Bottrop. Ibrahim Akkaya war unter anderem schon bei einem rumänischen Erstligisten. Der Fortuna möchte er etwas zurückgeben, im Futsal hat er Großes vor.
Wenn Ibrahim Akkaya durch seine Heimat in Oberhausen-Schmachtendorf läuft, kann es schon einmal passieren, dass der 26-Jährige auf der Straße angesprochen und nach einem Foto gefragt wird. Denn Akkaya trägt ein Fortuna-Trikot in gleich zweifacher Ausgabe. Das von Fortuna Bottrop in der Fußball-Bezirksliga und das von Fortuna Düsseldorf in der Futsal-Regionalliga.
Er bewegt sich in beiden Sportarten, trainiert teilweise fünf Mal die Woche. Und am Wochenende stehen zwei Partien an. Futsal am Samstag, Fußball am Sonntag. Das Programm ist straff, doch Akkaya liebt es, liebt beide Sportarten. Mit dem Ball am Fuß fühlt er sich wohl. Doch bald könnte er vor eine Entscheidung gestellt werden. Entweder Fußball oder Futsal.
Auslands-Abenteuer in der ersten rumänischen Liga
Seine Amateurfußballkarriere hat Akkaya schon zu vielen Vereinen geführt. In seiner Vita steht der TSV Safakspor, der VfB Bottrop, Arminia Klosterhardt, der FSV Duisburg, die Spielvereinigung Sterkrade-Nord, der SV Fortuna Bottrop - und der FC Brasov, ein ehemaliger Klub aus der ersten rumänischen Liga.
„Dort haben wir morgens und nachmittags Training gehabt, es gab einen Fitnesscoach und viel Krafttraining“, sagt Akkaya, wenn er heute auf die Zeit in Rumänien im Jahr 2014 zurückblickt. Der Kontakt kam über Akkayas alten rumänischen Trainer beim TSV Safakspor, Gicu Clipa, zustande. „Er hat mich damals empfohlen, ich durfte mittrainieren und Freundschaftsspiele absolvieren, quasi ein paar Monate reinschnuppern. Das war schon geil“, so Akkaya.
Lange sollte das Abenteuer Rumänien allerdings nicht andauern. „Ich bin dann zurückgekommen, weil der Verein finanzielle Sorgen hatte. In dem Jahr ist der Klub auch abgestiegen“, sagt Akkaya. Mittlerweile hat sich der FC Brasov aufgelöst und wurde als AS SR Brasov neu gegründet, spielt nun in der dritten Liga.
Futsal erfordert andere Fähigkeiten als Fußball
Während es für den rumänischen Klub runter ging, fasste Akkaya in der alten Heimat Fuß, heuerte beim VfB Bottrop unter Trainer Mevlüt Ata in der Landesliga an. Doch das reichte dem ehrgeizigen jungen Sportler nicht. An den Tagen, an denen er beim VfB nicht auf dem Trainingsplatz stand, schnupperte er bei den Futsalicious Essen rein. Ihm gefiel es so gut, dass er sich anmeldete. Mit den Essenern in der Niederrheinliga antrat, direkt im ersten Jahr den Aufstieg schaffte, ehe es wieder runterging.
Das Futsal und Fußball eben nicht die gleiche Sportart sind, lernte er schnell. „Der Untergrund ist ganz anders, der ist hart. Der Ball ist anders, kleiner und schwerer, er tickt nicht so auf. Du musst technisch sehr versiert sein, musst den Ball mit der Sohle annehmen. Beim Fußball hast du mehr Freiräume, kannst auch mal einen langen Ball spielen und die Kugel mit der Seite annehmen. Dieser Unterschied fällt manchmal schwer, da muss man schon umdenken“, beschreibt Akkaya.
Dass er von beiden Sportarten etwas in die jeweils andere übertragen konnte, hilft ihm allerdings auch heute noch. „Das schnelle Handeln hilft. Du musst dich im Futsal vom Gegner lösen. Die Technik, die kleinen Bewegungen auf engem Raum, die bringen dich weiter. Ein Beispiel dafür ist auch Max Meyer, der früher beim PSV Wesel-Lackhausen Futsal gespielt hat“, so Akkaya.
„Ich will Fortuna Bottrop etwas zurückgeben“
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Während er seine Fähigkeiten im Futsal also immer weiter ausbaute und sich in der Szene als Spieler in Essen nach und nach einen Namen machte, suchte er im Fußball weiterhin nach einer sportlichen Heimat. Nach der Zeit beim VfB Bottrop lief Akkaya unter Hans-Günter Bruns bei der DJK Arminia Klosterhardt auf, war Leistungsträger.
Genau deshalb lockte ihn auch noch einmal die Ferne und möglicherweise doch die Chance auf den Profifußball. „Ich hatte Gespräche mit Hatayspor aus der zweiten türkischen Liga. Aber ich konnte es mit dem Beruf bei Turkish Airlines nicht vereinen. Zudem hatte es Erol Ayar vom FSV Duisburg mitbekommen und hat mich dann doch überzeugt, zum FSV zu wechseln“, so Akkaya.
Landesliga in Deutschland statt türkischer zweiter Liga. So richtig heimisch wurde Akkaya aber weiterhin nicht: Beim FSV lief es „nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe. Da war ich auch unzufrieden, musste einfach gehen.“ Über den Umweg Sterkrade-Nord ist der Oberhausener nun beim SV Fortuna Bottrop angelangt. Nach einer starken Premierensaison mit 20 Einsätzen, setzte ihn in der vergangenen Spielzeit eine Schambeinentzündung außer Gefecht, zudem war er beruflich stark eingebunden. Doch hier bei der Fortuna scheint er endlich mehr gefunden zu haben, als nur den Sport. „Ich habe mir vorgenommen, dass ich mehr erreichen will als zuletzt. Ich habe die Mannschaft durch meine Verletzung im vergangenen Jahr im Stich gelassen und will ihnen nun etwas zurückgeben“, sagt Akkaya.
Futsal-Bundesliga strahlt einen ganz besonderen Reiz aus
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Allerdings könnte da ausgerechnet seine zweite Liebe einen Strich durch die Rechnung machen. Denn wenn 2021 die Futsal-Bundesliga eingeführt werden sollte, steht Akkaya vor der Wahl zwischen den beiden Fortunas. „Der Zeitpunkt, an dem du dich entscheiden musst, wird kommen. Denn der Futsal wird immer professioneller. In der Bundesliga würdest du wohl Freitag mit der Mannschaft losfahren, im Hotel übernachten, Samstags spielen und Sonntags zurückfahren“, blickt der Oberhausener voraus.
Ein Zukunftsszenario, das ihn reizt - wofür er allerdings zunächst wieder den Sprung in die erste Mannschaft der Düsseldorfer schaffen, und die wiederum in der Regionalliga oben anklopfen müsste. Doch „wenn ich fit bin und die Fähigkeiten habe, Futsal-Bundesliga zu spielen, würde ich mich auf jeden Fall dafür entscheiden. Es wäre noch einmal eine Lebenserfahrung, wie die Zeit in Rumänien. Das sind Bonbons. Und wer weiß, es gibt viele Futsal-Spieler, die ein bisschen älter sind. Auch in der Nationalmannschaft...“
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