Bottrop. Der SV Vonderort sollte der erste Verein der Stadt mit einem Kunstrasen sein. 20 Jahre später hat er nicht einmal einen intakten Ascheplatz.

An diesem sonnigen Donnerstag Anfang Juni schaut Peter Raabe bei seinem SV Vonderort nach dem Rechten. Die Zeiten, in denen er die Geschicke des Traditionsvereins lenkte, sind lange vorbei. Doch loslassen kann er nach 507 Spielen für die Wienberg-Löwen und mehr als 20 Jahren Vorstandsarbeit nicht. Er ist fast täglich hier. 1956 ist er als 15-Jähriger in den Verein eingetreten. Seit dem hat ihn der Klub nicht losgelassen.

Raabe sitzt an der Seite des Vereinsvorsitzenden Tobias Immick auf einem Stuhl im Vereinsheim des SV Vonderort. Er schaut aus dem Fenster und sagt mit Blick auf den bemitleidenswerten Zustand des rund zehn Jahre alten Ascheplatzes: „Wir sollten in Bottrop der erste Verein mit einem Kunstrasenplatz sein. Das hat uns die Stadt damals versprochen.“

Überall in Bottrop werden Kunstrasen gebaut, aber nicht in Vonderort

Und tatsächlich. Raabe hat es schwarz auf weiß. Das Schreiben in seiner Hand trägt das Datum vom 17. Dezember 2004. Absender ist der damalige Oberbürgermeister Peter Noetzel. Eigentlich ist es eine Absage: Eine schnelle Umwandlung des Ascheplatzes in einen modernen Kunstrasen sei aus finanziellen Gründen nicht möglich, steht dort. In dem Schreiben heißt es aber auch: „Im Investitionsplan des Bottroper Sport- und Bäderbetriebs ist die Maßnahme für das Haushaltsjahr 2008 vorgesehen.“

SV Vonderort beklagt den Zustand seiner Sportanlage
Die Beregnungsanlage auf dem Ascheplatz des SV Vonderort schaut zu weit aus dem Boden hervor. Der Fußballkreis moniert ein erhöhtes Verletzungsrisiko. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Aber auch 2008 tat sich nichts am Wienberg. Weitere Jahre zogen ins Land. Und während bei Blau-Weiß Fuhlenbrock, auf Rhenania, beim VfB Bottrop, in Welheim, beim SV Fortuna und sonst wo im Stadtgebiet Millionen in neue Kunstrasenplätze gesteckt wurden, schauen sie beim SV Vonderort auch 20 Jahre nach dem Versprechen noch ziemlich sparsam aus der Wäsche. „Zu unseren Vereinsjubiläen kam immer ein Vertreter der Stadt. Der hat uns dann symbolisch ein kleines Stück Kunstrasen überreicht und das Versprechen erneuert“, sagt Raabe.

Auf dem Ascheplatz können momentan keine Spiele ausgetragen werden

Heute könnten sie beim SV Vonderort fast darüber lachen. Den Traum vom eigenen Kunstrasen haben sie längst ausgeträumt. Heute treiben den kleinen Verein ganz andere Sorgen. Denn Stand heute verfügt der SV Vonderort nicht einmal über einen intakten Ascheplatz.

So bewertet es zumindest der Fußballkreis, der dem SV Vonderort Anfang Juni einen Besuch abstattete. Mit dabei war auch Henning Wiegert, Leiter des Sport- und Bäderbetriebs. „Martin Schürmann vom Fußballkreis hat uns nach der Platzbegehung mitgeteilt, dass hier unter den aktuellen Umständen keine Meisterschaftsspiele ausgetragen werden können“, berichtet Vonderorts Vorsitzender Tobias Immick.

SV Vonderort beklagt den Zustand seiner Sportanlage
Tobias Immick, Vorsitzender des SV Vonderort © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Schürmann, Vorsitzender des Kreisfußballausschusses, führte zwei Hauptmängel an: Die Vorrichtungen der Beregnungsanlage ständen zu hoch aus dem Boden hervor. Und auch die Abdeckungen für die Baseball-Spielfeldmarkierungen seien nicht so, dass ein erhöhtes Unfallrisiko ausgeschlossen werden könne.

Arbeiten sollen noch vor dem Saisonstart abgeschlossen werden

In beiden Punkten kann die Stadt Bottrop dem SV Vonderort eine schnelle Lösung in Aussicht stellen. „Wir gehen davon aus, dass die notwendigen Arbeiten noch vor dem Beginn der anstehenden Fußballsaison abgeschlossen werden“, sagt Henning Wiegert. Der Leiter des Sport- und Bäderbetriebs ist schon seit Wochen im engen Austausch mit dem SV Vonderort.

Darüber hinaus lässt der Sport- und Bäderbetrieb in Zusammenarbeit mit dem Tiefbauamt prüfen, weshalb auf der Vonderorter Sportanlage das Regenwasser momentan so schlecht abläuft. Was den Vonderorter Wunsch nach einem Kunstrasenplatz angeht, kann Wiegert dem Verein jedoch keine Hoffnungen machen: „Unser Ziel ist es, dass wir den Ascheplatz in Vonderort spielfähig halten.“

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