Bottrop. Trainer Stefan Lorenz spricht im Interview über sein neues Team, die fußballerische Ausrichtung und die neue Konkurrenz in der Bezirksliga.

Für den SV Rhenania Bottrop beginnt schon am Samstag die neue Bezirksliga-Saison. Die Kicker aus dem Blankenfeld wollen mit aller Macht in die Landesliga. Die neu formierte Bezirksliga-Staffel erschwert Prognosen, doch Stefan Lorenz kennt die neue Konkurrenz gut. Der Trainer traut seinem Team einen schwierigen Spagat zu.

Herr Lorenz, Sie sind jetzt gut neun Monate im Blankenfeld, haben in der kurzen Zeit schon einige Höhen und Tiefen erlebt. Wie gefällt Ihnen der SV Rhenania?

Lorenz: Ich kenne den Verein schon sehr lange. Und ich wusste, was auf mich zukommt. Ich habe mich ganz bewusst dazu entschieden, mich dieser Aufgabe zu widmen. Rhenania Bottrop ist ein gut aufgestellter Verein, bei den Männern, aber auch bei den Frauen.

Das ist ein Verein, der auch die finanzielle Möglichkeiten hat, um nachhaltig etwas aufzubauen. Im Jugendbereich sind wir gerade dabei, etwas anzupassen. Hier ist noch Luft nach oben, wobei es natürlich schwer ist, in diesem Bereich kurzfristig Erfolge zu haben. Der Weg muss dahin gehen, dass sich noch mehr junge Spieler für Rhenania entscheiden. Die Anlage bietet beste Bedingungen. Es gibt viele qualifizierte Trainer, die Talente formen können.

In der vergangenen Saison tat sich die Mannschaft schwer mit der Umstellung auf Sie als neuen Trainer. Zwar gewann ihr Team zu ihrer Premiere im Derby gegen den FC Bottrop mit 13:0, danach folgten neben sieben Siegen aber auch neun Niederlagen.

Ich hatte natürlich gehofft, dass die Systemumstellung leichter von der Hand geht. Aber dass es in den ersten Monaten noch nicht rund laufen würde, war einkalkuliert. Ich habe schnell festgestellt, dass wir nicht die optimalen Spielertypen haben, die meine Vorstellung von Fußball umsetzen können. Genau deshalb haben wir den Kader im Sommer auch noch einmal umgekrempelt. Ich brauche Spieler, die meine Idee von Fußball leben und umsetzen können.

Wie genau sieht Ihre Idee von Fußball aus?

Ich möchte einen attraktiven Ballbesitz-Fußball spielen. In der Defensive müssen wir kompakt gegen den Ball arbeiten, im Ballbesitz soll es mit viel Schnelligkeit nach vorne gehen. Das alles ist natürlich immer auch abhängig von der Spielsituation. Die Mannschaft muss auch in der Lage sein, das Tempo herauszunehmen, den Gegner ohne Ball laufen zu lassen. Kurz: Wir wollen zeigen, dass es auch in Bottrop möglich ist, attraktiven und effektiven Fußball zu spielen.

Stefan Lorenz weiß, was seine Mannschaft in der neuen Bezirksliga-Staffel erwartet.
Stefan Lorenz weiß, was seine Mannschaft in der neuen Bezirksliga-Staffel erwartet. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Die personelle Fluktuation haben Sie selbst schon angesprochen. Viele Spieler haben den Klub verlassen, genauso viele sind dazu gestoßen. Aber wie stark ist die aktuelle Mannschaft?

Die Ergebnisse in der Vorbereitung zeigen, dass wir in der Lage sind, viele Tore zu schießen, dass wir uns in anderen Bereichen aber auch noch verbessern können. Die Balance zwischen Offensivfußball und defensiver Kompaktheit ist unheimlich schwer, das ist ein Spagat, an dem wir noch arbeiten. Was ich sagen kann, ist, dass wir jetzt eine gute Mischung im Team haben. Da sind erfahrene Spieler, die wissen, dass es nicht immer nur vorwärts geht.

Wir konnten Spieler für uns begeistern, die uns helfen, die richtige Balance zu finden. Zum jetzigen Zeitpunkt ist es schwer zu sagen, wie stark wir sind. Aber die Trainings- und Spieleindrücke waren sehr positiv. Wir stehen qualitativ gut dar, haben keine Überflieger oder Stars in der Mannschaft. Rhenania hat jetzt eine charakterstarke Mannschaft, die geschlossen auftritt und ihre Aufgabe auch sehr professionell angeht.

Im Vergleich zur Vorsaison sind wir in der Breite viel besser aufgestellt. Dabei haben wir in der Spitze aber nicht an Qualität verloren. Auf Strecke wird das für uns ein Vorteil sein. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich einige Male bei der Mannschaftsaufstellung Bauchschmerzen haben werde. Wen stelle ich auf, wer muss auf der Bank Platz nehmen? Ich erwarte mit dieser Mannschaft eine interessante Saison. Wir werden aber nicht alle zu jedem Zeitpunkt Hurra schreien, das sollte allen klar sein.

Die vergangene Saison endete auf Platz fünf, in diesem Jahr soll der Aufstieg gelingen. Was stimmt Sie zuversichtlich, dass das auch gelingt?

Der Aufstieg ist das erklärte Ziel. Damit halten wir weder hinter dem Berg, noch hausieren wir damit. Wir wissen, was wir dafür tun müssen. Mein Bauchgefühl ist positiv. Mehr noch: fast euphorisch. Im Schnitt hatte ich in den letzten Wochen mehr als 20 Leute beim Training, das gibt mir ein gutes Gefühl.

Ich weiß, dass es Phasen in der Saison geben wird, in der wir Rückschläge wegstecken müssen, aber das Team hat den Charakter, auch diese Situationen zu bewältigen. Wir haben eine gute Mannschaft. Und wenn wir noch enger zusammen rücken, dann werden wir noch stärker. Gegner werden es schwer haben, uns auszurechnen.

Rhenania muss sich in einer neuen Bezirksligastaffel mit vielen neuen Gegnern messen. Aus Ihrer Essener Zeit müssten sie aber viele Teams noch kennen, oder

Ich war wohl der einzige, der begeistert war, als die Ligeneinteilung bekannt wurde. Natürlich ist die neue Staffel besser, als die Oberhausener Gruppe. Ich kenne viele unserer Gegner gut. Für die BG Überruhr und Essen-West war ich selbst aktiv.

Vogelheim und Katernberg mischen immer oben mit und haben auch die finanziellen Mittel, um erfahrene Spieler zu verpflichten. Es wird kein 13:0 nicht mehr geben. Wir werden viele enge Spiele haben. Aber wir werden auch gut vorbereitet sein. Wir werden wissen, wo die Stärken und Schwächen des Gegners sind. Konzentrieren werden wir uns aber vor allem auf uns selbst, unser Spiel und unser Ziel.

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