfmeter

Aber auch das brachte den VfB nicht ins Stolpern. Denn Joel Frenzel fischte den zu schwach geschossenen Elfmeter von Konstantin Möllering aus seiner rechten Torecke (22.). Scherpenberg erspielte sich bis zum Halbzeitpfiff noch einige Möglichkeiten, hatte aber auch Glück, dass Bottrops Frederick Ansah nach einem tollen Solo nur das Außennetz traf (32.).

Der VfB Bottrop hielt auch in der zweiten Halbzeit Schritt. Die Schwarz-Weißen liefen jede Lücke zu, blieben in den Zweikämpfen bissig und hatten bei Umschaltmomenten die richtige Mischung aus Cool- und Cleverness.

In der 68. Minute hatte Ahmet Jemaiel die große Chance zum 2:0. Er konnte sich aus kurzer Distanz schon die Torecke aussuchen, entschied sich dann aber für einen Pass zu Raphael Steinmetz, der von einem Scherpenberger abgefangen wurde.

Raphael Steinmetz erhöht nach einer Ecke auf 2:0

Die daraus resultierende Ecke ließ den Ärger über die ausgelassene Möglichkeit aber verfliegen. Steinmetz kam in der linken Strafraumecke an den Ball, visierte kurz sein Ziel an und vollendete mit einem platzierten Schuss ins rechte Toreck. 2:0.

Scherpenberg setzte in den letzten 20 Minuten alles auf eine Karte. Und verlor. Denn der VfB ließ sich seine Trümpfe nicht mehr aus der Hand nehmen, setzte seinem Gegner mit zwei weiteren Toren durch Steinmetz (85.) und Jemaiel (87.) ein Stoppschild.

Fremdbild
Aldin Kljajic (r.) und der VfB Bottrop setzten sich am Freitagabend mit 4:0 gegen den SV Scherpenberg durch. © FUNKE Foro Services | Daniel Attia

VfB Bottrop gegen SV Scherpenberg - So haben sie gespielt

VfB Bottrop - SV Scherpenberg 4:0 (1:0)
Tore: 1:0 (15.) Bilgin, 2:0 (68.) Steinmetz, 3:0 (85.) Steinmetz, 4:0 (87.) Jemaiel. Bottrop: Frenzel, Özgen, Köksal, k.A. (63. Aksu), Bilgin, Bosnjak (55. Jemaiel), Pöschl (87. El-Moussa), Matthes, Kljajic, Ansah (72. Nazarov), Steinmetz. Scherpenberg: Hauffe, Abel, Schoof, Kapuscinski, Möllering, Rieger, Wastian (70. Sadiklar), Akbel (84. Totaj), Redam, Fuhrmann, Kretschmer (79. Grillemeier). Schiedsrichter: Jan-Miklas Gehla. Zuschauer: 150.

Lesen Sie hier den Liveticker zum Spiel zwischen dem VfB Bottrop und dem SV Scherpenberg

VfB Bottrop - SV Scherpenberg 4:0 (1:0)

21.27 Uhr: Das Spiel ist aus.

21.21 Uhr: 4:0. Ahmet Jemaiel spielt seinen Gegenspieler schwindelig und schließt trocken ab.

21.17 Uhr: 3:0! Steinmetz schließt einen Konter ab.

21.16 Uhr: Das muss das 3:0 sein. Jemaiel kann sich die Ecke aussuchen, entscheidet sich aber für den Pass auf Steinmetz. Der kommt aber nicht an.

21.07 Uhr: Fred Ansah ist Gelb-Rot-gefährdet und muss raus. Für ihn kommt Vitalij Nazarov.

21.01 Uhr: 2:0 für den VfB. Raphael Steinmetz trifft nach einer Ecke ins rechte Toreck.

20.59 Uhr: Abel scheitert mit seinem Abschluss an Bottrops Keeper Joel Frenzel.

20.56 Uhr: Ein Kopfball von Möllering geht knapp links vorbei. Scherpenberg macht Druck.

20.50 Uhr: Erster Wechsel beim VfB: Luka Bosnjak geht, Ahmet Jemaiel kommt.

20.39 Uhr: Es geht weiter.

20.24 Uhr: Halbzeitpause in einem Spiel zweier starker Mannschaften. Was hier nicht passen will: Das Schiedsrichter-Trio hat anscheinend einen ganz schlechten Tag erwischt.

20.23 Uhr: Scherpenberg jubelt. Doch Joel Frenzel hat den Schuss von Kretschmer tatsächlich noch gehalten.

20.09 Uhr: Fast das 2:0. Fred Ansah schaltet sich in den Angriff ein und kommt nach zwei Doppelpässen zum Abschluss. Außennetz.

20.00 Uhr: Akbel sieht nach Foul an Bilgin Gelb. Für den Scherpenberger hätte das nach der offensichtlichen Schwalbe, die zum Elfer führte, schon der Platzverweis sein müssen.

19.58 Uhr: Frenzel verursacht einen fragwürdigen Elfmeter, macht seinen Fehler aber selbst wieder gut. Er pariert den von Möllering zu schwach geschossenen Strafstoß.

19.54 Uhr: Scherpenbergs Möllering nimmt aus 20 Metern Maß. Knapp vorbei.

19.51 Uhr: 1:0 für den VfB. Enes Bilgin schließt einen Konter eiskalt ab.

19.45 Uhr: Wieder Scherpenberg. Ein abgefälschter Schuss von Akbel geht rechts vorbei. Beim folgenden Eckball wird sein Abschluss geblockt.

19.37 Uhr: Fast das 1:0 für Scherpenberg. Kretschmer schießt nach Flanke Rieger knapp über das Tor.

19.37 Uhr: Die Partie läuft

19.33 Uhr: Jetzt aber. Der VfB spielt mit Joel Frenzel, Anil Özgen, Emre Köksal, k.A, Enes Bilgin, Luka Bosnjak, Gino Pöschl, Mick Matthes, Aldin Kljajic, Frederick Ansah und Raphael Steinmetz.

19.31 Uhr: Der Anstoß wird sich verzögern. Beide Team sind noch in der Kabine.

19.25 Uhr: Es scheint noch technische Probleme zu geben. Schiedsrichter Jan-Miklas Gehla gibt die Aufstellungen noch nicht frei.

Das Spiel beim PSV Wesel-Lackhausen hatte Dusan Trebaljevac als fehlendes Puzzleteil verstanden. Der Trainer wollte nach der Partie eine erste Saisonprognose wagen. Was kann der VfB Bottrop in dieser Saison leisten? Gehört er schon zur Gruppe der Topteams, oder zu denen, die im grauen Mittelfeld um die goldene Ananas spielen?

Schlauer war Trebaljevac nach den 90 Spielminuten am Molkereiweg nicht. Eher erstaunt. Die Partie gegen Wesel ging nicht zu Unrecht 1:3 verloren, der VfB wurde für seine bis dato schwächste Saisonleistung abgestraft. Trotz der unerwarteten Pleite sagt Trebaljevac nun: „Ich bin zu 100 Prozent von jedem einzelnen Spieler meiner Mannschaft überzeugt. Ich habe ein richtig gutes Team.“

  • An dieser Stelle finden Sie am Freitag ab 19.15 Uhr den Liveticker zur Partie zwischen dem VfB Bottrop und dem SV Scherpenberg.

Und was sagt das über den weiteren Saisonverlauf aus? Trebaljevac: „Wir haben durch den guten Saisonstart eine hohe Erwartungshaltung geweckt. Nicht nur im Umfeld, sondern auch bei den Jungs selbst. Aber: Wir hatten Ende Juni noch keine Mannschaft zusammen. Und wir sind Aufsteiger. Mit der bisherigen Entwicklung bin ich sehr zufrieden. Das ging überraschend schnell. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass wir noch Zeit brauchen, um konstant hohe Leistungen abliefern zu können.“

In der Offensive ist beim VfB Bottrop noch nicht der Funke übergesprungen

Die noch fehlende Beständigkeit ist also verantwortlich dafür, dass Trebaljevac auch nach sechs Saisonspielen noch nicht konkret werden kann. „Wenn wir in die Statistik schauen und unsere magere Torausbeute sehen, könnte man auf den Gedanken kommen, dass wir eine Kontermannschaft sind. Aber das sind wir nicht. Wir spielen mutig nach vorn, erarbeiten uns unheimlich viele Chancen. Die Offensivqualität ist da, aber der Funke ist noch nicht übergesprungen.“

PSV Wesel-Lackhausen gegen VfB Bottrop
Luca Bosnjak (l.) und der VfB Bottrop bekommen es am Freitagabend mit dem SV Scherpenberg zu tun. © WAZ | Felix Hoffmann

Trebaljevac sieht in der Geduld den Schlüssel zu einer erfolgreichen Entwicklung: „Wir werden unsere Offensivqualität entfalten und wir werden uns auch stetig verbessern. Aber das geht nicht von heute auf morgen.“ Deshalb sieht Trebaljevac sein Team am Freitag auch in der Außenseiterrolle. Schließlich gehe es gegen ein Team, das in den letzten drei Jahren in der Landesliga immer ganz vorne mitgemischt habe: „Der SV Scherpenberg ist ein Topteam, ein Meisterschaftsaspirant.“

Partie gegen den SV Scherpenberg wird auf Kunstrasen ausgetragen

Personell kann Trebaljevac am Freitagabend aus dem Vollen schöpfen. Auch Enes Bilgin steht wieder zur Verfügung. Zur Startelf wollte sich der Coach vor dem Abschlusstraining aber noch nicht äußern: „Ich denke noch über die Besetzung der einzelnen Positionen nach, an der taktischen Ausrichtung wird sich aber nichts ändern.“

Der SV Scherpenberg steht nach drei Siegen und drei Niederlagen im Mittelfeld der Tabelle. Die Essener haben zwölfmal getroffen, aber auch schon zwölf Gegentore kassiert. Das Spiel wird am Freitag um 19.30 Uhr auf dem Kunstrasenplatz im Jahnstadion angepfiffen.

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