Bottrop. Marcel Leidgebel und Thilo Grollmann sprechen über fast ein Jahrzehnt Fortuna Bottrop, besondere Erlebnisse und anstehende Bezirksliga-Derbys.

Marcel Leidgebel und Thilo Grollmann kennen wohl jeden Winkel auf der Anlage von Fortuna Bottrop. Die beiden Fußballer sind aus dem jährlichen Mannschaftsfoto gar nicht mehr wegzudenken. Seit vielen vielen Jahren kicken sie im rot-weißen Trikot, halten ihre Knochen hin, schmeißen sich in die Zweikämpfe und haben mit dem Verein schon so einiges erlebt.

Thilo Grollmann kam aus der Jugend von Blau-Weiß Fuhlenbrock zu Fortuna Bottrop

„Ich bin schon als junger Bursche gekommen“, erinnert sich Grollmann an seinen Wechsel von Blau-Weiß Fuhlenbrock zur A-Jugend von Fortuna. Der heute 27-jährige Defensivspieler hat vor knapp zehn Jahren den Weg an die Rheinbabenstraße gefunden - und sich direkt in den Klub und vor allem das Umfeld verliebt. „Am Anfang braucht man ja ein paar Wochen. In der Zeit habe ich mich noch nicht getraut, eine große Klappe zu haben. Aber ich wurde wunderbar aufgenommen“, so Grollmann.

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Nach seinem Wechsel von den Junioren zu den Senioren, stieg er mit dem Klub schnell in die Bezirksliga auf, landete seitdem stets unter den Top-10. An eine Luftveränderung hat er dabei nie auch nur einen Gedanken verloren.

Neben der sportlichen Qualität in der Mannschaft lag das vor allem am Gemeinschaftsgefühl: „Ich habe in den Jahren bei Fortuna viele richtig gute Freunde gewonnen. Wir sind auf den Hochzeiten der anderen, fahren gemeinsam in den Urlaub und unternehmen privat viel. Das würde ich schwer woanders finden“, sagt er.

Marcel Leidgebel erinnert sich gerne an laute Auswärtsfahrten

Dem stimmt auch sein Teamkollege Marcel Leidgebel uneingeschränkt zu. „Fortuna ist ein familiärer Haufen. Man sitzt nach dem Training auch mal bis 0 oder 1 Uhr, bis spät in die Puppen, zusammen. Ich fühle mich hier wohl“, so Leidgebel, der zu einer ähnlichen Zeit wie Grollmann seine ersten Fußstapfen für Fortuna im Rasenplatz hinterließ, vorher aber auch schon die Trikots von Vorwärts 08 Bottrop, SV 1911 und dem VfB Kirchhellen trug.

Der 31-Jährige hat bei der Fortuna sein sportliches Zuhause gefunden. Denn für ihn zählt nicht nur das, was sich auf dem Feld abspielt. „Es ist immer eine positiv verrückte Stimmung. Auch mit den Ultras zum Beispiel, die sind immer da, selbst wenn wir weite Auswärtsfahrten hatten. Wir hatten einen Bus gemietet und sie sangen schon während der Fahrt. Das war sensationell. Ich meine, es ist nur Amateurfußball, aber die Leute nehmen sich die Zeit. Das ist ja auch geil für die Spieler“, sagt der Mittelfeldkicker. Ein weiteres Beispiel sei Michael „Bocki“ Bock, so etwas wie die gute Seele im Klub. „Der ist sonntags immer unser Kassierer, er ist immer da, kennt jeden Spieler und geht mit ihnen locker um“, sagt Grollmann.

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Und dann seien da noch die Mannschaftsfahrten. „Die sind ganz wichtig“, betont Leidgebel und Grollmann ergänzt: „Das Schöne ist, dass da auch Alteingesessene mitkommen, die früher mal erste Mannschaft gespielt haben.“ Ob Mallorca oder woanders, die Fortunen fanden immer einen Ort, um mal wieder fünf gerade sein zu lassen. Leidgebel: „Wir haben immer für den Spaß gespielt, für die Kiste Bier nach dem Spiel und eben für die Mannschaftsfahrt.“

„Wir sind immer bereit, die anderen Mannschaften zu ärgern“

Thilo Grollmann erinnert sich gerne an die Pokalfinals mit Fortuna Bottrop zurück.
Thilo Grollmann erinnert sich gerne an die Pokalfinals mit Fortuna Bottrop zurück. © WAZ/Andreas Hofmann | Andreas Hofmann

Trotz dieser starken Teamchemie und Top-Spielern wie Nico Große-Beck, Emre Kilic oder Gino Pöschl hat es nie dafür gereicht, ganz oben mitzukicken, an der Landesliga zu schnuppern. „Wir hatten in den Jahren immer eine gute Mannschaft. Aber es gab auch Teams, die einen höheren Etat hatten. Unser größtes Problem war, dass am Wochenende nicht alle zur Verfügung standen, weil sie Urlaub hatten oder auch, weil wir einige Eltern dabei haben, bei denn Fußball dann nicht immer an erster Stelle steht“, analysiert Grollmann.

So blieben der Pokalsieg im vergangenen Jahr sowie das knapp verlorene Pokalfinale 2016 gegen Arminia Klosterhardt die sportlichen Highlights der Fortuna-Zeit von den beiden. Gerade die knappe Pleite gegen Klosterhardt ist Grollmann im Kopf geblieben. „da waren 500 Fans vor Ort, 300 von uns, die uns permanent angefeuert und gesungen haben. Einfach ein affengeiles Spiel“, so Grollmann, der mit Fortuna auch aktuell noch im Pokal-Halbfinale steht.

In der Bezirksliga haben die Rot-Weißen hingegen etwas weniger Ambitionen: „Wir gehen als Underdog rein“, glaubt Grollmann, betont aber: „Wir brauchen uns vor keinem zu verstecken. Durch die Konstellation, dass wir viele Bottroper und Oberhausener Teams dabei haben, werden es viele heiße Spiele und eine geile Saison.“

Und auch Leidgebel lebt Selbstbewusstsein vor: „Wir sind immer bereit, die anderen Mannschaften zu ärgern. Lassen wir uns überraschen, was dabei rumkommt. Wir haben auch viele junge Spieler. Das muss sich entwickeln. Aber wenn die alle Fuß fassen, ist die Qualität da, keine Frage.

Voller Vorfreude auf das Duell mit Rhenania Bottrop

Besonders spannend werden sowohl für die Fortunen als auch für den neutralen Zuschauer, die Duelle mit Aufsteiger Rhenania Bottrop, samt Ex-Coach Marco Hoffmann. Wird da auch der eine oder andere Giftpfeil vorher hin und hergeschossen? „Unser Lager hält sich da zurück“, prophezeit Grollmann, legt aber gleich nach: „Wir brauchen uns nichts vorzumachen. So eine Konstellation wie in dieser Saison, hatten wir, seitdem ich hier bin, noch nicht.“ Und Leidgebel verspricht: „Das wird ein heißer Tanz.“

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Den möchten die Fortunen auch nach der Partie im Vereinsheim hinlegen, mit einem Bier in der Hand und am liebsten mit dem Gefühl eines Sieges. Denn dann sind auch Leidgebel und Grollmann wieder in ihrem Element und erleben ein weiteres Jahr lang genau das, was für sie der Inbegriff von Fortuna Bottrop ist. Grollmann: „Ich spiele lieber mit guten Freunden, mit denen ich aufgewachsen bin und bei denen ich weiß, was ich habe. Das kann man nicht mit materiellen Gütern aufwiegen.“