Bottrop/Luxemburg. Jahrelang war Wolfgang Amoussou ein Gesicht des JC Bottrop. Heute arbeitet er in Luxemburg und denkt noch sehr gerne an seine Zeit im Ruhrgebiet.
Wenn Wolfgang Amoussou an eine Anekdote aus seiner alten Heimat Bottrop zurückdenkt, muss er lachen. „Ich wurde immer mit dem Bundesligakämpfer Kalala Ngoy verwechselt. Es wurde sogar ein Buch veröffentlicht, in dem über Bottrop geschrieben wurde. Da wurde zu meinem Namen ein Foto von Kalala Ngoy gestellt“, so Amoussou.
- Sportfreunde Bottrop:Timur Gümüs nutzt die Pause für den Bachelor
- Corona-Schutzverordnung:Diese Lockerungen sind im Sport geplant
- Handball: SC Bottrops Frauen liefen und schwitzten, um zu spenden
- Judo:JC Bottrop feiert goldenen Abschluss der Online-Liga
Dabei hatte der heute 43-jährige im Nachhinein wohl noch größere Fußstapfen in der Dieter-Renz-Halle hinterlassen – erst als Kämpfer und dann als Trainer.
Beim JC Bottrop stand Wolfgang Amoussou in der Bundesliga auf der Matte
„Ursprünglich komme ich aus Frankreich und bin dort auch französischer Meister bei den Männern geworden. Allerdings hat mich der französische Verband nicht berücksichtigt, es gab keinen Platz für mich. Deshalb bin ich nach Deutschland gewechselt, weil meine Mutter Deutsche ist und ich die doppelte Staatsbürgerschaft habe“, sagt Amoussou.
Zunächst stand er für den TSV Abensberg in Bayern auf der Judo-Matte, von 2005 bis 2008 dann für den JC Bottrop. In dieser Zeit wurde Amoussou zweimal Deutscher Meister. „Danach wurde ich Landestrainer in Nordrhein-Westfalen und danach Jugend-Nationaltrainer in Luxemburg. Das habe ich von 2011 bis 2015 gemacht, ehe es mich zurück ins Ruhrgebiet zog“, so Amoussou. Ein zweites Mal heuerte er beim JC an, gab seine nationale und internationale Erfahrung von 2015 bis zum September 2019 weiter, an die ganz kleinen von der U6 bis zum Frauen-Bundesligateam.
„Ich habe in Bottrop viel erlebt und habe auch dort trainiert. Es war wie mein Zuhause“, sagt Amoussou, den man damals neben der Sporthalle auch auf der Halde Haniel antreffen konnte. „Ich war da oft mit meinem Mountainbike, bin von der Skihalle zum Tetraeder und zur Halde gefahren“, sagt er.
Heute arbeitet er beim luxemburgischen Verband
Die Zeit in Bottrop nutzte er auch, um sich als Trainer weiterzuentwickeln. „Ich habe die Möglichkeit bekommen, in allen Altersklassen zu arbeiten. Den Kinderbereich kannte ich vorher noch gar nicht. Dabei werden dort die Weichen für die Entwicklung gestellt. Leistungssport ist schön und gut, aber wenn an der Basis nicht gearbeitet wird, hält das Gerüst nicht“, so Amoussou, der auch Dinge wie Leistungsbereitschaft und Mut trainierte.
Auf diese Erfahrung greift er noch heute bei seinem neuen Job als technischer Direktor des luxemburgischen Kampfsportverbandes für den Jugendbereich zurück. „Damals wusste ich noch nicht, wozu es alles gut sein würde. Aber jetzt weiß ich es umso mehr zu schätzen. Es war die beste Vorbereitung für den Job, den ich jetzt mache. Ich bin zum Beispiel für die Trainerausbildung zuständig. Und da hilft mir die Erfahrung und die Kompetenz, die ich mir in Bottrop geholt habe“, sagt der Judoka.
Auch der Kontakt nach Bottrop ist nie abgerissen. Mit Volker Tapper und Sven Helbing tauscht er sich regelmäßig aus. Der luxemburgische Verband überlegt, ein Judo-Schulprojekt einzuführen, mit Helbing ist der perfekte Ansprechpartner dafür in der Judostadt Bottrop zu finden.
Wolfgang Amoussou wollte das koreanische Ringen in Ghana, Togo und Benin etablieren
Auch interessant
Frankreich, Bayern, Bottrop, Luxemburg. Amoussou ist nicht festgelegt auf ein bestimmtes Gebiet. Für ihn sind Grenzen nur künstliche Linien. Er lebt für den Kampfsport und möchte diesen so bekannt wie möglich machen. Auch deswegen war er häufig auf dem afrikanischen Kontinent unterwegs.
In Ghana, Togo und Benin wollte er das koreanische Ringen fördern. „Dabei muss man den Partner auf den Boden werfen. Ich finde, es ist eine optimale Sportart für Afrika. Man braucht nur einen Gürtel und mehr nicht. Und es ist auch eine gute Basis für Judo. Meine Idee war es, die Sportart zu verbreiten und dabei Judoka zu finden“, blickt Amoussou zurück.
Ein eigenes Sportzentrum – mit der Jacke des JC Bottrop
Seine Vision kostete viel Zeit und Kraft, er organisierte mehrere Trainingscamps vor Ort und gründete 2010 ein Sportzentrum in der Stadt Cotonou. Die Trainingsstätte war fertig, „das Projekt ist allerdings leider nie so richtig gestartet, weil ich keine Unterstützung hatte. Und allein konnte ich es aus der Ferne nicht organisieren“, sagt Amoussou.
Ganz gestorben ist das Projekt aber nicht. Amoussou: „Ein Freund von mir macht nun eine ähnliche Sache in Bassila im Norden von Benin. Er bietet koreanisches Ringen, Judo und Taekwondo an. Und da bin ich quasi ein wenig der Pate und Berater nun.“ Denn das Sportzentrum in Bassila trägt den Namen „WOA“, was für Wolf Omnisport Académie steht. Und auch ein Foto hängt in der Trainingshalle – von Wolfgang Amoussou, auf dem er die Trainingsjacke des JC 66 Bottrop trägt.