Wattenscheid. Der streitbare und beliebte Stürmer ist nach seinem Rauswurf bei 09 wieder in der Regionalliga erfolgreich - auch seinem Ex-Klub geht es besser.

Dennis Lerche ist ein Typ, der kaum zu übersehen ist - und so musste der ehemalige Torjäger der SG Wattenscheid 09 natürlich einige Hände schütteln und Schultern klopfen, als er am Sonntag zu Gast beim Wattenscheider Heimspiel gegen den FC Brünninghausen (4:0) war. Ein Pflichtsieg, wie der 28-Jährige nach Abpfiff feststellte.

Knapp zwei Jahre spielte Lerche für die SGW, er kam im Januar 2022 und hatte großen Anteil am Aufstieg in die Regionalliga, wo er bester SGW-Torschütze war. Im Oktober 2023 wurde er suspendiert. Der Grund waren interne Auseinandersetzungen und dem Vernehmen nach auch Diszplinlosigkeiten, Details nennt der Verein nicht. Seine Vertragsauflösung im Winter wurde vom Verein nicht einmal offiziell kommuniziert.

Obwohl die Zeit in Wattenscheid unschön zu Ende ging, gab es sowohl auf der Tribüne als auch auf dem Platz viele, die sich offensichtlich freuten, den ehemaligen Publikumsliebling und Mitspieler wiederzusehen. Ex-Mitspielern wie Marvin Schurig und Jeffrey Malcherek sagte er an der Bank vor dem Spiel Hallo. Kontakte nach Wattenscheid habe er nicht mehr viele, sagt Lerche. Inzwischen blüht er bei einem anderen Klub sportlich auf.

Ex-Wattenscheid-Stürmer Lerche will über Regionalliga-Nord in den Profifußball

Seit dem Winter stürmt Lerche in der Regionalliga Nord und ist dort offensichtlich gut angekommen. Beim 2:1 über Blau-Weiß Lohne unter der Woche traf er doppelt per Strafstoß, zum 3:1 über Weiche Flensburg am vergangenen Wochenende steuerte er auch ein Tor bei. Jeddeloh II steht auf Rang 13 der Regionalliga Nord - „zwei, drei Plätze klettern“ und viele Tore schießen, das ist das Ziel von Dennis Lerche, der nie einen Hehl daraus gemacht hat, dass er eigentlich noch Profifußballer werden möchte.

Jeddeloh II, ein Ortsteil der Gemeinde Edewecht westlich von Oldenburg, soll dazu ein Sprungbrett sein, so wie es zuvor Wattenscheid war. Im Winter trainierte er bei Alemannia Aachen, bekam aber keinen Vertrag. Lerche hat nun einen Vertrag in Jeddeloh II bis Saisonende unterschrieben, will sich dort in den Fokus für größere Klubs spielen. Mit vier Toren in vier Spielen gelingt ihm das bis jetzt. Ein Thema für Vereine ist sicherlich seine Rolle; Lerche war oft als Joker am stärksten, will aber natürlich möglichst von Anfang an spielen.

Dennis Lerches impulsive Art sorgte nicht nur auf dem Platz für Konflikte. Auch abseits des Platzes soll es immer wieder Streitigkeiten gegeben haben, weswegen Wattenscheid Lerche im Oktober 2023 suspendierte.
Dennis Lerches impulsive Art sorgte nicht nur auf dem Platz für Konflikte. Auch abseits des Platzes soll es immer wieder Streitigkeiten gegeben haben, weswegen Wattenscheid Lerche im Oktober 2023 suspendierte. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

Dass Lerche auch in der Regionalliga Nord in Serie trifft, überrascht am wenigsten sicher die Fans und Verantwortlichen der SG Wattenscheid 09. Seine besonderen Fähigkeiten stellte er immer wieder unter Beweis. Lerche, der aus der Landesliga nach Wattenscheid kam, machte in 45 Spielen 23 Tore für die SGW, die meisten in der Regionalliga-Saison 2022/23.

Hinter den Kulissen gab es aber immer wieder Ärger, was vor allem Ex-Trainer Christian Britscho moderierte und aushielt, um sportlich möglichst erfolgreich zu sein. Zuletzt konnte er aber auch nicht mehr helfen. Am Wattenscheider Horrorstart hatte auch Lerche seinen Anteil.

Wattenscheid hat inzwischen Ersatz für suspendierten Lerche gefunden

Nach dem Trainerwechsel zu Engin Yavuzaslan folgte dann bald die Suspendierung durch den damaligen Sportvorstand Christian Pozo y Tamayo.

Auch Pozo-Nachfolger Hartmut Fahnenstich wollte das nicht rückgängig machen, wie er im Winter erklärte: „Dennis Lerche hat Qualität bewiesen und Tore gemacht. Aber im Verein sind sich alle einig, dass es besser wäre, alles bei der Entscheidung zu belassen.“ Alle im Verein - das schließt die Mannschaft ein.

Es war eine Entscheidung, die die SGW sportlich schwächte, Lerche war oft die sportliche Lebensversicherung, die letzte Hoffnung - wenn nichts mehr ging, kam der „Bulle“. Dass Fahnenstich und Yavuzaslan den Kader aber über Lerche hinaus weiter umgebaut haben und dabei nach eigener Aussage vor allem auch Wert auf Charaktere und Führungsspieler legten, zahlt sich dennoch sportlich aus: Mit sieben Punkten hat die SGW in den Spielen seit Anfang Februar schon genauso viele Zähler geholt wie aus den ersten 15 Saisonspielen.

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