Bochum. Agit Kabayel gehört zu den besten Boxern der Welt, wuchs aber vor allem mit Fußball auf. Er erklärt, welchen Nationalspieler er feiert - und wie er zum VfL Bochum steht.
- Agit Kabayel boxt gegen Zhlei Zhang um den Interims-WM-Titel
- Der Ruhrpottjunge hat aber starke Beziehungen zum Fußball
- Früher spielte er viel selber, Fan ist er vom VfL Bochum und Deniz Undav
Ein kleiner Bolzplatz, mitten in Wattenscheid. Zwei kleine Tore, rote Asche, nichts Besonderes, zum Glück kaum Müll. Agit Kabayel schaut sich um und lacht: „Hier sieht es gut aus. Früher haben wir hier auf Steinen gespielt, wenn du hingefallen bist, war dein ganzes Knie aufgeratscht. Die haben hier aufgeräumt, früher sah es nicht so aus“, sagt Kabayel, der hier aufgewachsen ist. „Und wenn der Ball ins Gebüsch gerollt ist, wollte keiner ihn holen.“
Auf dem Bolzplatz in der Schulstraße hat Kabayel (32) als Jugendlicher seine Nachmittage verbracht, zusammen unter anderem mit dem einige Jahre jüngeren Leroy Sané. Der Nationalspieler wuchs als einer von drei Söhnen von Bundesliga-Stürmer Souleymane Sané und Olympia-Athletin Regina Weber-Sané ein paar Straßen weiter auf, hat auch heute noch eine Wohnung hier.
Agit Kabayel: Für den Box-Star gab es lange nur Fußball
Kabayels Bühne ist aber nicht der Fußballplatz, sondern der Boxring. Hier hat er es aus Wattenscheid in die Weltspitze geschafft, hier darf er vom WM-Titel mehr als träumen. Wie es sich für ein Kind des Ruhrpotts gehört gab es für Kabayel lange aber nur einen Sport: Fußball. „Ich hab sehr viel gekickt. Als man klein war, hatte man den Traum, Fußballprofi zu werden“, sagt Kabayel.
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Das schaffte von den Jungs auf dem Bolzplatz aber letztlich nur einer: „Leroy war ein Ausnahmetalent. Ich war schon etwas jünger als die anderen, aber Leroy ist ja 96er Baujahr, ich 92er. Wir waren 14 oder 15 und der waren zehn, und der hat die Jungs alle ausgetanzt. Das war krass, wie schnell der schon in dem Alter war. Wenn er kam, wollten die anderen ihn auch nicht mitspielen lassen, weil er so extrem war“, erinnert sich Kabayel an die Nachmittage mit Sané, der danach über Schalke 04 und Manchester City zu den Bayern ging.
Bei Westfalia Herne kam Kabayel an seine Grenzen
Kabayels Fußball-Stationen sind weniger glamourös. Er spielte für Rot-Weiß Leithe, rettete mal seine Mannschaft mit einigen wichtigen Toren vor dem Abstieg. Die Belohnung war ein Wechsel zu Westfalia Herne: „Ich habe mich hochgespielt, aber da hab ich gesehen: Du bist limitiert, Talent ist auch nicht da gewesen. Bei Westfalia Herne habe ich gemerkt, du kannst nicht ganz oben mitkicken.“
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Stattdessen wurde er als Boxer entdeckt - Verbindungen zum Fußball hat er aber heute noch. Ein Fan ist er von Nationalspieler Deniz Undav. „Ich freue mich auch, wenn er getroffen hat. Die kurdische Community, wir halten zusammen“, sagt er.
Kabayel ist Fan des VfL Bochum
Und natürlich ist Kabayel auch VfL-Fan. Als er vor einigen Jahren einen Kampf im Bochumer Ruhrcongress bestritt, lief er mit Grönemeyers „Bochum“ als Hymne ein, wünschte sich einen Kampf im Ruhrstadion, posierte mit blau-weißem Schal. Er ist aber ehrlich: „Ich hoffe, dass sie den Klassenerhalt schaffen. Mein Herz ist dabei, aber in der Vorbereitung habe ich den Fokus voll auf mir, da kriege ich nicht mehr viel anderes mit“, sagt Kabayel, der sich immerhin den Friseur mit VfL-Trainer Dieter Hecking und einigen Profis teilt.
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Und noch eine Verbindung zum Fußball gibt es: Kabayel darf Cristiano Ronaldo zu seinen Fans zählen - der portugiesische Star spielt in Saudi-Arabien und sitzt bei den Kämpfen in Riad in der ersten Reihe am Ring.
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Auch am Samstag boxt Kabayel wieder in Riad - mit einem Sieg gegen Zhilei Zhang würde er sich in Position für seinen WM-Kampf bringen (ca. 18.30 Uhr/DAZN). Mit seinen Anfängen als Fußballer hat das nicht mehr viel zu tun. „Diese Karriere, dass ich besonders sportlich war, war nicht absehbar. Fußball war einfach: Leb in den Tag. Wir sind auf den Bolzplatz gegangen und haben aufs Tor geschossen, da war nichts mit Disziplin.“
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