Bochum. Anthony Losilla hat seinen Stammplatz beim VfL Bochum verloren. In seiner Rolle als Kapitän aber geht er voll auf. Trainer Hecking ist begeistert.
Mit seinem für ihn so typischen breiten Grinsen stand Anthony Losilla zu Wochenbeginn auf dem Trainingsplatz und freute sich diebisch darüber, dass er den Ball gefühlvoll in einen der Ringe auf dem Rasen schob. Die kleine Fußball-Olympiade im Training, die Trainer Dieter Hecking nach dem Derbysieg gegen Borussia Dortmund (2:0) austragen ließ, hat er bravourös bewältigt und gezeigt, was er fußballerisch alles draufhat. Lattenschießen, Ball hochhalten, Ziele treffen - die Auflockerung tat ihm und seinen Mitspielern gut. Genauso wie der Erfolg gegen den BVB.
„Die Erleichterung ist sehr groß. Wir haben lange darauf gewartet, diesen letzten Platz endlich zu verlassen“, sagt Losilla. „Am wichtigsten ist die Art und Weise, wie wir das geschafft haben. Die Haltung gegen den BVB hat gestimmt, auch die Einstellung.“ Er hoffe nun, dass diese Vorstellung Selbstvertrauen gibt. Am Samstag tritt der VfL Bochum beim VfL Wolfsburg an. Eine der schwereren Aufgaben, die momentan in der Liga zu bewältigen sind. „Es wird eine ganz andere Aufgabe sein, Wolfsburg ist stark. Aber mit so einer Leistung wie am Samstag können wir viel erreichen“, so der Kapitän der Bochumer.
VfL Bochum: Losilla muss sich hinten anstellen
Er selbst wird dabei wohl nur eine untergeordnete Rolle spielen - zumindest auf dem Platz. Seinen Stammspieler-Nimbus im blau-weißen Trikot hat er inzwischen verloren, nachdem Tom Krauß im Winter verpflichtet wurde. Dieser harmoniert zusammen mit Ibrahima Sissoko und Matus Bero hervorragend. Eine Änderung dieses Mittelfelds, das dem BVB letzten Samstag einen traumatischen Nachmittag bereitete, ist gegen Wolfsburg nicht zu erwarten. „Er will natürlich spielen“, weiß Trainer Hecking und macht Losilla Hoffnung: „Er wird auch in den nächsten Wochen seine Einsatzminuten haben.“ Schließlich könne immer etwas passieren - Sperren oder Verletzungen etwa.
Dass der Moment irgendwann kommen würde, in dem sich Losilla hinten anstellen muss, das war dem Franzosen immer klar. „Ich wusste, dass ich mit 38 Jahren nicht mehr unumstrittener Stammspieler sein werde“, sagt er. In gut drei Wochen wird er sogar 39 Jahre alt. Für seinen Job als Kapitän aber brennt er weiterhin. „Ich wirke derzeit in einer anderen Rolle“, sagt er. „Ich spreche mit den Jungs, rede auch viel mit dem Trainer. Ich versuche, meinem Job als Kapitän auch neben dem Platz gerecht zu werden.“
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Seine Mitspieler schwärmen von seiner Art. Und auch Hecking ist begeistert von seinem verlängerten Arm in der Kabine. „Ich arbeite seit vier Monaten mit Toto zusammen und ich muss ihn einfach loben, wie er mit der Situation umgeht“, so der 60-Jährige. „In seiner Rolle als Kapitän ist er ohnehin unumstritten in der Kabine. Er hat eine Aura, eine Ausstrahlung. Er überträgt seinen Optimismus auf alle, merkt sofort, wenn mal ein Spieler durchhängt. Er steht an der Seite von allen, spricht mit ihnen. Das ist das Klima, das wir brauchen.“
VfL Bochum: Losilla als Integrationsmitarbeiter für Sissoko und Masouras
Als eine Art Integrationsminister wirkt Losilla schon länger. Im Sommer nahm er Sissoko unter seine Fittiche, war Dolmetscher und Ratgeber in Personalunion. Er hatte einen großen Anteil daran, dass sich der Sommer-Zugang verhältnismäßig schnell an die neue Liga, den neuen Klub gewöhnt hatte. Nun gibt er den Übersetzer für Georgios Masouras, sitzt in der Kabine neben ihm, hilft ihm. „Es ist wichtig, dass jemand den Spielern, die die Sprache nicht sprechen, die Dinge erklären kann“, sagt Losilla. Er mache es gern.
Für Hecking ist so eine Person in der Kabine Gold wert. „Toto denkt wie ein Trainer. Er macht sich viele Gedanken“, sagt er. Er traue seinem aktuellen Kapitän zu, irgendwann auch einmal selbst an der Seitenlinie zu stehen. Wie es konkret weitergeht, lässt Losilla derzeit noch offen. Klare Vorstellungen habe er, könne sich eine Weiterführung der Karriere grundsätzlich auch noch einmal vorstellen. „Wir sind noch in Gesprächen“, sagt Losilla.
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Bis mindestens zum Saisonende ist der Franzose in jedem Fall da - das gilt auch für Cristian Gamboa. Zwei Spieler, die in diesen Wochen besonders wichtig sind für Hecking. „Es braucht Typen wie die beiden. Sie leben die Werte, die für eine Mannschaftssportart wichtig sind. Gambo und Toto sind vom Typus noch Spieler, die andere Dinge erlebt haben“, sagt er. Dies helfe, zu führen, zu begeistern.
Losilla initiert besondere VfL-Aktion für Fans
Wie weit ein Losilla denkt, sieht man an der Aktion „Don´t stop believin“, die die Mannschaft auf seine Initiative hin ins Leben rief. Das Team spendiert den mitreisenden Fans nach Wolfsburg Schals, Snacks und Getränke. „Wir wollen uns mit der Aktion bei den Fans dafür bedanken, was sie seit Jahren für uns machen. Die Unterstützung ist immer da. Wir wollten als Mannschaft etwas zurückgeben“, sagt Losilla. Am wichtigsten sind aber immer noch Siege - und am Ende der Klassenerhalt. Es wäre vielleicht das perfekte Karriereende für eine der prägendsten VfL-Figuren der Geschichte.
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