Bochum. Hamza El Hamdi will als neuer Trainer von Wiemelhausen ein kleines Wunder schaffen. Im Interview erklärt er seine Idee und ob weitere Transfers dafür nötig sind.

Am 1. Januar übernahm Hamza El Hamdi den Cheftrainerposten beim Oberligisten Concordia Wiemelhausen von Jürgen Heipertz, der übergangsweise für Carsten Droll eingesprungen war und nun wieder in seiner Trainer-Ruhestand zurückkehrte. Das Saisonziel an der Glücksburger Straße ist einzig und allein der Klassenerhalt. Der Aufsteiger ist Tabellenvorletzter mit erst 14 Punkten. Wie soll die Mission gelingen? Hamza El Hamdi spricht über seine Pläne, Eindrücke, seinen Vertrag und warum er sich den Sprung zutraut, mit erst 30 Jahren eine Männermannschaft zu trainieren.

Wiemelhausen ist ihre erste Station als Cheftrainer im Seniorenbereich. Zuvor waren Sie als Cheftrainer ausschließlich im Nachwuchsbereich unterwegs und haben im Seniorenbereich als Co-Trainer gearbeitet, überwiegend im Dortmunder Raum. Dort werden Sie in Berichten häufig als Trainertalent beschrieben.

Hamza El Hamdi: (lacht) Wie es dazu kam, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Ich habe halt relativ früh angefangen als Trainer, da war ich 22 Jahre alt. Mein letztes Seniorenjahr als Spieler war in Hombruch in der Landesliga. Mit 21 Jahren konnte ich verletzungsbedingt allerdings nicht mehr selbst spielen. In Hombruch hat sich dann auch die Möglichkeit ergeben, als Cheftrainer zu arbeiten. Dort habe ich dann zum Beispiel drei Jahre die C-Junioren in der Regionalliga trainiert.

Oberliga: Sportlicher Leiter und Trainer kennen sich schon lange

Dann sind Sie aber schnell in den höherklassigen Seniorenbereich gewechselt.

Im Winter 2021/22 ergab sich beim Holzwickeder SC die Möglichkeit, unter unserem jetzigen Sportlichen Leiter Benjamin Hartlieb in der Oberliga als Co-Trainer zu arbeiten. Wenn Benjamin nicht da war, habe ich die Mannschaft auch in dem einen oder anderen Spiel als Cheftrainer gecoacht.

Wie lange ist Ihre Vertragslaufzeit in Wiemelhausen, bis zum Saisonende?

Der Vertrag geht über das Saisonende hinaus. Denn wir wollen hier ein längerfristiges Projekt beginnen. Unabhängig davon, ob wir auch nächstes Jahr noch in der Oberliga spielen oder in der Westfalenliga.Fußball-Oberliga: Auf diese Prinzipien setzt der Trainer von Wiemelhausen

Fußball-Oberliga: Auf diese Prinzipien setzt der Trainer von Wiemelhausen

Bei ihrer Vorstellung hat Wiemelhausen Sie dann als Trainer präsentiert, der für ein „dynamisches und modernes Spielkonzept steht.“ Was steckt dahinter?

Ich habe eine klare Spielidee, die auf bestimmten Prinzipien basiert. Dazu gehört eine hohe Intensität, egal ob das jetzt im Umschalten, im Anlaufen oder in Eins-gegen-Eins-Situationen ist. Dies ist komplett unabhängig vom eigentlichen Spielsystem, unabhängig davon, ob man hoch verteidigt, tief verteidigt. Ich bevorzuge eine Mischung aus kontrolliertem, aber gleichzeitig auch schnellem Spiel. Ich setzte dazu auf eine große mannschaftliche Geschlossenheit.

Gewinnen Sie ein Spiel lieber mit 1:0 oder mit 5:4?

Persönlich war ich aus der Jugend heraus immer lieber ein 5:4-Sieger. Am Ende ist mir das aber auch egal. Hauptsache ich gewinne mit meiner Mannschaft. Wichtig ist, dass man auf dem Platz die Prinzipien der Mannschaft erkennt, dass wir als Mannschaft bei uns bleiben. Man muss erkennen, das ist Concordia Wiemelhausen, die dort auf dem Platz spielen. Das kann sowohl bei einem 1:0 als auch bei einem 5:4 der Fall sein. Aber ich mag es spektakulär.

Was sind ihre ersten Eindrücke vom Verein?

Wiemelhausen ist ein sehr, sehr familiär geführter Verein, mit vielen Leuten, die schon lange im Club sind. Man weiß, was man hier hat, was der Verein möchte. Eine eingeschweißte Familie. Das gibt schon eine gewisse Sicherheit. Der Verein ist in allerlei Hinsicht sehr gesund, was die Strukturen und auch die Entscheidungen angeht. Man findet immer Leute, die einen unterstützen. Das ist leider im Amateurfußball nicht mehr so oft der Fall.

Trainingsauftackt Concordia Wiemelhausen
Hamza El Hamdi beim Trainingsauftakt mit Wiemelhausen Anfang Januar. Am 2. Februar geht es in der Oberliga mit einem Heimspiel gegen Gievenbeck weiter. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Und wie sehen Sie die Mannschaft?

Die Mannschaft ist sehr wissbegierig. Die Spieler versuchen schnell das umzusetzen, was man ihnen als Trainer auf dem Platz mitgibt. Sie wollen verstehen, warum man bestimmte Sachen im Training und im Spiel macht. Und das mag ich. Eine Mannschaft, die durchzieht, an ihr Limit geht und an sich glaubt.

Sie sind mit ihren 30 Jahren ein junger Trainer, einige Spieler sind älter. Befürchten Sie daher Akzeptanzprobleme?

Nein, überhaupt nicht. Die gleiche Situation gab es ja auch in Holzwickede und gibt es auch in meinem Job als Produktmanager für Software und Solution für Zentraleuropa, wo ich relativ häufig auch mit älteren Kollegen zusammenarbeite. Es geht immer um die Art und Weise, wie man etwas rüberbringt, wie man kommuniziert. Teilweise ist es ein Vorteil, wenn man die Sprache der Jungs spricht, auf Augenhöhe ist.

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Wiemelhausen sieht sich als Vorortverein, als das kleine gallische Dorf in der Oberliga. Wo sehen Sie Stellschrauben, an denen Sie drehen müssen, um in Wiemelhausen das kleine Wunder vom Klassenerhalt zu schaffen?

Das ist ja auch so und hat gar nichts damit zu tun, dass man sich kleiner macht oder versteckt. Man weiß, woher man kommt. Der Verein weiß aber auch, dass ich extrem ambitioniert bin. Die Mannschaft weiß, woran sie arbeiten muss. Die Mannschaft hat in den letzten vier Spielen gesehen, was nötig ist, um zu punkten. Wir brauchen eine gewisse Intensität, eine mannschaftliche Geschlossenheit und eine gewisse Struktur im Spiel. Die Spieler müssen wissen, was sie tun, wo sie zu pressen haben, wie wir das ganze verteidigen, wo wir den Ball hin spielen wollen. Es geht aber auch viel um talentfreie Sachen, wie Lautstärke, Kommunikation und Unterstützung. Da können wir noch relativ viel machen.

Vorne hui, hinten pfui war in Wiemelhausen in der Hinrunde häufig das Motto. Legen Sie deshalb zunächst einmal größeren Wert auf die Defensivarbeit?

Jein. Klar muss man schauen, was nicht gut lief. Es geht nicht darum zu sagen, wir haben ein Defensivproblem. Man muss gucken, wo und wie haben wir die Gegentore bekommen. Wir haben analysiert, wo wir die Gegentore bekommen haben und werden daran intensiv arbeiten. Es ist extrem wichtig, eine gute defensive Struktur zu haben. Aber umgekehrt müssen wir auch wissen, was wir tun wollen, wenn wir den Ball haben. Wir müssen schauen, dass wir unsere Stärken auch weiterhin auf den Platz bringen.

Mit Moritz Müller und Eduardo Hiller haben Sie während der Winterpause zwei neue Spieler verpflichtet. War es das erst einmal mit den Transferaktivitäten oder wird sich bezüglich der Neuzugänge bis zum Saisonstart am 2. Februar gegen Gievenbeck noch etwas tun?

Sag niemals nie. Aber wir arbeiten mit den Spielern, die wir haben und sind damit auch zufrieden. Wir schauen nicht auf den Markt und sagen, wir brauchen jetzt noch hier und da Verstärkungen, die wir holen müssen. Ich kriege keine Bauchschmerzen, wenn wir mit der jetzigen Mannschaft in die Rückrunde gehen. Ich habe ein sehr positives Gefühl bei dem, was die Mannschaft mir bisher gezeigt hat.

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