Bottrop. Der DFB führt zur Saison 2024/2025 die neue Spielform im Kinderfußball ein. Die Bottroper Vereine sind positiv, es gibt aber auch Sorgen.
Ab der Saison 2024/2025 ist es verpflichtend. Der DFB verändert den Kinderfußball. Mehr Ballkontakte, mehr Tore, mehr Erfolgserlebnisse für jedes Kind sollen dafür sorgen, dass wieder mehr Straßenfußballer in den Vereinen spielen – und im besten Fall irgendwann oben ankommen.
Die Reform ist radikal, denn die Spielform bei den Bambinis und der F-Jugend, die seit vielen Jahren besteht, wird dann nicht mehr angewendet.
Es wird sogenannte Festivaltage geben, bei denen mehrere kurze Partien anstehen. Die Mannschaften steigen bei einem Erfolg ein Spielfeld auf, bei Misserfolg eins ab. Torhüter sind erst einmal nicht vorgesehen, nach jedem Treffer wird rotiert und es gibt die Möglichkeit eines Überzahl-Spiels bei hohem Rückstand.
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Tabellen und Ligen werden abgeschafft, die Spielfelder und Tore verkleinert und die Anzahl zugleich erhöht, denn die Kinder sollen in Kleingruppen auf vier Minitore gegeneinander antreten, im Zwei-gegen-Zwei oder Drei-gegen-Drei zum Beispiel. Der Vorteil: Alle Kinder spielen und werden individuell ausgebildet.
VfL Grafenwalds Steffen Ludwig hat seine Skepsis abgelegt
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Die Vereine in Bottrop finden die neue Spielform überwiegend gut und setzen sie teilweise bereits um. Steffen Ludwig aus der Jugend von BW Fuhlenbrock gibt aber auch zu, dass er zunächst etwas skeptisch war.
„Ich dachte, auch kleinere Kinder wollen auf das große Tor schießen. Aber ich habe es nun schon ein paar Mal erlebt, wie es bei solchen Turnieren aussieht und den Kindern ist am wichtigsten, dass sie einfach Fußball spielen können, dass sie viele Abschlüsse und viele Ballkontakte haben. Von daher bin ich ein Freund von der Spielform und wir fördern sie auch als Verein“, so Ludwig.
Beim SV sind die Trainer schon seit längerer Zeit angeraten, kleine Spielformen zu nehmen, auch wenn es in der Trainerschaft durchaus Widerstand gebe, weil am Wochenende ja auch auf einem größeren Feld gespielt werde. Dieser Wettkampfgedanke ist aber genau einer, der durch die neue Spielform noch weiter abnehmen soll – zumindest im Bereich der ganz kleinen Kinder.
Eltern müssen sich selbst erziehen, mehr Aufwand kommt auf die Klubs zu
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„Die Eltern müssen sich ein wenig selbst umerziehen. Selbst in der F-Jugend, in der es eigentlich eine Fairplay-Liga ohne Ergebnisse gibt, schreiben sich manche gegenseitig an und wollen intern eine Tabelle machen. Da packt man sich an den Kopf“, verrät Ludwig. Ein Problem sieht er aber schon bei Reform: die Kosten für die Anschaffung der Tore.
Uwe Bromkamp, Vorsitzender in Grafenwald, sieht ebenfalls zwei Seiten der Medaille. „Wir sehen Vorteile, wenn es gut gelebt wir, wenn es nicht um den Sieg geht und man nicht auf die Tabelle schaut. Das ergibt Sinn. Aber“, so Bromkamp, „es ist mehr Aufwand und gerade im Amateurfußball stehen die Leute ja nicht Schlange.“
Was er hiermit anspricht, ist, dass mehr Eltern sich bereiterklären müssen, als Aufpasser an der Seitenlinie eines Spiels zu stehen, sich dabei aber gleichzeitig zurückzunehmen und die Kinder spielen zu lassen.
Rhenania Bottrop fragt nach der Unterstützung des Verbandes
Özay Kaymakci, Jugendleiter bei Rhenania Bottrop hat ähnlich wie Ludwig noch ein paar Fragezeichen, was die Finanzen angeht. „Wenn man ein vernünftiges Tor haben möchte, kostet das schon 150 Euro aufwärts. Mit den Toren, die man im Supermarkt bekommt, kann man kein Spiel machen“, so Kaymakci.
Und ein Tor reicht ja nicht aus, je mehr Kinder man in der jüngeren Jugend hat, desto mehr Tore braucht man auch. „Die Idee ist nicht schlecht, man sieht schon, dass die Schwächeren auch im jungen Alter im Training weniger Ballkontakte haben. Und es gibt keine Straßenkicker mehr. Da möchte der Verband wieder hin. Aber die Art und Weise der Umsetzung ist etwas schwierig“, findet Kaymakci.
Ist die Umstellung ab der D-Jugend zu groß?
Die Reform sei den Klubs zu sehr von oben herab auferzwungen worden, zudem gebe es vom Verband zwar die Aussage, dass er die Vereine unterstützen möchte, diese Hilfe sei aber nicht finanziell für die Anschaffung der Tore vorgesehen.
„Damit sollen die Vereine arbeiten und sich vorbereiten. Reformen sind gut, man muss immer schauen, dass man sich verbessert. Aber ich glaube, der Verband ist immer noch weit weg von der Basis. Viele Vereine werden Probleme haben, das auf die Beine zu stellen. Zudem geht es dann ab der D-Jugend ins große Tor, man hat aber vorher keinen Torhüter ausgebildet. Das wird schwer“, fürchtet Kaymakci.
FC Bottrop und Fortuna sind klare Anhänger der neuen Spielform
Einen großen Schritt in die Richtung haben bereits der FC Bottrop und Fortuna getan. Mevlüt Ata vom FC sagt: „Bei uns gibt es zu dem Thema keine Diskussionen, wir nehmen es, wie es ist. Ich bin sowieso dafür, so viel Eins-gegen-Eins zu spielen, wie es geht. Zudem sind die Verteidiger nicht mehr arm dran, weil sie nur verteidigen dürfen. Sie können dann auch nach Hause kommen und jubeln, dass sie ein Tor gemacht haben. Wir haben schon zwölf Tore angeschafft, wobei die schnell kaputt gehen.“
Fortunas Jugendleiter Dirk Regull hatte sich beim Fußballkreis Oberhausen/Bottrop sogar bereits dafür eingesetzt, die Spielform als Turnierform anzuerkennen.
„Da hat der Kreis aber noch nicht mitgemacht. Die Spielform wenden wir seit 2017 im Training an. Es ist für uns nichts neues und auf jeden Fall eine gute Geschichte. Es ergibt für die Kleinen sinn. Der Vorteil ist auch, dass man die kleinen Mannschaften sehr variabel aufstellen kann. Nach Alter oder auch nach Leistungsstärke zum Beispiel.“