Bochum. Oberliga, Baller League, Modeljobs - wie behält Jeffrey Malcherek den Überblick? Vor dem Duell mit seinem Ex-Klub spricht er darüber und sein Verhältnis zu Wattenscheid 09.

  • Jeffrey Malcherek spielte von 2022 bis 2024 für Wattenscheid 09, feierte den Aufstieg in die Regionalliga und war zeitweise Kapitän
  • Seit Saisonbeginn spielt er für den TuS Bövinghausen und ist damit am Freitagabend Gegner der SGW
  • Über das Wiedersehen, vor allem aber sein Leben außerhalb des Fußballs spricht der Verteidiger mit der WAZ

„So einen Tag vergisst du dein ganzes Leben nicht“, sagt Jeffrey Malcherek, angesprochen auf seine Zeit bei der SG Wattenscheid - er meint die Aufstiegsfeier in die Regionalliga vor 6000 Fans im Lohrheidestadion. „Die Verbindung zu Wattenscheid ist natürlich immer da, auf die Zeit blicke ich mit einem Riesen-Lächeln zurück“, sagt der Abwehrspieler, der inzwischen für den TuS Bövinghausen aufläuft und am Freitagabend (19.30 Uhr) in der Oberliga auf die SGW trifft. 

Auch in Wattenscheid gibt es viele, die sich auf das Wiedersehen mit dem Aufstiegshelden und Ex-Kapitän freuen, der bewegte Monate hinter sich hat. „Ich habe auch beim Fußball ein paar Abstriche gemacht“, sagt Malcherek, bei dem immer etwas los ist. Er ist Oberliga-Fußballer, spielt in der Baller League, modelt außerdem. Vor allem aber arbeitet Malcherek seit März bei der Sparkasse Dortmund im Firmenkundenbereich.

„Auf dem Job liegt auf jeden Fall mein Hauptfokus“, so der Verteidiger, der Anfang des Jahres sein Master-Studium im Bereich Management und Consulting abgeschlossen hat. „Deshalb habe ich auch nicht jeden Spieltag bei der Baller League gespielt. Das ist einerseits eine total coole Erfahrung - aber zum ersten Spiel in Köln zu sein, das klappt auch nicht immer.“ 

Jeffrey Malcherek macht aufgrund des Jobs auch beim Fußball Abstriche

In den vergangenen Jahren sei es bei ihm eher „gemischte Tüte“ gewesen - er studierte, unterrichtete als Nebenjob mit einer halben Stelle an einer Schule. „Da bin ich reingerutscht - es war aber ein toller Nebenjob und auch während der Pandemie sicher“, sagt Malcherek. Jetzt sei eben die Arbeit wichtiger als vieles andere. „Ich hatte in den vergangenen Jahren immer eine gute Trainingsbeteiligung, wenn meine Fitness es zugelassen hat. Ich bin keiner, der ein Training wegen irgendwelcher anderer Geschichten absagt. Aber wenn man abends noch eine Versammlung bei der Arbeit hat, ist es eben so.“

Wattenscheids Jeff Malcherek 2022 in Rot mit Maske im Testspiel gegen seinen heutigen Verein TuS Bövinghausen - dort spielte damals noch Kevin Großkreutz.
Wattenscheids Jeff Malcherek 2022 in Rot mit Maske im Testspiel gegen seinen heutigen Verein TuS Bövinghausen - dort spielte damals noch Kevin Großkreutz. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann
Besondere Kulisse: Malcherek 2022 im ersten Regionalliga-Heimspiel der SG Wattenscheid 09 gegen den Wuppertaler SV.
Besondere Kulisse: Malcherek 2022 im ersten Regionalliga-Heimspiel der SG Wattenscheid 09 gegen den Wuppertaler SV. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Man müsse eben alles in den Alltag integrieren können - „Ich mache viel, manchmal ist es natürlich auch stressig, aber es ist auch immer lohnenswert bei besonderen Events und Erfahrungen. Bei der Baller League habe ich gegen Christoph Kramer, Felipe Santana und Fabian Klos gespielt - wann erlebt man sowas sonst?“

Eine professionelle Modelkarriere kam für Malcherek nicht richtig infrage

Malcherek hat dazu noch einen außergewöhnlichen Nebenjob - er arbeitet als Sportmodel. „Das ist aber wirklich die letzte Priorität“, erklärt er. „Ich mache Aufträge nebenbei, wenn es zeitlich unterzubringen ist. Alles, was mit Sport zu tun hat, ist nicht so verkrampft, und fühlt sich auch nicht wie ein Job an.“ Das gleiche gelte für Jobs, bei denen er mit seiner Verlobten Anna-Maria zusammenarbeiten kann, die auch als Model arbeitet.

Eine echte Model-Karriere einzuschlagen als Hauptberuf war für Malcherek aber nie Thema: „Ich habe mir das einmal angeguckt bei einer professionellen Agentur - es ist wie im Fußball. Man muss riesig investieren. Von der ersten Trainingseinheit braucht es auch lange, bis man das erste Mal richtig auf dem Platz steht. Man müsste fürs Modeln viel Zeit und Kraft aufbringen, bis man in der Position ist, sich für Aufträge zu bewerben und regelmäßige Einnahmen zu bekommen. Man braucht ein Modelbuch, viele Shootings. Mit allem Drumherum wäre das zu viel - und halbe Sachen mache ich nicht.“ 

Wattenscheid 09 verpflichtete Malcherek nach schwerer Verletzung

Das gelte auch fürs Fußballspielen - mit Wattenscheid 09 spielte Malcherek ein Jahr in der Regionalliga, Aufwand und Niveau seien in der Oberliga aber vernünftiger. Zur SGW kam Malcherek Anfang des Jahres 2022. Nach einer schweren Knieverletzung war er vereinslos, die damaligen Verantwortlichen Christian Pozo und Christian Britscho nahmen den Abwehrspieler unter Vertrag - er war schnell Stammspieler und feierte mit dem Verein ein halbes Jahr später den umjubelten Aufstieg in die Regionalliga.

„Das war meine schönste Station“, sagt Malcherek. „Ich habe sehr gerne für den Klub gespielt. Das ist wirklich einzigartig und von außen unterschätzt man auch, was für eine Strahlkraft der Verein hat und was das bedeutet, vor solchen Fans zu spielen. Wenn ich an die Treffen mit den Fans denke, das hast du in keinem anderen Oberliga-Verein. Da gehst du zum Training und danach nach Hause.“

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Malcherek hatte gute, aber auch komplizierte Zeiten bei Wattenscheid 09

Malcherek machte 46 Spiele für Wattenscheid, auf den Aufstieg folgten aber zwei komplizierte Jahre. Wattenscheid wurde aus der Regionalliga fast in die Verbandsliga durchgereicht. Trainer Christian Britscho machte Malcherek zum Kapitän, wurde kurz darauf aber entlassen. Unter Engin Yavuzaslan kam Malcherek kaum mehr zum Zug, er wollte aber wieder eine größere Rolle spielen. Nach einem offenen Gespräch mit dem jetzigen SGW-Trainer Christopher Pache entschieden sich beide Seiten zur Trennung.

„Aber das war okay“, sagt Malcherek, „und wir behalten uns natürlich im Auge.“ Das Derby beim VfL Bochum schaute Malcherek im Stadion. Die Verbindung zur Mannschaft habe er sowieso immer noch. „Mit Emre Yesilova hatte ich auch Kontakt, als ich noch in Wattenscheid und er zwischenzeitlich in Sprockhövel war, auch mit Mike Lewicki.“ Berkan Firat oder Edi Renke sah Malcherek bei der Baller League.

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Schlusslicht Bövinghausen will Anschluss schaffen

Freitagabend sind sie Gegner in der Oberliga - beim Schlusslicht Bövinghausen ist die SGW klarer Favorit. Nach einem katastrophalen Saisonstart konnte Bövinghausen zuletzt aber einen Achtungserfolg mit dem 2:1-Auswärtssieg bei Finnentrop/Bamenohl feiern. Bövinghausen hat in dieser Saison mit hohen Niederlagen, vielen Wechseln und einem Insolvenzantrag für Schlagzeilen gesorgt, auch eine vorzeitige Abmeldung des Klubs ist nicht vom Tisch.

Für die Mannschaft spiele das aber keine Rolle mehr, sagt Malcherek: „Die Ergebnisse und die Tabelle lügen nie. Wir brauchten nach den ganzen Wechseln eigentlich nochmal eine Vorbereitung nach der Vorbereitung - aber jetzt haben wir einen harten Kern von zehn, zwölf Spielern, die seit Wochen aufeinanderhocken und das spiegelt sich langsam auch auf dem Platz wieder.“ 

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