Bochum. Der TV Gerthe will im Bochumer Basketball eine Lücke schließen: Road to 2025. Dafür setzt er auf einen professionelleren Umgang mit der Jugend.
Schon bevor der erste Pass gespielt war und der Saisonauftakt noch lange auf sich warten ließ, hatte der TV Gerthe Vereins-Geschichte geschrieben. Denn im 60. Jahr seines Bestehens steht zum ersten Mal ein US-Amerikaner im Aufgebot der Basketballer. In der nächsten Jubiläumsschrift dürfte Karson Hayes damit wohl ein eigenes Kapitel bekommen.
Der 24-jährige Point Guard wurde am Blackburn College in Illinois ausgebildet und verdiente sich mehrere Auszeichnungen, ist unter den zehn besten Scorern aller Zeiten in seinem College. „Ich freue mich hier zu sein und viele neue Erfahrungen zu machen“, wird Hayes auf der Club-Homepage zitiert. „Der Verein schenkt mir großes Vertrauen und das will ich mit Leistung zurückgeben.“ Der Kontakt zu ihm, berichtet Kaderplaner Dennis Klüsekamp, sei „per Zufall zustande gekommen und nicht durch einen Berater“.
Den Erfolg, den sich Hayes wohl gewünscht haben dürfte, ist in der Oberliga nun auch eingetreten. Nach drei Spieltagen steht der TV Gerthe ungeschlagen auf dem ersten Platz, hat zu Hause im Topspiel gegen den TVE Dortmund Barop (21. Oktober, 18.30 Uhr) noch die Möglichkeit, die Tabellenführung zu verteidigen.
TV Gerthe: Road to 2025 oder auch 2027 oder 2029
Aber nicht nur konkret in der ersten Mannschaft hat sich beim TV Gerthe etwas getan. Denn Klüsekamp und der Vorstand blickt schon weiter voraus, über die Platte hinweg. „Wir haben viel vor“, sagt er. Einen schlagkräftigen Kader für die aktuelle Saison haben sie schon zusammengestellt. Damit soll aber noch längst nicht Schluss sein.
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Unter dem Titel „Road to 2025“ treibt der TV Gerthe seit dem vergangenen Oktober die Professionalisierung der bestehenden Vereins- und Sportstrukturen voran. Und das ist vor allem ein Bochumer, ein Gerther Weg.
Den Ursprung dieses Projekts findet sich ebenfalls in Bochum. „Mir ist schon vor zwei, drei Jahren aufgefallen, dass es unterhalb der ProA-Basketballer der VfL Sparkassen Stars Bochum erstmal lange nichts kommt“, sagt Klüsekamp. Bei den Herren finden sich die nächsten Vereine aus Bochum erst wieder in der Oberliga.
Fernziel des TV Gerthe: Team für die NBBL
Dort ist die Stadt mit dem TV Gerthe, dem BC Langendreer und den VfL Astro Stars 2 zwar gut vertreten, aber daraus ergibt sich ein Problem. „In Bochum gibt es für junge Spieler kaum Alternativen, um in höheren Ligen Erfahrung sammeln zu können“, erklärt Klüsekamp. „Um etwa in der Regionalliga zu spielen, gehen die Spieler dann oft schon in der U14 oder U16 aus Bochum weg. Aber nur weil eine erste Mannschaft höher spielt, heißt es ja noch nicht, dass es dort eine bessere Förderung für die Jugend gibt.“
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Diesem Trend möchte der TV Gerthe mit seiner Professionalisierungsstrategie entgegenwirken. Das kann erstmal vieles bedeuten. Doch Klüsekamp hat mehrere konkrete Ansatzpunkte. „Wir wollen die Jugendlichen von unserer Jugend in den Seniorenbereich begleiten“, sagt er. Bald soll es in Gerthe einen hauptamtlichen Jugendkoordinator geben. Gewisse Aufgaben hinter den Kulissen sollen zudem nicht mehr rein durch Ehrenamtler bewältigt, sondern durch Teilzeitkräfte übernommen werden.
Ein Fernziel in der Jugendarbeit ist auch ein Bochumer Team für die Nachwuchs-Basketball-Bundesliga, der NBBL, zu stellen. In der Stadt gebe es genug talentierte Jungs, um das zu schaffen, meint Klüsekamp. „Dafür werden wir mit den Astro Stars an einem Strang ziehen.“ Der VfL-Nachwuchs ist bislang ein Partnerverein der Metropol Baskets Ruhr in der NBBL. Die Realisierung dieser Idee wird wohl erst „in drei, vier Jahren“ möglich sein.
TV Gerthe hat auch Spieler mit lokalem Bezug geholt
So ist der Name „Road to 2025“ ein wenig trügerisch. Der TV Gerthe hat sich gewisse Ziele bis zu diesem Jahr gesteckt. Aber es könnte ebenso die „Road to 2027“ oder Road to 2029“ sein. Denn die Jugendspieler, die gerade in der U16 oder U14 spielen, sollen gerne bis an ihr sportlichen Karriereende in Gerthe Basketball spielen. Ein Ende ist trotz der Zahl im Namen nicht festgesetzt.
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Die Flut, die das Projekt mit sich bringt, soll alle Boote heben. Von den Jugendmannschaften des 66. größten Basketball-Vereins in Deutschland bis in die Senioren-Mannschaften. Klüsekamp: „Ein gutes Boot haben wir schon aufs Wasser gebracht.“
Nach dem Umbruch, der auf die vergangene Saison folgte, hat er bei den Verpflichtungen verstärkt darauf geachtet, dass die Spieler einen lokalen Bezug mitbringen. Von den acht Zugängen können vier das in jedem Fall. Mit Leander Fester, Ben Röther und Jari Beckmann gibt es sogar drei „richtige Bochumer Jungs“. Im besten Fall ist es auch dieser Kader, der den Aufstieg in die 2. Regionalliga erreichen kann. Einen erneuten Umbruch nach der Saison wäre nicht im Interesse der Vereinsführung.