Bochum. Der TV Gerthe bleibt seinen Ambitionen treu. Die Verpflichtung eines zweiten US-Amerikaners ist auch eine Probe mit Problemen. Die Hintergründe.

Die Chancen stehen mehr als gut, dass das Publikum im Gerther Dome am kommenden Samstag gegen den ETB SW Essen II den zweiten US-Amerikaner der Vereinsgeschichte bestaunen darf. Nach Karson Hayes hält nun Richard Mitchell die Stars and Stripes beim TV Gerthe in der 2. Regionalliga hoch. Nur als Waffe im Kampf um den Ligaverbleib ist der 28-jährige Point Guard aber nicht eingeplant. Stattdessen ist er ein Teil einer langfristigen Planung.

Basketball Oberliga TV Gerthe gegen TSV Hagen
Karson Deshon Hayes war Gerthes erster US-Amerikaner, der für den Oberliga-Meister der Vorsaison spielt. Jetzt hat Gerthe erneut einen US-Mann verpflichtet. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

„Wir wollen weiter Erfahrung in diesem Feld sammeln“, sagt Dennis Klüsekamp, Team-Manager und Kaderplaner des TV Gerthe. „Wir wollen uns an den Ablauf gewöhnen, was es heißt, einen ausländischen Spieler in den Kader zu integrieren.“ Zum einen gibt es dort die sportliche Seite, aber eben auch die bürokratische.

TV Gerthe als Arbeitgeber für Spieler: eine neue Erfahrung

Es ist nicht unbedingt ein Papierkrieg, den die Verantwortlichen führen mussten, dennoch gehört zur Verpflichtung eines US-Amerikaners einiges an Verwaltungsarbeit. Ein einfaches Visum reicht nicht, um eine Spielerlaubnis zu erhalten. Mitchell brauchte zunächst einen Aufenthaltstitel, um für die Gerther Basketballer auflaufen zu dürfen. Er ist nun vom Verein angestellt und wird bezahlt. Neben seinem eigenen Training und den Liga-Spielen wird er, genauso wie Hayes, auch in der Jugend-Arbeit eingebunden.

Dennis Klüsekamp
Dennis Klüsekamp hat mit dem TV Gerthe viel vor - beruflich verkauft er Kleidung für große Menschen. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Da es erst das zweite Mal ist, dass Gerthe sich mit dieser Situation auseinandersetzen muss, sind die Abläufe noch nicht reibungslos. „Daran müssen wir uns gewöhnen“, meint Klüsekamp. Etwa, was die Unterbringung in Bochum angeht. „Da schauen wir, ob wir in Zukunft eine Kooperation eingehen, um Spieler in WGs oder in einer Wohnung unterbringen zu können.“ Das gehört bei anderen, höherklassigen Basketball-Vereinen schon zum Profil, beim TV Gerthe befindet sich dieser Punkt gerade erst im Aufbau.

Deutscher Basketball als Schaufenster für Basketballer der USA

So braucht Klüsekamp gar nicht auszuformulieren, in welche Richtung es beim TV Gerthe in Zukunft gehen soll. Die Infrastruktur des Klubs nimmt immer professionellere Züge an, die als Grundlage für eventuelle Aufstiege dienen soll. Bereits jetzt verfügt der Klub über ein gutes Netzwerk, so kam auch der Kontakt zu Mitchell zustande.

Mit einem Freund war dieser nach Karlsruhe gezogen und hatte sich dort fit gehalten. Zuletzt stand der am Campbellsville College ausgebildete Spieler bei den Kokoma Bobkats in der brasilianischen 1. und 2. Liga unter Vertrag. Es ist der beinahe übliche Weg eines College-Spielers, der nicht an einem der Top-Colleges ausgebildet wurde. „Sie wollen sich in Europa oder in anderen Ländern ins Schaufenster stellen“, erklärt Klüsekamp. Und das will Mitchell nun auch in Gerthe tun – oder eventuell noch etwas bleiben.

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